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Mallorca: Aus für den "Ballermann"

Verbaut, veraltet und vielerorts verkommen: Der Strand von Palma de Mallorca, einst Spaniens Vorzeigemodell in punkto Massentourismus, ist arg in die Jahre gekommen. Wie sich die Playa de Palma verändern soll.

Verbaut, veraltet und vielerorts verkommen: Der Strand von Palma de Mallorca, einst Spaniens Vorzeigemodell in punkto Massentourismus, ist arg in die Jahre gekommen. Der sechs Kilometer lange Küstenstreifen der beliebten Ferieninsel soll deshalb ein völlig neues Gesicht bekommen. Von der „Copacabana Europas“ ist in Anlehnung an den berühmten Strand von Rio de Janeiro die Rede – freilich ohne Elendsviertel.

So zumindest sieht die Vision des niederländischen Architekten und Landschaftsplaners Adriaan Geuze aus, der den Ideen-Wettbewerb zur Sanierung des fast 15 Quadratkilometer großen Gebiets gewonnen hat. Ausgeschrieben wurde dieser von einem schon vor Jahren gebildeten Konsortium aus balearischer Regionalregierung, Inselrat, den Gemeinden Palma und Llucmajor sowie der Zentralregierung in Madrid. Die Kosten werden auf bis zu fünf Milliarden Euro geschätzt.

Zum einen will Geuze die jetzige Strandpromenade umgestalten. Auf einem Mosaikboden aus hellen und dunklen Natursteinen in Form von Meeresalgen und Korallen soll eine üppige Palmenallee entstehen, die als Flaniermeile dienen soll. „Dieser Boulevard mit Geschäften, Restaurants und Theatern wird zum Spazieren und Verweilen einladen“, erläuterte der 47-Jährige, der zudem auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Fahrrad und Straßenbahn setzt.

Auch nachts soll dort das Leben pulsieren, etwa mit Freilufttheater, Konzerten oder Festivals. Die Beleuchtung spiele dabei eine wichtige Rolle. „Die jetzige macht eher Angst“, sagte er mit Blick auf die bestehenden Flutlichtscheinwerfer. Stattdessen setzt er auf diffuses „Mondscheinlicht“, das Sicherheit mit romantischem Flair verbindet.

Während das einstige Fischerdorf Can Pastilla im Westen der Playa de Palma weitgehend in seiner jetzigen Form erhalten werden soll, sprach sich der niederländische Architekt für eine tiefgreifende Umgestaltung des am Ostende gelegenen El Arenal aus. In dieser stark verbauten Gegend müssten sich hohe und niedrige Gebäude abwechseln. Ob dies allein mit der Abrissbirne umzusetzen sei, ließ es offen.

Auch die Zukunft der Partymeile rund um den „Ballermann“ ist unklar. In Geuzes Konzept, dem Ende des Jahres ein „Masterplan“ folgen soll, fand die bei deutschen Touristen so beliebte Strandbar keine Erwähnung.

In die Sanierung des Küstenstreifens sollen auch drei Naturzonen einbezogen werden: Das Feuchtgebiet Ses Fontanelles, wo die sozialistisch geführte Balearen-Regierung bereits den Bau eines 300 Millionen Euro teuren Einkaufszentrum gestoppt hat, die Steinbruchgegend bei Ses Maravilles, die Wellness-Center, Gärten und Wohnanlagen beherbergen soll, und die Umgebung des Jueus-Sturzbaches, die in eine von Bäumen gesäumte Promenade mit Verbindung zum Strand von Palma verwandelt werden könnte.

„Es ist ein ungeheuer großes, aber auch zukunftsweisendes Projekt“, sagte Spaniens Tourismus-Staatssekretär Joan Mesquida, der selbst Mallorquiner ist. Das Vorhaben sei komplizierter als Olympische Spiele oder eine Weltausstellung zu organisieren, zumal sowohl die Anwohner als auch die Tourismusbranche zufriedengestellt werden müssten. „Aber der Fremdenverkehr macht zwölf Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukts aus und ist unser stärkster Wirtschaftszweig“, unterstrich er die Notwendigkeit der Neugestaltung.

Die Hoteliers sind jedoch ungeduldig. Zum einen geht ihnen das Ganze zu langsam – die Rede ist von einem Zeitraum von bis zu zwölf Jahren –, zum anderen ist die Finanzierung noch ungeklärt. Zwar sollen auch private Gelder fließen, aber die Branche hofft auf einen großzügigen Zuschuss der Regierung in Madrid. Einen Vorschlag für einen neuen Namen, von Miami inspiriert, gibt es aber schon: „Mallorca Beach“.

Jörg Vogelsänger

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