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Abenteuerlich sollen die Ferien natürlich auch sein.

© Martin Ziaja/dpa

Jugendreisen: Hauptsache, Party

Jugendliche möchten gern ohne Eltern verreisen. Die Mittelmeerländer sind beliebt, aber immer mehr wollen sich in der Ferne umsehen.

Wenig coole Locations, zu viele Regeln, kaum Gleichaltrige: Jugendliche verbringen mit ihren Eltern nur selten einen aufregenden Urlaub. Das muss nicht sein. Für Teenager gibt es schließlich eine Reihe von Veranstaltern für Jugendreisen. Das sind oft spezialisierte Reiseunternehmen, aber auch gemeinnützige Organisationen oder Kirchengemeinden.

Jugendreise ist allerdings ein weiter Begriff: „Wir haben Angebote für Teilnehmer von elf bis 23 Jahren“, sagt Inga Hörttrich vom Marktführer Ruf Reisen in Bielefeld. „Je jünger die Reisenden sind, desto mehr Betreuer kümmern sich um sie.“ Ab etwa zehn oder elf Jahren könne man seine Kinder auf eine begleitete Tour schicken, sagt Dennis Peinze, Geschäftsführer des Bundesforums Kinder- und Jugendreisen. Die erste Klassenfahrt liegt da meist hinter den Schülern. „Und dann ist es auch nicht mehr so schlimm mit dem Heimweh.“

Bei den klassischen Jugendreisen sind die Mittelmeerländer seit jeher das beliebteste Reiseziel der deutschen Teenager: „Spanien, Italien und der Süden Frankreichs zählen zu den attraktivsten Orten“, sagt Mirko Zurbonsen, Sprecher der Voyage Reiseorganisation in Paderborn, die Go Jugendreisen betreibt. „Schönes Wetter, Sonne, Wasser – das gehört für die Jugendlichen dazu.“ Auch Großstädte im In- und Ausland ziehen Teenager Peinze zufolge an. Die Ansprüche sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Unterkunft und Programm müssen stimmen.

Die Fernreisen werden erst ab 16 Jahren angeboten

Doch es muss nicht immer das Mittelmeer sein: „Fernreisen für Jugendliche sind derzeit die größte Wachstumssparte“, bestätigt Hörttrich. Dazu gehört ein Trip durch die USA, Reisen nach China und Tibet oder sogar ein Trip um die Welt. Kostenpunkt: ab 4000 Euro. „Das sind Abenteuer im geschützten Raum“, sagt die Ruf-Sprecherin. In allen Ländern arbeite man mit Personal zusammen, das sich mit dem Land und dessen Gepflogenheiten auskennt.

Während die Fernreisen erst ab 16 Jahren angeboten werden, bleiben die Jüngsten eher in der Nähe. „Für die Elf- bis 14-Jährigen bieten wir Touren innerhalb Deutschlands an“, sagt Hörttrich. Ruf betreibt zum Beispiel ein Haus auf der Nordseeinsel Föhr. In einem Sport- und Aktivcamp können Jugendlichen dort die Natur bei Wattwanderungen erleben. „Bei diesen Reisen ist auch die Betreuung intensiver als bei älteren Teilnehmern.“ Bei den 15- bis 18-Jährigen spielten vor allem die verschiedenen Programme eine große Rolle. Und in diesem Alter ist der Party-Faktor wichtig.

Wer alleine wegfährt, findet schnell Anschluss

Ein Geschäft ist der Reisemarkt für den Nachwuchs allemal: Im Jahr 2013 erzielten die Reisen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Bruttoumsatzvolumen von rund 28,2 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt die Grundlagenstudie „Kinder- und Jugendtourismus in Deutschland“. Erfasst wurde das Reiseverhalten der Drei- bis 26-Jährigen. Die Forscher zählten in dieser Altersgruppe rund 62 Millionen Übernachtungsreisen pro Jahr und rund 670 Millionen Tagesausflüge – allesamt ohne Eltern.

Zwar reisten viele mit der besten Freundin oder in der Clique, doch auch Kinder und Jugendliche, die alleine wegfahren, finden schnell Anschluss. Viele Jugendliche freuen sich darauf, in den Ferien etwas Neues zu lernen und sich fernab vom Klassenverband oder ihrem Freundeskreis ganz neu auszuprobieren. „Für die soziale Entwicklung sind diese Reisen sehr wertvoll“, sagt Peinze.

Hauptreisezeit für Schüler ist der Sommer – aber auch Skireisen oder Ausflüge an Pfingsten und in den Herbstferien sind keine Seltenheit. Noch immer ist der Bus das häufigste Transportmittel, vor allem aus Kostengründen.

Verena Wolff

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