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Auf weißen Pfaden. Zu Fuß macht der Winter im Alpbachtal auch Spaß.

© Kaiser

Österreich: Tirol bleibt gemütlich

„Ski Juwel“: Das Alpbachtal und die Wildschönau verbindet eine Gondel.

Nebel wabert über den Berg, legt sich über den Schnee und verschluckt alle Bodenwellen. „Man sieht überhaupt nichts mehr“, klagt Daniela. Skiguide Peter Lederer hat ein Einsehen: „Einkehrschwung“, ruft er. Zum Glück liegt die Böglalm gleich an der Piste. Kaum sind wir mit unseren schweren Stiefeln reingestolpert, maulen wir nicht mehr übers schlechte Wetter. Denn: Drinnen ist es urgemütlich. Rot-weiß karierte Sitzkissen auf den Holzstühlen, alte Wagenräder als Lampen hängen über rustikalen Tischen, im Kamin knistern glühende Holzscheite. Natürlich bestellen wir „Kasspatz’len“, die Spezialität am Berg.

In diesem Winter werden die Wirtsleute viele neue Gesichter sehen. Denn das kleine Skigebiet Alpbachtal hat sich im vergangenen Jahr durch eine neue Gondelbahn mit der benachbarten Wildschönau verbunden. Als „Ski Juwel‘“ wird das gesamte Areal nun vermarktet und wirbt mit 145 Pistenkilometern. Zehn Jahre lang wurde an Plan und Ausführung getüftelt. 13, 5 Millionen hat die Seilverbindung gekostet, und erst in 15 Jahren, so schätzt Bergbahnchef Ludwig Schäffer, wird sie sich amortisiert haben. Aber: Es gab keine Alternative. In beiden Gebieten waren die Touristenzahlen rückläufig, „Wir mussten handeln“, sagt Schäffer.

Beide Orte, die Wildschönau und das Alpbachtal, diskutierten eifersüchtig, wer von der neuen Verbindung wohl am meisten profitieren würde. Aber schon die erste Saison hat gezeigt, dass beide gewonnen haben. Die Buchungszahlen haben angezogen, seit einfache und schwierige Pisten wechselseitig zu befahren sind. Ideal für Familien, in denen die Mutter schnell mal eine schwarze Piste hinuntersausen kann, während der Vater mit den Kindern auf den einfachen blauen unterwegs ist.

Urgemütlich ist die Region rund um das „schönste Dorf Österreichs“. Dass Alpbach entsprechend ausgezeichnet wurde, versteht jeder sofort. Sämtliche Häuser sind aus Holz. Diese Einheitlichkeit verdanken die Tiroler dem weisen Alpbacher Bürgermeister Alfons Moser. 1953 erwirkte er den Beschluss, dass jedes neue Haus im alten Stil errichtet werden muss. Bis heute haben sich alle Bürger daran gehalten. Und noch immer wagt es niemand, höher als drei Stockwerke zu bauen.

Moderner Skizirkus ist fern

Neue Gondel hin oder her: Man muss nicht Skifahren, um hier in der kalten Jahreszeit froh zu werden. Ein dichtes Netz von Winterwanderwegen existiert. Natürlich ist alles gut ausgeschildert, aber man würde sich auch ohne Wegweiser überall zurechtfinden. „Solange du einen Kirchturm siehst, kannst du dich nicht verlaufen“, sagt Peter Lederer. Eine Brotzeit muss der Wanderer nicht mitnehmen, Gasthäuser sind reichlich zu finden. „Im Erbhof Rossmoos, 300 Jahre alt, gibt’s das beste Pfeffersteak“, erzählt Lederer.

Sogar der Friedhof lockt Spaziergänger. Metallkreuze in vielen Varianten stehen hier, Jesus wacht gemeinsam mit schönen Engeln. Gediegene Grabsprüche zu lesen. Einer stammt von Rainer Maria Rilke. „Wir sind immer in einem Ermatten, ob wir rüstig sind oder ruhn, aber wir haben strahlende Schatten, welche die ewigen Gesten tun“, hat der Dichter hinterlassen.

Moderner Skizirkus ist fern. Die Hütte Gipföhit gleich neben der Bergstation am Schatzberg auf gut 1900 Metern, ist erst drei Jahre alt. Doch sie ist so rustikal wie ihre hundert Jahre alten Vorgängerinnen, und die Preise sind durchaus moderat.

Wer tagsüber nicht ausgelastet war, kann abends die vier Kilometer lange beleuchtete Piste am Reither Kogel hinunterfahren. Vom Almstübl Gschwendt aus, beim deftigen Käsefondue, sieht man die Skifahrer vorbeisausen. Doch Etliche stapfen an der Seite auch hinauf. Respekt. „Viele Einheimische schnallen sich Felle unter die Skier und fahren dann auf unberührten Hängen hinunter“, erzählt der Gschwendtner Wirt. Es sei ihnen zu voll auf den Pisten.“ Dass sie es nun aber neben der beleuchteten Strecke machen, ärgert die Liftbetreiber. „Sie nutzen die Piste, zahlen aber nichts“, schimpfen sie. Beim einem Bier werden sie sich wieder vertragen. Etwa in der Braustube von Josef Moser, der dort nur eigene Kreationen einschenkt. „Der Tiroler ist ein Gemütlicher“, sagt Moser. In diesem Tal auf alle Fälle.

Auskunft. Tourismusinformation Wildschönau, Telefon: 00 43 / 53 39 / 825 50, Internet: wildschoenau.com, alpbachtal.at

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