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Reise: Hitze, Hagel, Hurrikans

Der Klimawandel verändert den Tourismus. Etliche Urlaubsgebiete werden in Zukunft gemieden, andere könnten profitieren.

Der Klimawandel setzt dem Tourismus unvermindert zu. Wassermangel und Quallenplage, Korallenbleiche und Gletscherschmelze bremsen als Folge zunehmend die internationalen Reiseströme. Aber auch die Tropenkrankheiten sind dank des Klimawandels auf dem Vormarsch. „Er hat keine Pause eingelegt wie vielfach vermutet“, sagt der Münchner Professor Peter Höppe, der die Entwicklung auch anhand der – seit 1980 vom Münchner Rückversicherer Munich Re geführten – globalen Schadendatenbank abliest.

Danach sind vor allem die vom Menschen beeinflussten atmosphärischen Naturkatastrophen weltweit „signifikant gestiegen“. Allein in Nordamerika haben sich die wetterbezogenen Katastrophen in den vergangenen drei Jahrzehnten „fast verfünffacht“.

Doch auch in Europa nehmen die dramatischen Vorfälle zu. Die Hitzewelle im August 2003 mit ihren rund 70 000 Todesopfern etwa war „kein natürliches Ereignis mehr“, so der Experte auf einer Fachtagung des Travel Industry Clubs (TIC) in Berlin. Und auch die Waldbrände in Russland im Sommer 2010 – sie verursachten Schäden in Höhe von umgerechnet 2,6 Milliarden Euro – oder die fast 15 Milliarden Euro teuren Hitzerekorde von 2012 in den USA gingen mit „80-prozentiger Sicherheit“ auf das Konto der „globalen Erderwärmung“.

Aber auch gigantische Überschwemmungen, Hagel mit tennisballgroßen Körnern und gewaltige Hurrikans geißeln in Zukunft zunehmend die Menschen und das Land, wobei die Tropenstürme in Zukunft wahrscheinlich sogar auch die Feriengebiete rund ums Mittelmeer streifen – ein erster jagte mit 122 Kilometer pro Stunde bereits im September 2011 die Côte d’Azur entlang.

Vor allem aber steigt der Meeresspiegel: Eine Zunahme von bis zu 81 Zentimetern erwartet der zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) bis zum Ende des Jahrhunderts – längst ist der Tourismus dann an vielen Stränden zum Erliegen gekommen. Deshalb gehört die Reisebranche nach einer Analyse der Deutschen Bank auch zu den „großen Verlierern des Klimawandels“.

Doch die Milliardenindustrie verliert mit steigenden Temperaturen auch unmittelbar Kundschaft: Ein Fünftel der deutschen Urlauber meidet nach einer Studie der Universität Kassel in Zukunft Reiseziele, deren Temperaturen über 40 Grad liegen. „Andererseits birgt der Klimawandel für einige Regionen aber auch Chancen“, prophezeit der international renommierte Meteorologe. Deutschlands Küsten, Skandinavien, Russland oder Kanada profitierten mit ihren gemäßigten Klima von der zukünftigen Entwicklung. tdt

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