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Reise: Das ABC von Paris

„Womöglich liebe ich Paris, weil ich nie dazugehören werde, wie sehr ich mich auch anzupassen versuche“, schreibt der niederländische Schriftsteller Adriaan van Dis in seinem wunderbaren Buch „Unter den Dächern aus Zink. Paris, ein ABéCédaire“.

„Womöglich liebe ich Paris, weil ich nie dazugehören werde, wie sehr ich mich auch anzupassen versuche“, schreibt der niederländische Schriftsteller Adriaan van Dis in seinem wunderbaren Buch „Unter den Dächern aus Zink. Paris, ein ABéCédaire“.

Dieses sorgfältig gestaltete Werk ist kein Reiseführer für Paris, sondern eine Vertiefung für den Kenner. Van Dis hat dort eine Weile gelebt, davon zeugt auch der Roman „Ein feiner Herr und ein armer Hund“. Diese vorliegende Liebeserklärung an die Stadt ist sozusagen eine Art Steinbruch für den Roman – wer ihn liest, wird alte Bekannte wiedertreffen.

Van Dis bewegt sich jenseits der touristischen Trampelpfade, versucht, das Wesen der schönen, aber anfangs auch abweisenden Stadt zu ergründen – und entdeckt dabei Kurioses, etwa die kleine Gruppe Königstreuer, die Punkt 10 Uhr 22 auf der Place de la Concorde ihre Häupter entblößt, weil zu diesem Zeitpunkt im Jahr 1793 König Ludwig XVI. seinen Kopf verlor. Der Autor besucht auch die Banlieus und spürt die Ablehnung der Bevölkerung, staunt über die Brutalität der Architektur, er betrachtet interessiert die Kleidersitten der Pariser, der „Botoxschlampen vom Sechzehnten“, aber auch die der Nonnen und der Muslime. Verhüllung ist relativ.

Van Dis lädt in seinem originellen ABC dazu ein, Paris auf ungewöhnliche Art zu entdecken, und Übersetzerin Marlene Müller-Haas ist es genial gelungen, die Überschriften zu den Kapiteln so zu übersetzen, dass das ABC auch noch auf Deutsch stimmt. Rolf Brockschmidt





— Adriaan van Dis:
Unter den Dächern aus Zink. Paris, ein ABéCédaire. Aus dem Niederländischen von Marlene Müller-Haas. Corso, Hamburg 2011. 104 Seiten, 19,90 Euro.

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