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Reise: Cap Classique am Pool

Wo Albert und Charlene in Südafrika flittern

Sebengas Lider hängen auf halb acht. Rhythmisch drückt er seine Krallen in das weiche Sesselpolster – auf Streicheleinheiten reagiert er, wenn überhaupt, mit zeitverzögertem Schnurren. Der getigerte Kater hat es gut getroffen: Als einziger Permanent Resident der Oyster Box, dem spektakulärsten Strandhotel Südafrikas, lebt er ein faules Luxusleben zwischen mannshohen Bonbonnieren voller rosa Mäusespeck und sattgrünen Palmwedeln.

Charlene und Albert haben Geschmack bewiesen, als sie das Traditionshotel in Umhlanga für ihre Flitterwochen aussuchten. Und natürlich Ortskenntnis: Als waschechte Südafrikanerin weiß Charlene, dass in ihrer Heimat um diese Jahreszeit am Indischen Ozean Urlaubstemperaturen herrschen, während es am Kap kalt und stürmisch werden kann. Rund um Durban dagegen ist das ganze Jahr über Sommer, und im Meer kann man – auf der sicheren Seite der Hai-Netze – schwimmen.

Aber wer braucht schon das Meer, wenn er durch eines der beiden hoteleigenen Schwimmbäder kraulen kann?

1869 stand an der Stelle des heutigen weiß getünchten Hauses noch eine simple Fischerhütte, 1947 wurde die Fünf-Sterne-Kolonialherrenfantasie Wirklichkeit, 2009 feierte die Oyster Box, jetzt im Besitz der Red Carnation Hotel Group, nach einer gründlichen Renovierungsphase Wiedereröffnung.

Besonders die vielen Details, die dem Besucher erst beim zweiten Blick auffallen, und die abendliche Sundowner-Aussicht von der Bar auf den rot-weiß gestreiften Leuchtturm machen das Ganze zu einem haften bleibenden Erlebnis.

Bei unserem Aufenthalt im Mai hat uns der Gedanken lesende Oberkellner im Fine-Dining-Restaurant „Grill Room“ am besten gefallen: Mit zärtlicher Hingabe buk und flambierte er zunächst eine göttliche Crêpe Suzette direkt am Tisch, bevor er bei einer spontanen Führung durch den Weinkeller des Restaurants (ein vorsichtiger Blick in diese Richtung hatte genügt) von den Trinkgewohnheiten britischer Geschäftsreisender schwärmte. Ehrliches Entsetzen spiegelte sich in seinem Gesicht, als wir andeuteten, am Folgetag leider abreisen zu müssen: „I’m heartbroken.“

Es sind weder die gemütlichen Daybeds auf dem privaten Sonnendeck noch die im Takt von REMs „Everybody hurts“ nach links und rechts fächernden Bastblätter über der Lighthouse-Bar – es ist der teils unprätentiöse Service, der die Oyster Box ausmacht. Wer in Ruhe gelassen werden will, wird in Ruhe gelassen – aber wem am Pool nach einem Cap Classique, dem südafrikanischen Champagner, ist, der kriegt die Vorzüge der einzelnen Sorten in einem leichtfüßigen Vortrag erklärt, inklusive Preisangabe. Und wem der Sinn nur nach einer knusprigen Pizza steht, dem wird sie im Holzofen gebacken.

Charlene und Albert sind vielleicht sonst nicht zu beneiden – um diese Flitterwochen allerdings schon. Ihre Suite ist 246 Quadratmeter groß, verfügt über zwei Etagen und einen eigenen Aufzug. Wenn sie Glück haben, lässt Sebenga sich zu einem Kurzbesuch herab. Esther Kogelboom

www.oysterboxhotel.co.za

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