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Und tschüss! Als günstiges Verkehrsmittel verbindet der Linienbus bereits seit Jahrzehnten (West-)Berlin mit mehr als 300 Zielorten in Deutschland und Europa.

© Gordon Welters, laif

Fernbusreisen: Einsteigen und sparen

Immer mehr Fernbuslinien wollen im Reisemarkt mitmischen und schielen vor allem auf Bahnkunden.

Seit Anfang des Jahres dürfen Busunternehmen Fernreisen in ganz Deutschland anbieten. Einige davon wollen nun der Konkurrenz auf der Schiene mit Kampfpreisen Kunden abjagen. Wer die meist längere Reisezeit nicht scheut, kann viel Geld sparen. Die Anbieter versprechen eine angenehme Reise. Mobiler Internetzugriff über W-Lan ist bei den meisten im Preis schon inbegriffen.

Primus auf dem Fernbusmarkt ist bislang ein Unternehmen der Deutschen Bahn. Berlin Linien Bus (BLB) verbindet vor allem Berlin mit aktuell 30 Linien zu mehr als 300 Zielen im Rest der Republik und in Europa. Das stammt noch aus der Zeit, als Busse während der deutschen Teilung die Reiseverbindungen nach West-Berlin ergänzten. Die Konzerntochter hat derzeit das größte Netz und die größte Flotte – nahezu jede deutsche Großstadt ist angebunden. Ausbauen will das Unternehmen das Netz nach Angaben eines Sprechers vorerst nicht. Der Markt sei zu klein und man könne zu wenig Geld damit verdienen. Dennoch hat der Konzern ein Konzept für ein großes bundesweites Fernbusliniennetz in der Schublade – sicher ist sicher.

Wer bei BLB früh – mindestens eine Woche vor Reiseantritt – online bucht, kann Aktionspreise nutzen. Von Berlin geht es dann zum Beispiel nach Hamburg, Dresden und Hannover schon für 9 Euro. Nachteil: Die Reisezeit steht fest, einen Bus später nehmen geht nicht. Umbuchen und stornieren ist ebenfalls nicht möglich. Köln, Frankfurt am Main und München erreicht man von Berlin aus im Aktionspreis für 33 Euro. Die Normalpreise fallen spürbar höher aus. Wer spontan fahren will, zahlt bis nach Hamburg 27 sowie nach Köln und München 48 Euro.

Die Deutsche Touring hat seit vielen Jahren Erfahrung mit Fernbusreisen quer durch Europa. Das Unternehmen aus Frankfurt am Main bot auf den internationalen Strecken schon zu Beginn dieses Jahres Teilabschnitte zwischen deutschen Großstädten an, musste diese aber wegen fehlender Genehmigungen vorläufig wieder streichen.

Dennoch: Das Unternehmen will kräftig mitmischen auf den deutschen Autobahnen. Auf 41 Linien sollen 45 deutsche Städte miteinander verbunden werden. Die Preise starten für die einfache Fahrt bei 9 Euro für Frankfurt am Main–Stuttgart und München–Nürnberg, für 39 Euro kommt man von Frankfurt am Main oder Köln nach Berlin.

ADAC und Post kündigen ihren Einstieg an

Auch bei Dein Bus gibt es günstigere Preise bei frühzeitiger Onlinebuchung. Von Frankfurt am Main nach Stuttgart oder München geht es schon für 9 Euro. Wer erst beim Fahrer das Ticket ersteht, zahlt nach Stuttgart 19 und München 40 Euro – wenn noch Plätze frei sind. Dein Bus ist bislang vor allem in Südwestdeutschland unterwegs und bietet dort auch regionale Strecken an, etwa von Stuttgart nach Heilbronn oder Konstanz. Bis Ende des Jahres soll das Streckennetz flächendeckend auf Deutschland ausgeweitet werden.

Mein Fernbus war bislang vorwiegend ebenfalls in Südwestdeutschland vertreten, fährt jedoch inzwischen auch von Frankfurt am Main nach Leipzig und seit Mitte Februar auch zwei bis vier Mal täglich direkt von Frankfurt am Main nach Berlin. Die einfache Fahrt kostet im Sparangebot 22 Euro, der Normalpreis liegt bei 49,50 Euro. Im März will das Unternehmen auch Hamburg in das Streckennetz aufnehmen, noch vor Ostern sollen von Berlin aus acht neue Ziele angesteuert werden.

Das Unternehmen Flixbus aus München rollt seit dem 13. Februar mit orange- blauen Bussen vor allem durch Süddeutschland. Das Unternehmen bleibt bei den Preisen im Schnitt 60 bis 80 Prozent unter denen der Deutschen Bahn. Das Netz wird zum Ende des Monats vor allem Richtung Westdeutschland ausgebaut, mehr als 300 Verbindungen sind geplant. Von Dortmund nach Köln kommt der Fahrgast dann für 5 bis 9 Euro, von Köln nach Frankfurt am Main für 11 bis 15 Euro.

Viel Aufsehen erregte auch die Ankündigung eines möglichen Großkandidaten. Die Deutsche Post plant in Zusammenarbeit mit dem ADAC ab Anfang 2014 ein deutschlandweites Netz, das nicht nur die Metropolen bedienen soll, sondern auch kleinere Städte in Erwägung zieht. Zwar müssen die Gremien noch zustimmen – doch die beiden gelben Riesen könnten den Markt mit ihren Plänen mächtig durcheinanderwirbeln.

Spannend dürften auch die ausländischen Newcomer werden, die Interesse am deutschen Markt bekundet haben: Neben dem französischen Verkehrsriesen Veolia gehört auch der britische Marktführer National Express dazu. Bei Veolia wird nach Angaben einer Sprecherin noch geprüft, wo die Reise hingehen soll. Die Briten von National Express wollen im April mit zehn deutschen Städten starten.

Marco Engemann

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