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Nur unterm Hallendach ist noch Platz. Am Boden sind die Tropen mittlerweile zugebaut.

© Bernhard Ludewig/Tropical Islands

Tropical Islands: Irgendwo da hinten ist die Südsee

Ende 2004 wurde „Tropical Islands“ im Spreewald eröffnet. Der Freizeitpark – gerade kam ein Außenbereich dazu – boomt. Warum nur? Ein Besuch.

Das ist doch mal eine praktische Sache: Anfang Mai haben die Tropen eine Hintertür bekommen. Gleich neben dem Rutschenturm führt ein Gang aus den kuscheligen 26 Grad des „Tropical Islands“ hinaus ins Brandenburger Echtzeitklima, nach „Amazonia“. In dem neuen Außenbereich kann man nun zu jeder Jahreszeit in zwei großen beheizten Becken schwimmen. Für Kinder gibt es eine Wasserspiel-Landschaft, außerdem Felder für Beachvolleyball und Beachsoccer.

Der schnellste Weg nach draußen ist der „Whitewater River“: Auf 250 Metern spült der Strömungskanal Wagemutige sprudelnd und schäumend eine breite Rinne hinunter, teilt sich mal hier mal da und spuckt sein Treibgut am Fuß eines Hügels mit Schmackes wieder aus. Keine Chance, dabei den Kopf über Wasser zu halten. Überhaupt gilt für das Spektakel: Nicht lang nachgedacht, lieber beherzt hineingehüpft.

„Viele Gäste haben sich einen Außenbereich gewünscht“, sagt „Tropical-Islands“-Sprecherin Janet Schulz. Noch müssen die Halme auf den Hängen und der Liegewiese ein wenig üppiger sprießen, die Blumenbeete fertig bepflanzt werden. „Eben wie im Freibad“, bemerkt eine Besucherin und lässt den Blick schweifen. Fast, denn ein Sportbecken fehlt. Nur auf zwei Bahnen in einem der Außenpools können Schwimmer loskraulen. Mit 1,35 Meter an der tiefsten und einigen Zentimetern an der niedrigsten Stelle ist die gesamte Badewelt eher zum Planschen da.

Die Freiheitsstatue würde hier locker reinpassen

Die Tropen haben eben andere Reize. Nur wenige Schritte unter die gigantische Käseglocke aus Glas und Stahl und man fühlt sich wie frisch dem Ferienflieger entstiegen. Schnell raus aus Jacke und Pullover – wären die Schlangen an den Kassen nur nicht so lang und die verschwitzten Kinder nur nicht so zappelig. Wer endlich das Drehkreuz durchquert hat, legt staunend den Kopf in den Nacken. Mehr als 100 Meter hoch ist die Halle, in der die Firma Cargolifter einst ihren Transportzeppelin bauen wollte, dann aber Insolvenz anmelden musste.

Die Freiheitsstatue würde hier locker reinpassen, der umgekippte Eiffelturm von einem Hallenende zum anderen reichen. Durch die warme Luft schallen die Rufe exotischer Vögel – einige vom Band, andere aus den Kehlen echter Papageien, Flamingos und Fasane. In einem Becken recken Schildkröten die Köpfe aus dem Wasser. Und irgendwo dort hinten muss sie liegen: die Südsee.

Während der Inselneuling noch den Schilderwald studiert, zeigt der fünfjährige Noah – seiner Oma weit voraus – in Richtung Urwald. „Da geht’s lang, da ist auch das Piratenschiff.“ Das war das Zauberwort. Die Kinder traben hurtig los, vorbei an Flamingoteich, Hängebrücke und Cocktailbude. Und da ist sie tatsächlich: eine geschwungene Bucht mit blau schimmerndem Wasser und feinem Sandstrand. Am Horizont spannt sich ein riesiges Banner mit Wolkenpanorama, das an den Rändern dezente Falten wirft. Das Paradies ist fast perfekt.

Stolze Preise, aber man will den Kindern ja etwas bieten

Okay, es gibt einen Haken. Man muss es sich mit ganz schön vielen Menschen teilen. Rund 6000 Besucher passen auf die Insel. Nix da mit Robinson-Crusoe-Romantik. Wer einen der dicht an dicht stehenden Liegestühle ergattern will, muss Glück haben – oder unauffällig eines der Handtücher zu Boden zuppeln, die hier nach guter deutscher Sitte deponiert wurden. Dabei kommen längst viele Besucher aus dem Ausland, berichtet Janet Schulz, aus dem nahen Polen, aus Holland, Dänemark oder Schweden.

Möglich machen das die Hotels, die nach und nach in der Halle errichtet wurden. Das „Royal Harbour“ etwa gleicht einer alten Hafenstadt, entlang der „Lagune“, dem zweiten großen Pool, stehen bunte Strandhäuser. Über einem Wasserfall thronen die neuen Juniorsuiten, für die je nach Tag und Saison auch schon mal 300 Euro pro Person und Nacht fällig werden. Am günstigsten nächtigt man in einem der einfachen Zelte des „Regenwald-Camps“ ab 69 Euro.

Stolze Preise, das findet auch Enrico aus der Nähe von Zwickau, der mit seinem Sohn im Kinderclub „Tropino“ spielt. Trotzdem kommt er immer wieder – „der Finn hat Spaß, und ich will ihm ja auch was bieten“, meint der braungebrannte Sachse. Eigentlich wollten sie zwei Nächte bleiben, doch morgen ist schon alles ausgebucht.

Es gibt auch Spinnen. Die einzige giftige sitzt aber hinter Glas.

Draußen in Amazonien.
Draußen in Amazonien.

© Dietmar Gust/Tropical Islands

Ach, dabei ließe sich noch viel unternehmen. Eine ayurvedische Massage vielleicht oder ein Gang in die Sauna? Die Kinder sehen das anders. „Mama, wir wollen baden!“ Während der Kleine sich prustend vom Wasserpilz berieseln lässt übt die Große Streckentauchen und Handstand. „Oops, ’tschuldigung!“ Und schon wieder war ein fremder Kopf im Weg. In der „Lagune“ ein freies Fleckchen für derlei Kunststücke zu finden, ist schwierig. An den beiden unterirdischen Rutschen haben sich lange Schlangen gebildet.

Aber in ein paar Minuten geht ohnehin unser Flug. In einem Heißluftballon, der von jungen Männern an langen Seilen durch die Halle gezogen wird, kann man sich die Inselwelt von oben begucken. „Keine Sorge, das ist nicht zu schwer“, beruhigt Zdenek aus Tschechien und klinkt erst die Kinder, dann die Kamera absturzsicher an der Takelage ein. „Das meiste erledigt der Auftrieb.“ Sanft schaukelnd schwebt der Korb in die Höhe. Wahnsinn, wie viel Platz hier oben ist. Am Boden wuseln die Besucher wie Ameisen umher. Und da hinten erhebt sich das nächste Ziel: der Rutschenturm.

Von kurz und schmerzlos über lang und lustig bis zur „Turbo-Röhre“, deren Geschwindigkeitsrekord bei 70 Stundenkilometern liegt, reicht die Auswahl. „Mein Mann sagt, das ist ganz easy“, ruft eine schlanke ältere Dame fröhlich und erklimmt die Stufen zur breiten roten Reifen-Rutsche. Unten, am Fuß das Turmes, wacht Beata darüber, dass es keine Zusammenstöße gibt.

Gewundene Pfade schlängeln sich zwischen Fischschwanzpalmen

Nur bei Grün rutschen, keine Reifenketten bilden, zügig raus aus dem Becken, ermahnt die junge Polin geduldig. Vor allem bei Jugendlichen in großen Trupps müsse sie gut aufpassen, sagt Beata. Die trifft man hier an jeder Ecke; das „Tropical Islands“ scheint auch für Klassen und Jugendgruppen ein beliebtes Ziel zu sein.

Draußen wird es nun langsam dunkel. Eine prima Zeit für einen Spaziergang durch den Dschungel – „den größten Indoor-Regenwald der Welt“, verrät Chefgärtner Bernd Green, der mit seinem Team für das Gedeihen der mehr als 50.000 Pflanzen verantwortlich ist. Gewundene Pfade schlängeln sich zwischen Fischschwanzpalmen, Karambola- und Jackfruchtbäumen hindurch. „Kommen Sie im Sommer wieder, dann wachsen hier Bananen und Sternfrüchte – viel aromatischer als die im Laden“, erzählt der gelernte Zierpflanzengärtner.

Auch Tiere leben im Unterholz, in den Büschen und Teichen: Haiwelse und Alligatorhechte, Rotwangenschildkröten und winzige Spinnen. Doch keine Angst, die einzig giftige sitzt hinter Glas.

Dass die Luftfeuchtigkeit den Menschen zuliebe von 80 auf rund 40 Prozent gesenkt wird, stört die Pflanzen nicht weiter. Schädlinge werden statt mit Chemie mit biologischen Nützlingen bekämpft, zum Beispiel mit Schlupfwespen gegen Läuse, berichtet Green, der als Forstwirt auch für das riesige Außengelände zuständig ist – mit Wiesen, Wald, Campingplatz und dem Areal mit den neuen „Mobile Homes“.

Das sind hübsche moderne Holzhäuser, die Gäste mieten können, die den Blick zur Tropen-Decke abends lieber gegen den echten Sternenhimmel eintauschen. Und morgen setzt man dann einfach wieder über, auf die Insel unter der Käseglocke.

Tipps für Tropical Islands

So sah es hier früher aus...
So sah es hier früher aus...

© Patrick Pleul/dpa

ADRESSE & ANREISE

Tropical Islands

Tropical-Islands-Allee 1

15910 Krausnick

Mit dem Auto: aus Berlin über die A 13 Richtung Dresden bis Staakow.

Mit der Bahn: Regionalexpress RE 2 oder Regionalbahn RB 24 bis „Brand/Tropical Islands“ (beide stündlich); vom Bahnhof fährt ein kostenloser Shuttlebus.

ÖFFNUNGSZEITEN

Für Übernachtungsgäste ganzjährig rund um die Uhr, für Tagesgäste von 6 bis 24 Uhr.

Der Außenbereich ist von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

EINTRITT

Tagesticket (Halle und Außenbereich): Erwachsene 42 Euro/ermäßigt 33 Euro, Kinder bis 14 Jahre 33 Euro, Kinder bis fünf Jahre frei. Mit Saunanutzung kostet das Tagesticket 49 Euro bzw. 39,50 Euro.

Außerdem gibt es verschiedene Kurzzeit-Tickets sowie Jahreskarten (zwischen 295 Euro und 425 Euro).

ÜBERNACHTEN

Die Preise variieren je nach Wochentag und Saison. Wer zum Beispiel am 18./19. Juni mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern in der Halle schlafen will, bekommt ein Familienzimmer derzeit ab 415 Euro, inkl. Frühstück und Eintritt. Ein Viererzelt in der Halle kostet zur gleichen Zeit 182,50 Euro. Außerhalb der Halle gibt es einen Campingplatz, „Mobile Homes“ (mind. zwei Nächte) und Ferienhäuser von Novasol.

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