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Dänemark: Ferienhaus in den Dünen

Familien als Stammgäste: Der Sommer in Westjütland ist vom Wetter her unberechenbar - aber schön ist es trotzdem.

Über Nacht hat der Wind auf Südwest gedreht, eine kräftige Brise bewegt die Gräser in der weiten Dünenlandschaft von Henne Strand. Immer wieder huschen Schatten über die Sandhügel, geworfen von den hohen weißen Wolken, die der Wind von der Nordsee her gegen die dänische Westküste treibt. Heftig schlägt die Brandung auf den harten Sand, wo sich eine junge Frau und ihre Tochter mit einem Drachen abmühen – er will nicht so zum Himmel steigen, wie er soll. Einige Strandspaziergänger, barfuß und in kurzen Hosen, schauen teils amüsiert, teils mitleidig zu, bis der Drachen schließlich oben ist.

Nicht jeder Sommertag im Westen von Jütland ist so angenehm wie dieser: sonnig, aber nicht zu warm, mit weißen Wolken am tiefblauen Himmel und genug Zeit, um aktiv zu sein und trotzdem zu entspannen.

Es kann hier auch mal regnen oder drückend heiß sein, das Wetter ist schwer berechenbar. Und bei starkem Ostwind kommt es schon mal vor, dass Millionen von Marienkäfern an die Strände getragen werden, wo sie sich an alles klammern, was sie vor dem Hinauswehen aufs Meer rettet: Dünengrashalme, Sandburgen, Bikinis und Badetaschen.

Die Badeorte Westjütlands heißen Blåvand, Vejers Strand, Henne Strand und Hvide Sande und bestehen im Wesentlichen aus Tausenden von Ferienhäusern, die sich zwischen den Dünen verstecken. Und obwohl die Gästezahlen aus Deutschland schon lange nicht mehr so hoch sind wie in den frühen 90er Jahren, sind die weitläufigen Strände im Sommer fest in deutscher Hand: Auf den Parkplätzen stehen nur wenige Autos aus Dänemark und Norwegen zwischen denen mit D-Kennzeichen.

Es gibt viele Stammgäste, die jedes Jahr wiederkommen, und andere, die es bei einem einzigen Besuch in Westjütland belassen. Denn Dänemark ist kein preiswertes Reiseland. Die Ferienhäuser sind oft sehr komfortabel, aber Strom schlägt bei den Nebenkosten mächtig zu Buche. Beim Bäcker wandern acht Brötchen für umgerechnet fast sechs Euro über die Theke. Auch Eier, Milch und Fleisch sind teurer als in Deutschland, viele Familien packen ihre Kombis mit Vorräten voll. Das hilft dann dabei, das Eintrittsgeld zum Beispiel für den Freizeitpark Legoland anzusparen, der eine Autostunde von der Küste entfernt bei Billund im Landesinneren liegt: In der bunten Welt aus Millionen Legosteinen mit ihren Wildwasser- und Achterbahnen zahlt eine vierköpfige Familie rund 130 Euro Eintritt am Tag.

Andere Ausflüge fallen günstiger aus – nach Ribe und Esbjerg zum Beispiel. Ribe gilt als älteste Stadt des Königreichs Dänemark und bietet neben einer ansprechenden Fußgängerzone vor allem eine sehr alte Kirchenarchitektur. Der Dom mit seinem fast 50 Meter hohen Turm geht auf das 13. Jahrhundert zurück, die Klosterkirche St. Catharinæ ist rund 200 Jahre jünger.

Für Familien mit kleinen Kindern könnte allerdings eine Tagestour nach Esbjerg die bessere Wahl sein. Denn dort ist das Fischerei- und Seefahrtmuseum ansässig, das viele interaktive Bereiche bietet: Die Besucher können Meeresbiologen bei der Arbeit im Labor zuschauen, ein kleines Bassin mit Fischen dient als „Unterwasser-Streichelzoo“.

Zwischen alten Fischerbooten zeigen Seiler und Schmiede unter freiem Himmel, wie Handwerker früher gearbeitet haben; ein Netzmacher lässt sich auf die Finger schauen, wenn er Hängematten anfertigt. Und zweimal am Tag werden die Kegelrobben und Seehunde im Außenpool gefüttert – die Museumsmitarbeiter machen daraus eine große Show mit Erläuterungen in drei Sprachen.Esbjerg ist mit rund 83 000 Einwohnern Dänemarks fünftgrößte Stadt. Trotzdem schließen auch hier – wie im übrigen Dänemark – die Läden in der Innenstadt an den meisten Tagen schon um 17.30 Uhr. Als Hafenstadt wird Esbjerg außerdem zum Teil von Industriebauten geprägt, die auch im Blickfeld liegen, wenn Besucher vor dem jüngsten Wahrzeichen der Westküste stehen: der Skulptur „Menschen am Meer“ des Künstlers Svend Wiig Hansen mit ihren vier jeweils neun Meter hohen, weißen Figuren, die als Symbol für die Begegnung von Mensch und Natur seit 1995 auf die Nordsee schauen.  dpa

Informationen: Visit Denmark, Hamburg, Telefon: 01805/32 64 63 (14 Cent pro Minute aus dem Festnetz),

Internet: www.visitdenmark.com 

Christian Röwekamp

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