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Mooooment! Ist das offensichtliche Übergepäck auch bezahlt? Was Zusatzgebühren angeht, sind viele Fluggesellschaften erfindungsreich.

© Ingo Wagner, picture alliance

Extrakosten für Fluggäste: Vorsicht Falle!

Nicht nur sogenannte Billig-Airlines machen mit vermeintlichen Sonderleistungen Kasse.

Gebühren für dieses und für jenes – das kennt der Reisende inzwischen zur Genüge. Bei Flugbuchungen lohnt es sich allerdings, etwas sorgfältiger hinzuschauen. Bei allen Airlines. Bei den sogenannten Billigfliegern noch etwas genauer. Denn Letztere greifen ihren „Gästen“ vor allem direkt am Flughafen besonders gern und tief in die Tasche. Und dann kann der vermeintliche Schnäppchenflug im Handumdrehen zu einem wahrhaft teuren Spaß werden.

Oft merkt der Reisewillige schon beim Buchungsvorgang online, dass der zunächst genannte Preis stetig in die Höhe klettert. Dabei relativiert sich schnell der vermeintliche Vorteil gegenüber Fluggesellschaften ohne den „Billig-Stempel“. Denn es muss ja nicht nur der reine Transport für eine Person gebucht werden. Schließlich soll ja auch noch ein Köfferchen mit. Und um den Sitzplatz möchte sich auch niemand unbedingt raufen. Doch so ziemlich alles kostet extra.

Ryanair gilt allgemein als der Wegelagerer schlechthin, was die Extrakosten betrifft. Der fraglos erfolgreiche irische Überflieger, der mit scheinbar billigen Tickets auf seine Buchungsmaschine lockt, lässt sich einen ganzen Rattenschwanz von Leistungen, die woanders selbstverständlich sind, zusätzlich vergüten. Bei den meisten Fluggesellschaften etwa können Reisende am Abflugtag am Schalter kostenlos einchecken. Bei Ryanair geht das nur online. Und zwar für 7 Euro. Mancher Passagier meint, das sei vergleichbar mit einem Bäcker, der zunächst einen Euro dafür verlangt, dass der Kunde überhaupt seinen Laden betreten darf oder eine Extragebühr dafür nimmt, dass jemand die Schrippen in die Tüte packt. Die Gebühr wird auch ohne Federlesen gleich auf die Rechnung gesetzt.

Gewiss, Ryanair weist beim Online-Buchungsvorgang auf alle Zusatzgebühren hin: „Die Preise enthalten keine optionalen Gebühren. Bitte klicken Sie hier, um eine vollständige Gebührenliste von Ryanair anzuzeigen.“ Und die ist lang. Hier nur eine kleine Auswahl: Priority Boarding (also das Privileg, vor der Meute in den Flieger stürzen zu dürfen) 7 Euro, Sitzplatzreservierung 10 Euro, Kleinkind mitnehmen (in der Regel kostenfrei) 30 Euro, ein Gepäckstück (bis 20 Kilogramm) 25 Euro, und für jedes Kilo Übergepäck noch mal 20 Euro.

Schusselige Bucher werden besonders hart bestraft. Wer etwa vergisst, sich zu Hause die Bordkarte auszudrucken oder sie daheim liegen lässt: 70 Euro, bitte. „Diese Regelung habe ich woanders noch nicht gesehen“, sagt Kerstin Hoppe vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin. Das sei auch rechtlich bedenklich.

Bordkarte vergessen? Das kann am Flughafen teuer werden

Ryanair selbst sieht darin kein Problem, der Gast müsse vor dem Buchen in die AGBs schauen: „Unsere Geschäftsbedingungen legen alles deutlich dar, auch dass Passagiere eine gültige Bordkarte und einen Ausweis zum Flughafen mitbringen müssen. Ansonsten fallen Gebühren an“, sagt eine Ryanair-Sprecherin. „Das Einchecken und Ausdrucken der Bordkarte ist zwei Wochen bis vier Stunden vor Abflug möglich.“ Das sei ausreichend Zeit.

Und wer sich etwa in letzter Minute entscheidet, statt nur Handgepäck doch lieber einen Koffer mitzunehmen und aufzugeben, muss sich – je nach Reisezeit – auf Extrakosten von bis zu 140 Euro gefasst machen, die am Flughafenschalter fällig werden.

Interessant auch zu sehen, wie aus einem Ticketpreis (inklusive Check-in- und Verwaltungsgebühr) von 109,98 Euro bei Ryanair für den Flug Berlin–Dublin am Ende 179,88 Euro werden, wenn der Gast lediglich einen Koffer angemeldet und einen Sitzplatz reserviert hat. Und es natürlich vermeiden konnte, in die zahlreich ausgelegten anderen Kostenfallen zu tappen wie etwa Versicherungen oder andere „Serviceleistungen“.

Doch Gebühren für die Kofferaufgabe am Schalter oder Vergleichbares gibt es nicht nur bei Ryanair, sondern auch bei anderen Airlines. Etwa bei Easyjet. Auch dort liegt die Koffergebühr am Schalter deutlich über der im Internet. Wer von Berlin nach Mallorca will, zahlt für die Aufgabe eines Gepäckstücks 40 Euro – wenn er das online anmeldet. Greift er im letzten Moment zum Koffer und erscheint damit unangemeldet am Counter, wird das Doppelte fällig.

Klar, auch darauf wird im Internet hingewiesen. „1 Koffer, 20kg Gesamtgewicht. Sie sparen 40€ mit der Vorbuchung im Vergleich zur Buchung am Flughafen.“ Ach ja, eine „Verwaltungsgebühr“ lässt sich auch Easyjet nicht entgehen. „Eine Verwaltungsgebühr in Höhe von 12,50 € ist in Ihrer Buchung enthalten. Diese wurde durch die Anzahl Reisender geteilt und ist im Flugpreis enthalten“, erfährt der Bucher.

Vor Abschluss des Buchungsvorgangs werden auch bei Easyjet noch Versicherungen aller Art angepriesen, dann Mietwagen, schließlich erneut die Erinnerung „Haben Sie auch an Reiseschutz gedacht?“

Dass auch etablierte Klassiker unter den Fluggesellschaften offenbar jeden Cent brauchen, zeigt das Beispiel KLM. Die niederländische Airline führt am 22. April auf Flügen innerhalb Europas in der Economy Class eine Gepäckgebühr ein. Jedes aufgegebene Gepäckstück kostet 15 Euro (oneway) bei Buchung im Reisebüro, via Internet oder im KLM-Reservierungscenter beziehungsweise 30 Euro am Flughafen. Doch das ist offenbar nur der Anfang. „Die Gepäckgebühr ist der Vorläufer eine Reihe zusätzlicher, kostenpflichtiger Serviceangebote“, heißt es in einer Mitteilung.

Finden wir uns damit ab: Fliegen wird nicht nur unbequemer, sondern auch teurer, vor allem wegen der „Extras“. Hoffen wir, dass nicht auch noch die Deutsche Bahn eine Koffergebühr erfindet. (dpa)

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