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Seit 200 Jahren dürfen die Münchner ihre kühle Maß im Biergarten trinken. Foto: OT

© dpa-tmn

Bayerische Lebensart: Brotzeit unter Kastanien

Ein kleiner Leitfaden zu den schönsten Biergärten in München und Umgebung.

Ein kühles Bier unter Kastanien und eine mitgebrachte Brotzeit – das gehört in Bayern zur Lebensart. Seit 200 Jahren ist das Recht der Münchner auf ihren Biergarten amtlich: Am 4. Januar 1812 erlaubte König Max I. den Brauern, über ihren Bierkellern den Gerstensaft auszuschenken. Hier eine Auswahl der schönsten Biergärten in und um München.

Hirschgarten: Rund 8000 Plätze – das ist Rekord. Der Biergarten des Königlichen Hirschgarten am Rande des Erholungsparks im Stadtteil Nymphenburg ist der größte Biergarten Münchens, manche sprechen sogar vom größten Europas. Dieser Biergarten entstand nicht über einem Bierkeller, sondern um einen Jagdsitz der Wittelsbacher aus dem Jahr 1791.

Biergarten am Chinesischen Turm: Er belegt den zweiten Platz in Sachen Größe. Mit seinen rund 7000 Plätzen ist er im Englischen Garten auch ein Anziehungspunkt für Touristen. 1789 ließ Kurfürst Carl Theodor den Englischen Garten anlegen; damals hieß er „Theodors Park“. 1790 wurde der pagodenähnliche hölzerne Chinesische Turm gebaut, der mehrfach abbrannte. Im Biergarten rund um diesen Turm gibt es Hofbräu-Bier.

Hofbräukeller: Mitten im Szenestadtteil Haidhausen lockt der gemütliche Biergarten mit 1700 Plätzen auch viele junge Menschen. „A bisserl chic, a bisserl leger, jeder Gast ist uns ans Herz gewachsen“, werben die Wirtsleute, die Geschwister Friedrich Steinberg und Silja Schrank- Steinberg. Das Neurenaissance-Gebäude wurde 1892 am Isarhochufer erbaut.

Andechs: Der „Heilige Berg“ mit dem Kloster Andechs rund 40 Kilometer westlich von München ist ein Muss für jeden Besucher. Der Biergarten liegt innerhalb der Klostermauern. Zu den Gästen zählen Einheimische, Wallfahrer und Touristen. Im Kloster werden sieben Sorten Bier gebraut, der Andechser Doppelbock ist legendär. Der Komponist Carl Orff („Carmina Burana“) ist in der Wallfahrtskirche beerdigt.

Paulaner am Nockherberg: Hochpolitisch geht es einmal im Jahr im Paulaner am Nockherberg am Ostufer der Isar zu: Zwar nicht im Biergarten – dafür wäre es im März noch zu kalt –, jedoch im Saal versammelt sich zur traditionellen Starkbierprobe Politprominenz aus Deutschland zum „Derblecken“, sprich: zur satirischen Kritik. Das zu dieser Zeit ausgeschenkte Salvator-Bier ist ein starkes dunkles Fastenbier, das nach einer mehr als 200 Jahre alten Grundrezeptur gebraut wird. Im Biergarten finden mehr als 2000 Menschen Platz.

Biergarten am Viktualienmarkt: Am Viktualienmarkt kommt der Münchenbesucher fast zwangsweise vorbei. Nur ein paar Schritte weiter liegt der Marienplatz mit dem Glockenspiel, das Isartor mit dem Valentin-Karlstadt-Musäum. Den Biergarten auf dem Viktualienmarkt mit seinen malerischen Buden gibt es erst seit 1970. Er lockt vor allem Touristen an und Münchner, die nach dem Einkaufen auf dem Markt noch etwas trinken wollen oder zur Mittagspause hergeeilt sind. Viele Gäste holen ihre Brotzeit an den umliegenden Buden. Alle sechs Wochen wird das Bier einer anderen Münchner Brauerei ausgeschenkt.

Bier am Klosterberg: Ein weiter Blick über saftige Wiesen mit fantastischem Alpenpanorama – die Klosterbrauerei Reutberg liegt idyllisch rund knapp 50 Kilometer südlich von München am Kirchsee, einem moorigen warmen Badesee. Auf dem Reutberg leben bis heute Klosterschwestern. Die Brauerei braut nach alten Rezepturen und dem Reinheitsgebot von 1516 elf Biersorten. Es gibt traditionelle bayerische Schmankerl vom Schweinsbraten bis zum Apfelstrudel – genau genommen geht aber nur ein Teil der beliebten Ausflugsgaststätte als echter Biergarten durch. Nicht im gesamten Garten, sondern nur in einem Teilbereich darf man die Brotzeit mitbringen.

Augustiner: Der Augustiner-Biergarten in der Arnulfstraße ist nach Betreiberangaben der älteste Biergarten Münchens und zählt mit 5000 Plätzen unter mehr als 100 Kastanien ebenfalls zu den größten. Erstmals erwähnt wurde der Biergarten den Angaben zufolge schon im Münchner Stadtplan von 1812.

Sabine Dobel

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