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Kreuzfahrten: "Nicht jedes Schiff passt zu jedem Anspruch"

Wolfgang Golling, Geschäftsführer der Seereisebüro Meere und Flüsse GmbH in Berlin, spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über das Besondere an Kreuzfahrten.

Herr Golling, wann steht Ihre nächste Schiffsreise an und wohin geht’s?



Nächste Woche, zur feierlichen Taufe der „MSC Fantasia“ mit anschließender Fahrt ins Mittelmeer. 2009 möchte ich dann unbedingt das neue Schiff von Tui Cruises kennenlernen.

Warum gerade dieses Schiff?

Das Konzept für Genießer „Der Himmel auf Erden liegt auf dem Wasser“ haben die Macher von Tui Cruises schon einmal mit Erfolg umgesetzt. Das mögen unsere Kunden und ich auch.

Ihr Unternehmen gilt, wie der Name schon sagt, als Spezialist für Seereisen. Woher nehmen Ihre Mitarbeiter die Kenntnisse über jedes einzelne Schiff?

Wir im Seereisebüro sind mit mehr als 60 Schiffen auf den Meeren und Flüssen der Welt gereist. Da kommen gut 300 Kreuzfahrten zusammen. In internen Meetings tauschen wir zudem ständig die neuen Erfahrungen aus.

In den vergangenen zwei Jahren haben sich Meldungen über neue und geplante Schiffe überschlagen. Haben Sie die Befürchtung, dass der Schiffsreise der Hauch des Besonderen genommen wird?

Sicher ist es richtig, dass das Besondere an einer Kreuzfahrt nachlässt, je mehr Kreuzfahrten angeboten werden. Das ist aber bei allen Dingen so. Man darf nicht vergessen, dass es inzwischen viele unterschiedliche Arten von Kreuzfahrten und Schiffen gibt und daher viele unterschiedliche Ansprüche zufriedengestellt werden können. Nicht jedes Schiff passt zu jedem Anspruch. Deshalb haben wir den Ehrgeiz, für jeden Gast das passende Schiff zu finden.

Was sagen Ihre Kunden dazu, dass die Neubauten immer größer, immer rummeliger und damit zwangsläufig auch unpersönlicher werden?

Wer kleinere Schiffe und den persön lichen Kontakt zu Mitreisenden und Crew bevorzugt, wer Wind und Gischt spüren will, der wird kaum an Bord der großen Neubauten gehen. Der wird weiter mit einem kleinen Schiff zu Zielen reisen, die den großen verwehrt bleiben. Man darf aber die Vorteile der großen Kreuzfahrer nicht übersehen: attraktive Reisepreise, die den Vergleich mit dem Landurlaub nicht zu scheuen brauchen, vielseitige Unterhaltung an Bord bis hin zu erstklassigem Fitness- und Wellnessangebot. Oder die Familienfreundlichkeit durch Super-Kinderpreise und Kinderbetreuung. Sicher, mit der zunehmenden Größe der Schiffe wird die persönliche Betreuung schwieriger. Es gibt aber Reisefreudige, die es weniger persönlich mögen.

Die Entwicklung ist eindeutig: Das Schiff ist das Ziel! Spielen die Fahrt gebiete gar keine Rolle mehr, ist die klassische Kreuzfahrt Vergangenheit?


Richtig: Je größer ein Schiff, desto größer ist das Freizeitangebot an Bord. Es gibt Spaß, Shopping, Fitness, Kurse und Veranstaltungen, da braucht man nicht an Land zu gehen. Das Schiff bietet alles – wie ein ganzer Urlaubsort. Dennoch sind das Interesse und die Nachfrage nach klassischen Kreuzfahrten bei uns unverändert groß. Viele Kunden, und deren Zahl wächst, möchten vor allem fremde Länder bequem per Schiff kennenlernen. Ich glaube, dass in einer Art Gegenbewegung attraktive Routen wieder wichtiger werden.

Haben Sie ein persönliches Lieblingsschiff und/oder ein Fahrtgebiet, das Sie besonders beeindruckt hat?

Nach 18 Jahren Beschäftigung mit Kreuzfahrten gibt es viele unvergess liche Eindrücke. Wie eine unglaublich schöne Sternennacht in der Karibik bei 25 Grad oder die Ankunft in New York mit der „Queen Elizabeth 2“. Toll auch die spannende Fahrt durch die herr lichen Schären vor Stockholm, die Begegnung mit Delfinen vor Gibraltar oder die wunderbar entspannte Flusskreuzfahrt erst neulich auf der Rhône.

Wolfgang Golling, 61, ist Geschäftsführer der Seereisebüro Meere und Flüsse GmbH in Berlin. Mit ihm sprach Gerd W. Seidemann.

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