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Reise: Feste Schuhe, bitte

Käthe Kura wandert mit Gästen durch Brandenburg. Rund hundert Touren hat sie schon ausgetüftelt

Ein Auto hat sie nicht, nicht mal einen Führerschein. Wozu auch? Käthe Kura ist bestens zu Fuß. Eine schlanke, muntere 75-Jährige, die den Fahrstuhl zu ihrer Wohnung in Kreuzberg wahrscheinlich täglich mit Verachtung straft. Seit 20 Jahren bietet sie, Mitglied im Alpenverein, ehrenamtlich Wanderungen durch Brandenburg an. Rund hundert Touren hat Käthe Kura im Lauf der Jahre ausgetüftelt. Auch jene zum Spargelhof der Familien Buschmann & Winkelmann war dabei. Aber seit sich der Betrieb zum Erlebnishof Klaistow gewandelt hat, ist diese Etappe rausgeflogen. „Da ist jetzt ein Riesenparkplatz, Busse kommen an, und es herrscht Rummel hoch drei“, erzählt sie und schüttelt energisch den Kopf mit den kurzen grauen Haaren. „Das ist nicht mein Ding.“ Außerdem: Auf „ihrer“ Strecke zum Spargelhof prangt jetzt das Schild „E 11“. Ein zertifizierter Wanderweg, oh je. Solche Routen meidet Käthe Kura, will ihren Gäste lieber „Brandenburg auf Nebenwegen“ zeigen.

Eine 15 Kilometer lange Strecke sei ideal. Dann könnte die Gruppe immer mal wieder anhalten, Kirchen oder Werkstätten besichtigen, vor Naturdenkmälern innehalten. „Ich will die Leute ja nicht hetzen“, sagt die ehemalige Schulsekretärin, die auch schon Seminare angeboten hat unter dem Titel „Stressabbau durch Wandern“.

Die gebürtige Berlinerin liebt die Natur der Region, aber das Land Brandenburg, so sagt sie streng, behandele Fußgänger schlecht. „Man setzt nur auf Autos und Fahrräder“, bemängelt sie. Ein Beispiel: „Von Gransee nach Meseberg führte früher ein traumhafter Waldpfad“, erinnert sie sich. Jetzt gebe es das Gästehaus der Bundesregierung und eine „traumhafte Teerpiste“, furchtbar für Fußgänger.

Wer mit Käthe Kura wandern will, meldet sich telefonisch bei ihr an – und hört klare Ansagen: „Festes Schuhwerk, etwas zu essen und zu trinken sowie Regenschutz im Rucksack.“ Oberste Maxime: „Gewandert wird bei jedem Wetter.“ Wer mit „Schläppchen“ komme und irgendwann nicht weitergehen kann, „den lass’ ich erbarmungslos stehen“, sagt die resolute Berlinerin.

Das Altersspektrum ihrer Gäste bewegt sich zwischen acht und 82 Jahren. Meist steht auch eine Einkehr auf dem Programm, „aber nur, weil die Leute das so wollen“. Käthe Kura findet das überflüssig. „Man kann doch die mitgebrachte Brotzeit verzehren.“ Wesentlich sei das Erleben der Natur. Schon mit acht Jahren, beim Besuch einer Tante in Pommern, habe sie die Lust am Wandern entdeckt. Eine Schule des Lebens. „Wenn ich am tiefsten Tiefpunkt war, habe ich mich in die Natur geflüchtet“, erzählt die 75-Jährige. Danach ging es besser. Immer.

Wahrscheinlich kennt Käthe Kura inzwischen jeden Weg und Steg in Brandenburg. „Nein“, sagt sie bescheiden, dazu sei die Region zu groß. Und freut sich, immer wieder neue Strecken ausknobeln zu können. Gern würde sie mal nach Pretzen im Spreewald, aber wie soll sie das für ihre Wandergruppe organisieren? „Da kommen Sie im Grunde nur mit dem Auto hin“, grollt sie.

Eine Lieblingsgegend in Brandenburg hat sie nicht. „Es ist überall schön“, findet sie. Man müsse nur hinschauen. „Die meisten Menschen hassen Stromtrassen. Aber gehen Sie mal im Winter dort entlang, wenn Eiszapfen dranhängen und Eiskristalle Perlenschnüre bilden ...“ Im Sommer durchstreift sie am liebsten Mischwälder, auch wenn sie Bäume am beeindruckendsten findet, wenn sie „nackt und bloß“ sind. Viele krumme, knorrige und kuriose Exemplare hat sie fotografiert. Nun hängen ihre Bilder in einer Ausstellung. „Der Schutz des Waldes ist meine Mission“, sagt sie lächelnd.

Die Ausstellung „Poesie der Bäume“ ist noch bis zum 31. August im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft in der Henning-von-Tresckow-Straße 2–8 in Potsdam zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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