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Reise: Glückshormone gratis

Warum Aktivurlaub viel gesünder ist als Faulenzen.

Im Urlaub einfach nichts tun, sondern in den Tag hinein leben. Darauf freut sich so mancher. Andere packen für die schönsten Wochen des Jahres Laufschuhe, Wanderstiefel, Fahrrad oder Surfbrett ein. Ist Aktivurlaub gesünder als Faulenzen? „Ja“, lautet die eindeutige Antwort von Ingo Froböse, Professor am Zentrum für Gesundheit der Sporthochschule Köln: „Körperliche Aktivität übt einen positiven Reiz auf mehrere körperliche Systeme aus.“ Vor allem baue sie Stresshormone ab und aktiviere Endorphine sprich Glückshormone, die einen entspannen lassen. „Das Immunsystem wird gestärkt, so dass Angreifer wie Viren oder Bakterien weniger Chancen haben.“ Radfahren, wandern oder jede andere aktive Betätigung führen zu einer erholsamen Ermüdung. Danach habe man das Bedürfnis, sich mehr auszuruhen.

Einiges muss bedacht werden, der Schreibtisch leer geräumt und der Koffer noch gepackt werden. Gefährlich lebt, wer sich dann im Urlaub plötzlich „auf null runterfährt“. „Damit kann der Körper nicht umgehen. In den ersten Tagen zu kollabieren, ist ein typisches Managersyndrom“, erklärt der Kölner Sportwissenschaftler.

Während es die Faulenzer mit dem Ausspannen übertreiben, gibt es andere, die im Urlaub den versäumten Sport vom ganzen Jahr nachholen wollen. „Da ist die Überlastung von Muskeln, Sehnen und Gelenken geradezu programmiert“, warnt der Experte. Sofort auf einen 3000-Meter-Gipfel zu kraxeln, ist für Froböse keinesfalls der richtige Weg: „Moderat aktiv in den Urlaub einsteigen, den Körper ganz bewusst abkühlen lassen, zum Beispiel mit Spaziergängen am Strand oder leichten Läufen.“ Bergwanderer sollten die ersten Tage auf 2000 Metern Höhe bleiben. Wichtig sei es, dem Körper auch Ruhepausen zu gönnen. Außerdem sollten Urlauber tun, wozu sie Lust haben, statt sich dem Druck auszusetzen, alles mitmachen zu müssen.

Im Alltag ist es um die Bewegung der Menschen heute allerdings schlecht bestellt: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden ungefähr 90 Prozent des Wirtschaftsaufkommens durch menschliche Muskelkraft aufgebracht. Bis heute ist dieser Wert auf weniger als ein Prozent geschrumpft. Maschinen haben übernommen, was einst den Menschen gesund erhielt: die Kräfte zehrende Arbeit. „Weil wir uns im Alltagsleben aber nicht mehr körperlich belasten müssen, erhalten die Organe nicht mehr die Reize, die sie brauchen, um ihre Funktion zu erfüllen“, folgert der Sportmediziner Karl-Michael Braumann, Leiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg. Betroffen sind vor allem das auf körperliche Leistung ausgelegte Herz-Kreislauf-System und die Systeme zur Bereitstellung von Energie in der Muskulatur sowie der ebenfalls auf extreme Belastungen ausgerichtete Bewegungsapparat.

Gerade deshalb ist es immer wichtiger, wenigstens in der Freizeit, vor allem aber im Urlaub den eigenen Körper mit Spaß in Schwung zu bringen. Auch deshalb gilt: Faulenzen am Strand ist der falsche Weg – und überdies oft grenzenlos langweilig.

Sich bewegen im Urlaub ist bei vielen Menschen der Anfang. Deshalb zahlen auch zahlreiche Krankenkassen Zuschüsse für die Teilnahme an Bewegungs- oder Entspannungskursen am Urlaubsort. Ob in den Ferien oder zu Hause gilt als gesunde Faustformel: „Um positive Effekte für die Gesundheit zu erzielen, sollte man etwa 300 Kalorien pro Tag zusätzlich verbrauchen“, empfiehlt Braumann.

Wer Übergewicht abbauen will, sollte Ausdauerbelastungen wählen, bei denen das Körpergewicht möglichst nicht auf den Füßen und den Beingelenken lastet, etwa Radfahren, Schwimmen oder Rudern. Ansonsten bieten sich Ausdauersportarten wie Joggen, Walking und Nordic Walking, Wandern, Bergwandern und Ski-Langlauf an.

Bewegung bremst auch das Altern. Eine amerikanische Studie hat nachgewiesen, dass sportlich aktive Senioren schneller denken und in vielen Situationen des Alltags auch eine bessere Reaktionsfähigkeit zeigen als inaktive Gleichaltrige. Erste deutliche Effekte zeigten sich bereits, wenn pro Übungseinheit wöchentlich zwei- bis dreimal mindestens 30 Minuten trainiert wurde.

Als Fazit bleibt für alle: Wer nur auf der faulen Haut liegt, kommt weniger erholt nach Hause als jemand, der sich eine aktive Auszeit nimmt. Bewegung ist ein wahrer Gesundbrunnen. Körperliche Aktivität kann Krankheiten wie Herzinfarkt, Diabetes, Rückenschmerzen, Osteoporose und Depressionen vorbeugen. Tsp

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