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Reise: Designer im Hotel – oft Albtraum der Reisenden

Neulich in Petra – und davor in Rimini, Bregenz, Hanoi und Flensburg: Hotelzimmer. Früher Morgen.

Neulich in Petra – und davor in Rimini, Bregenz, Hanoi und Flensburg: Hotelzimmer. Früher Morgen. Das Leben so weit ein Genuss. Bis zum Eintritt ins Bad: Dusche. Mischbatterie, chromblitzendes Mysterium. Kommt, was kommen muss: Betroffenheit. Verzweiflung.

Also: Ist da ein Hahn, der sich aufdrehen lässt? Immerhin ja – und er liefert sogar kaltes Wasser. Kein zweiter, um an warmes zu kommen? Leider nein. Irgendein Knopf, ein Knüppel, ein Stück Chrom, das man nach links schieben, nach rechts drehen, nach oben falten oder nach hinten klappen könnte? Fehlanzeige. Hält vielleicht ein unsichtbar in die Wand versenkter Schieber den warmen Regen zurück? Nichts zu entdecken. Oder muss man zur Abwechslung einfach mal nur laut brüllen und den Duschkopf lang genug anstarren, um das Wasser auf Temperaturen zu bringen? Und wie steht es mit jenem Rad, das doch den Abfluss … aaah, Teufel nochmal, ist das heiiiß!

Designer sind, neben blasierten Kellnern, verschnarchten Empfangsdamen oder Taxifahrern mit Sendungsbewusstsein der Albtraum jedes Reisenden. Wenn sie auch nur ahnten, für wie viele Quadratmeter mal verbrühter, mal schockgefrosteter Haut sie Verantwortung tragen! Wie viele Stunden nutzlos vertaner Lebenszeit – nervöses Fingern, entnervtes Grübeln, Kopf-an-Kacheln-Schlagen – auf ihr Konto gehen! Wie viele Verwünschungen jeden Morgen in den Hotelzimmern dieser Welt auf sie niederprasseln!

Die Schlimmsten sind die ganz Pfiffigen. Die glauben, das Rad neu erfinden zu müssen und fest der Ansicht sind, dass beim Ei, designtechnisch gesehen, noch ganz schön Nachbesserungsbedarf bestehe. Und die ihre ganze Nichtphilosophie in die Form technischer Monstrositäten packen.

Denn es sind ja nicht die Duscharmaturen allein, mit denen sie einem den Spaß am Leben in fremden Zimmern vergällen. Da versehen sie die Etiketten der kleinen Fläschchen zuverlässig mit so winziger Schrift – wer je versucht hat, sich mit Body Milk die Haare zu waschen, weiß Bescheid. Da gibt es die Joysticks, die Klimaanlagen steuern. Die Flachbildschirme mit Gebrauchsanleitung, neben deren Umfang die Hotelbibel sich ganz dünn macht. Die Lichtbatterien. Internetanschlüsse. Elektronischen Türschlüssel.

Hoteliers aller Länder, vereinigt euch! Fordert das Einfache, das doch nicht so schwierig ist: zwei Hähne. Ein blauer, aus dem kaltes, ein roter, aus dem warmes Wasser fließt. Dazwischen ein einfacher Hebel zum Umschalten auf Dusche.

Sie aber, die selbstverliebten, selbsternannten Genies der hohlen Ästhetik – sie sollen in der Hölle schmoren. Oder nein: Ein selbst entworfenes Hotelzimmer tut es auch. Franz Lerchenmüller

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