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Vor dem Abflug auf die Piste. Im Terminal des Flughafens Dallas gibt’s einen Laufparcours.

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Fitness auf Flughäfen: Jogging mit Rollkoffer

Möglichkeiten fürs Fitnesstraining in Hotels und Flughäfen nehmen zu. Vorreiter sind die USA.

Die Koffer ins Hotel zu schleppen oder am Flughafen zum Anschlussflieger zu rennen, kann ganz schön anstrengend sein. Aber vielen Reisenden ist das noch lange nicht genug Sport unterwegs – und insbesondere viele Flughafenhotels und Airports selbst haben inzwischen darauf reagiert. Yogastudios im Terminal und Leihhanteln im Hotel sind besonders in den USA keine Seltenheit mehr und helfen den Anbietern, sich von der Masse abzusetzen. Auch vor deutschen Flughäfen macht diese Entwicklung nicht halt.

„Immer wieder haben uns Reisende nach Möglichkeiten gefragt, sich am Flughafen mehr zu bewegen“, sagt David Magana, Sprecher des Flughafens in Dallas im US-Bundesstaat Texas. „Irgendwann haben wir dann unser internes Mitarbeiterprogramm einfach ausgeweitet. Es kommt großartig an.“ Seit Mai hat der Flughafen nun ein Yogastudio mit kostenlosen Leihmatten sowie eine etwa einen Kilometer lange Laufstrecke quer durch das Terminal D. Wer will, kann auch zwei Treppen mit jeweils 55 Stufen in sein Training einbauen. „Es ist schwierig zu messen, wie viele Menschen die Angebote nutzen, aber ich beobachte das sehr oft“, sagt Magana. „Sie ziehen einfach ihre Schuhe aus, stretchen sich im Yogastudio oder benutzen beim Laufen ihren Rollkoffer als Gewicht.“ Auch neue Restaurants gehören zum Angebot des Flughafens. „Wir haben einen Hot-Dog-Laden durch einem Anbieter von gesünderem Essen ersetzt – und der macht jetzt doppelt so viel Umsatz.“

Auch der Flughafen in San Francisco hat Anfang des Jahres ein Yogazimmer in das Terminal 2 eingebaut, ganz in Blau mit gedimmtem Licht. „Es gibt Reisenden einen Raum, der sie aufnimmt und Ruhe und Besinnung zulässt“, sagt die Designerin Melissa Mizell. „Das findet man normalerweise an Flughäfen ja nicht.“

Der Flughafen in Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana hat im April gleich mehrere Laufstrecken eröffnet: Eine etwa 400 Meter lange im Eincheck- Bereich und zwei jeweils etwa 800 Meter lange im Terminalgebäude. „Reisende haben oft viel Zeit zwischen ihren Flügen“, sagt Dan Krajnovich von der amerikanischen Herz-Gesellschaft. „Wenn sie sich auf der Laufstrecke austoben, dann können sie ihren Kreislauf in Schwung bringen, bevor sie wieder stundenlang im Flugzeug sitzen. Und das ist schließlich sehr gesund.“

Fitpoint am Flughafen

Einatmen, ausatmen. Übungen wie hier in einem Yogaraum am Flughafen von San Francisco sollen zwischen zwei Flügen entspannen.
Einatmen, ausatmen. Übungen wie hier in einem Yogaraum am Flughafen von San Francisco sollen zwischen zwei Flügen entspannen.

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Hotels machen ebenfalls längst Fitnessangebote. „Anzüge, passende Socken und Zahnpasta auf eine Reise mitzunehmen, kann schon schwer genug sein – und dann auch noch die ganze Sportausrüstung“, sagt Erica Cohen, Sprecherin des Hotels Ink48 mitten in Manhattan. „Wir wollen sichergehen, dass unsere Gäste ihre Fitnessziele einhalten können, wenn sie reisen – auch wenn ihre Ausrüstung es nicht nach New York geschafft hat.“ Deswegen bietet das zur Kimpton-Kette gehörende Hotel seit Juni ein Ausrüstungsset kostenloses zum Verleih an, bestehend aus einem iPod mit Musik, einer Karte mit Joggingstrecken, einer Sportuhr und einem Gürtel mit Wasserflaschen. Nach dem Laufen gibt es auf dem Zimmer Energydrinks und Müsliriegel. „Da ist alles dabei, was ein Jogger braucht – ganz gleich, ob er morgens nur mal schnell laufen gehen will, für den Marathon trainiert, oder die schönen Aussichten in New York genießen will.“ Wer lieber Yoga macht, kann sich auch dafür an der Rezeption kostenlos Zubehör ausleihen.

Die Inter-Continental-Hotelgruppe will bei ihrer für das kommende Jahr in den USA geplanten Even-Kette die Fitness-Möglichkeiten gleich in die Räume einbauen. Kleiderbügel sollen als Stange für Klimmzüge benutzt werden können und Gepäckständer als Sportbänke. Neben Fitness- und Yogaräumen soll es auch Gruppenangebote wie gemeinsames Jogging und viele Informationen über gesundes Essen in nahen Restaurants geben. Springseile, Medizinbälle und Hanteln gibt es an der Rezeption.

An deutschen Flughäfen ist Laufen, Stemmen, Schwitzen noch nicht so angesagt. Das Fitnesscenter „Fitpoint“ am Flughafen Frankfurt/Main, ist vornehmlich Flughafenangestellten vorbehalten. Wer als Passagier eine längere Wartezeit überbrücken will, hat es nicht so leicht, zwischendurch etwas für seine Gesundheit zu tun. Immerhin: Im Terminal zwei kann er an zwei Standorten zumindest eine Massage bekommen. Wer allerdings in einem der zahlreichen Airporthotels wohnt, die zu Fuß wie das Sheraton oder per Kurz-Shuttle erreichbar sind, kann sich zumindest vor dem Flug noch in einem Fitnessstudio ertüchtigen.

In den Hotels der Sheraton-Kette gibt es übrigens seit dem vergangenen Jahr kostenlose Fitnessvideos. Die Westin-Hotels, die ebenfalls zur Starwood- Gruppe gehören, bieten für etwa vier Euro Schuhe und Sportkleidung zum Ausleihen an. Rund 30 Millionen Euro seien in den Bereich investiert worden, teilt die Kette mit. Ein eigener Fernsehkanal zeigt Fitnessvideos mit Stretching- und Kräftigungsübungen. Und wem das alles immer noch nicht reicht? Der muss wohl auch weiter seine Koffer selbst schleppen, um sich fit zu halten.

Christina Horsten

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