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Hasso Spode ist Tourismusforscher und Leiter des Historischen Archivs für Tourismus (HAT) an der Freien Universität Berlin.

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Reise: „Bora Bora muss dabei sein“

Was Weltreisen wert sind – und wer sie unternimmt

Weltreisen! „Früher waren solche Unternehmungen aufwendig, teuer und selten“, sagt der Tourismusforscher und Leiter des Historischen Archivs für Tourismus (HAT) an der Freien Universität Berlin, Hasso Spode. Heute jedoch, in Zeiten des Massentourismus per Flugzeug, habe die Weltreise viel von ihrer Besonderheit verloren.

Wie hat sich das Reisen entwickelt?

Zunächst war das Reisen ja nicht als Tourismus gedacht, sondern es ging um Bildung und Beziehungen. Pilger zum Beispiel oder Handwerker auf der Walz und auch junge Adelige wurden quer durch Europa geschickt. Das ging erst im 18. Jahrhundert den Bach runter, als die Universitäten so richtig aufkamen. Dann erst entstand das Reisen zum Selbstzweck. Im späten 19. Jahrhundert gab dann das Großbürgertum den Ton an. Reisen wurde zum Statussymbol, aber natürlich hatten die Menschen auch Spaß daran.

Die Touren gingen dann auch oft monatelang, natürlich waren dabei immer unglaubliche Vorbereitungen zu treffen. In den 1870ern entstanden dann Reiseagenturen, die Weltreisen organisiert haben mithilfe des Telegrafen, also des Vorläufers des Internets. Die konnte man im Voraus buchen, meistens dauerten sie etwa ein Vierteljahr. Aber das konnte sich natürlich nur eine winzige Elite leisten, die genug Zeit und Geld hatte. So eine Tour kostete mindestens 10 000 Goldmark, das waren in heutigem Wert mindestens 100 000 Euro, eher mehr.

Wie sieht heute das Image der Weltreise und der Weltreisenden aus?

Das ist dabei, entwertet zu werden. Durch das Flugzeug gehört heute ja nicht mehr viel dazu. Schon in den 70er Jahren konnte man sich relativ günstige Weltreise-Flugtickets kaufen, das haben häufig Studenten gemacht. Heute werden ja an einem großen Flughafen so viele Passagiere gezählt wie früher weltweit im Jahr geflogen sind. Seitdem tendiert der Weltreisenimbus gegen null, das ist ein großer Imageverlust. Aber natürlich ist das nach wie vor so eine Prestigesache. Rucksacktouristen wollen möglichst viel abgeklappert haben. Manche Menschen pappen sich ja auch so Aufkleber hinten ans Auto – das ist halt eine Art Trophäensammlung, und das geht eben auch global.

Gibt es Länder, die schon immer auf dem Programm einer Weltreise standen und auch heute noch dazugehören?

Es gibt natürlich Orte, die einen besonderen Klang haben – Hawaii beispielsweise oder Bora Bora. Auch asiatische Metropolen wie Singapur oder Bangkok sind immer häufiger auf der Liste. Segler müssen einmal um Feuerland herumgefahren sein, und auch die ganz hohen Berge reizen natürlich immer. Der Rest ist Geschmackssache. Vieles verändert sich ja auch. Heute kann man beispielsweise nicht mehr so einfach den früher so beliebten Hippie-Trail bis Afghanistan machen.

Christina Horsten

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