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Reise: Kneipp und Co

Klassische Kurorte erleben eine Renaissance

Heilbad oder Luftkurort? Seebad oder Kneippbad? Ganz leicht ist es nicht, in dem Begriffswirrwarr den Überblick zu behalten, mit dem Tourismusorte gerne für sich werben.

Die Bezeichnungen für die deutschen Erholungsorte haben eine lange Tradition, denn gekurt wurde schon zu Kaisers Zeiten. Die staatliche Anerkennung als Kurort oder Heilbad verläuft nach einem geregelten Verfahren. Grundlage sind nicht zuletzt Kriterien, die der Deutsche Heilbäderverband (DHV) erarbeitet hat. Wer Gesundheitsurlaub oder eine Kur plant, macht sich mit den Grundbegriffen besser vertraut.

„Gut 300 klassifizierte Orte gibt es in Deutschland“, sagt der Tourismusforscher Torsten Kirstges von der Fachhochschule Wilhelmshaven. „Dahinter stehen vor allem bestimme Anforderungen an die Infrastruktur eines Ortes.“ Das kann zum Beispiel das Vorkommen natürlicher Heilmittel sein, das Angebot an therapeutischen Behandlungen, das Vorhandensein von Parkanlagen oder eines Kurmittelhauses. „Die ,Begriffsbestimmungen des Deutschen Heilbäderverbandes‘ erläutern die Kriterien auf rund 100 Seiten“, heißt es beim DHV in Berlin.

Bundeseinheitlich gesetzlich geregelt ist die Verwendung der Begriffe allerdings nicht. „Die Länder haben eigene Kurortegesetze“, erklärt Arne Mellert, Geschäftsführer des Heilbäderverbandes Baden-Württemberg in Stuttgart. „Doch in der Regel wird das identisch gehandhabt.“ Unterschiede gibt es aber schon wegen der landschaftlichen Voraussetzungen – Baden-Württemberg etwa hat keine Seeheilbäder, aber Orte mit Heilstollen-Kurbetrieb. Der Südwesten Deutschlands hat 57 Kurorte aufzubieten und gilt als „Bäderland Nummer eins“.

In der Klassifizierung der Begriffe sind „Erholungsort“ und „Luftkurort“ die „unterste Stufe“, sagt Mellert. „Im Luftkurort gibt es vergleichsweise wenig Durchgangsverkehr und eine hohe Luftreinheit. Das ist aber in nahezu allen anderen Kurorten auch so.“ Tourismuswirtschaftlich gesehen sind die Kurorte oft Schwergewichte: In Baden-Württemberg erwirtschaften die Kurorte deutlich mehr als ein Drittel des Gesamtumsatzes der Tourismusbranche. Der Südwesten zählt jährlich auch etwa 150 000 Gäste aus der Schweiz und auch aus den Niederlanden reisen zirka 50 000 an.

In Zeiten von Wellness und „Healthness“, „Hot-Stone-Rubbing“ und Aromatherapie klingen Begriffe wie „Heilbad“ oder „Luftkurort“ jedoch irgendwie wie von vorgestern. Solche traditionellen Bezeichnungen verlieren nach Einschätzung von Wissenschaftler Kirstges im Bewusstsein der Urlauber an Bedeutung. Die Inflation der Wellness- und Spa-orientierten Urlaubsangebote trage dazu ebenso bei wie die Sparpolitik im Gesundheitswesen, die seit 15 Jahren tiefgreifende Veränderungen in der Kurlandschaft zur Folge habe. „Die Zahl der Übernachtungen hat in einigen Kurorten dramatisch abgenommen.“  Allerdings zeige sich in jüngster Zeit eine Trendwende: Klassische Kurorte und Heilbäder, die entsprechend innovativ waren, profitierten von der aktuellen Gesundheitswelle, sagt Kirstges. Arne Mellert bestätigt: „Die Gäste bleiben kürzer als früher, aber ihre Zahl ist zuletzt wieder leicht angestiegen.“  dpa

Die Broschüre „Die Kur in Deutschland“ kann kostenlos bestellt werden beim Deutschen Heilbäderverband, 53113 Bonn; Telefon: 02 28 / 20 12 00, im Internet: www.deutscher-heilbaederverband.de

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