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Die Chronik der Sea Cloud: Ein Großsegler unterwegs in der Geschichte

Fast spannender und abwechslungsreicher als ein Abenteuerroman. So liest sich die Geschichte der Sea Cloud. Von einer Privatjacht, Pearl Habor und Pazifikreisen lesen Sie hier...

Der 5-Sterne-Großsegler Sea Cloud ist eine Viermastbark, die im Jahre 1931 im Auftrag des US-amerikanischen Multimillionärs und Börsenmaklers Edward Francis Hutton (1875-1962) unter dem Namen Hussar für Huttons Ehefrau Marjorie Merriweather Post gebaut und ausgerüstet wurde. Die Motoryacht mit der Takelage einer Viermastbark war in ihrer Zeit die größte und luxuriöseste je gebaute Privatsegelyacht der Welt.

Die heutige Sea Cloud wurde am Sonnabend, 24. April 1931 als „Hussar“ auf der Germaniawerft in Kiel von der Frau des Kapitäns, einer Frau Lawson, getauft.  Die Kieler Neuesten Nachrichten berichteten in ihrer Ausgabe vom 25. April 1931 über den Stapellauf:„Bei einer Länge von 93,27 Meter, einer Breite von 14,94 Meter und einer Seitenhöhe von 8,53 Meter wird die Bark eine Verdrängung von 3000 Tonnen haben.

Der Neubau ist dadurch bemerkenswert, dass er als Hilfsantrieb mit einer Diesel-elektrischen Anlage ausgerüstet ist. Den Strom erzeugen vier kompressorlose, nicht umsteuerbare Viertakt-Krupp-Dieselmotoren, die in sechs Zylindern eine Leistung von je 800 effektiven Pferdestärken entwickeln. Den eigentlichen Antrieb übernehmen zwei Elektromotoren von etwa 2700 effektiven Pferdestärken Leistung, die dem Schiff eine Geschwindigkeit von etwa 14 Knoten verleihen werden. (…). Mit vollem Zeug wird der Segler eine Gesamtsegelfläche von etwa 3328 Quadratmeter haben.“

Die Vereinigten Staaten wurden Ende 1941 durch den Überfall der Japaner auf Pearl Harbour in den Zweiten Weltkrieg hineingezogen. Und schon kurz darauf begann die Navy, Privatyachten für die Verstärkung der Flotte zu akquirieren und für die U-Boot-Jagd, für Patrouillenfahrten und für die Wetterbeobachtung auszurüsten. Die Sea Cloud wurde an der Ostküste der Vereinigten Staaten eingesetzt. Während alle anderen Yachteigner ihre Schiffe im Krieg verloren oder an die Navy verkauft hatten, war die Sea Cloud unmittelbar nach dem Kriegsende das einzige private Luxusschiff dieser Größe, das sich noch in Fahrt befand.

Nach dem Verkauf des Großseglers 1955 gab es dann einige dunkle Kapitel in der Entwicklungsgeschichte der einstmals mondänen Privatyacht – bis sie 1978 von einer Gruppe Hamburger Reeder und Kaufleute entdeckt und zu neuem Leben erweckt wurde. Weiteres zur Geschichte findet sich unter www.seacloud.com.

Lesen Sie mehr über die Windjammer-Legende auf Seite zwei.

Im Frühjahr dieses Jahres wurde die mittlerweile 80jährige Windjammer-Legende in der Bremerhavener MWB-Werft an die seit Oktober 2010 geltenden internationalen Sicherheitsvorschriften (SOLAS= Safety of life at sea) für Passagierschiffe angepasst. Ziel der Grundsanierung war es, trotz der umfangreichen Arbeiten den originalen Charakter der Viermastbark zu erhalten.

Die Sea Cloud ist zwar eine Stahlyacht, allerdings besteht der Inneneinbau zu einem Großteil aus Holz, das einer Spezialbehandlung unterzogen wurde: Die Original-Holzpaneele wurden abgebaut, beschichtet und mit einer Brandschutz-Isolierung unterfüttert. Die ehemaligen Holztreppen im Originalbereich wurden durch Metalltreppen ersetzt. Der Bodenunterbau im Bereich der Originalkabinen wurde durch Brandschutzböden erneuert.

Außerdem wurden zusätzliche lokale Feuermelder und Sprinkler eingebaut. Durch den Einbau eines Brandschotts in der Schiffsmitte wurden zwei voneinander isolierte Bereiche geschaffen.

Das Besatzungsdeck wurde komplett entkernt und gemäß SOLAS-Vorschriften neu aufgebaut. Die Fluchtwege und die Anordnung der Lagerräume wurden neu gestaltet. Die Versorgungs- und Entsorgungsleitungen sowie die Elektrik wurden erneuert und der gesamte Crew-Bereich an eine neue Klimaanlage angebunden.

Alle Bereiche des Schiffes wurden mit Ultraschall auf ihre Materialdicke gemessen und wo erforderlich erneuert. Die Plattenstärken entsprechen noch heutigen Neubauvorschriften, was auf den hohen Baustandard und die Solidität des Schiffes hinweist.

Zwei neue, leistungsstarke Hilfsdiesel für die Stromerzeugung wurden eingebaut. Sie haben einen geringeren Treibstoffverbrauch mit niedrigeren Emissionswerten. Die Hauptmotoren wurden gründlich überholt, die Abgasleitungen neu isoliert. Das Brückenhaus wurde erweitert, die Radar- und Navigationsgeräte wurden erneuert.

Rigg: Klüverbaum, Vormast, Hauptmast, Teile des Kreuzmasts und die Mittelstücke von mehreren Stahlrahen wurden erneuert, die Takelage generalüberholt. Das Teakdeck, die Teakbänke und Handläufe wurden abgeschliffen und neu versiegelt. Die Kabinen 30-37 (Lidodeck) und 14-17 (Promenadendeck) haben neue Bäder erhalten. In diesen Kabinen sowie in den beiden Kabinen 9 und 10 (Hauptdeck) wurden die Teppiche, Polster und Stoffe in einem neuen Farbkonzept ausgetauscht. In allen Originalkabinen wurden die Antiquitäten fachgerecht restauriert.

Seit 1979 ist Sea Cloud Cruises eine der ersten Adressen in der Welt der Kreuzfahrten. Die Schiffe werden seit Jahren vom Berlitz Cruise Guide mit fünf Sternen ausgezeichnet, zuletzt im September 2010.

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