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Namibisches Bürgerradio: Die Stimme der Stimmlosen

KCR ist jung, schnell und funky. Und Reggie, einer der Moderatoren spricht so, wie man hier im Township von Katutura und Khomasdal eben spricht. In rasend schnellem Sprachenmischmasch.

KCR ist Namibias erstes Bürgerradio. Entstanden zu Apartheidzeiten in den 70ern. Es ist die Stimme der Stimmlosen, auch heute noch, erklärt die einzige bezahlte Arbeitskraft und Chefin Sandra Williams: "Echter Wandel kommt durch sozialen Umschwung und der kann nicht unbedingt auf politischer oder nationaler Ebene produziert werden. Dafür muss man verstehen, dass Khomasdal und Katutura die Spuren und Narben des südafrikanischen kolonialen Regimes tragen. Und es ist nicht genug dafür getan worden, dass die Leute hier selbstbewusst sind, dass sie stolz sind auf ihre Fähigkeiten und auf das was sie sind. Stattdessen sind sie schüchtern und unterwürfig. Und für die senden wir. Auf der einen Seite versuchen wir Selbstbewusstsein zu fördern und auf der anderen vor allem mit den Jüngeren, da feiern wir unsere neue Identität und unser Selbstbewusstsein".

Das Motto: Für die Leute und von ihnen. Thelma, eine der 15 Freiwilligen, die hier 24 Stunden Programm am Tag stemmen - ist von dem Slogan überzeugt: "Ich liebe Radio, das Geld ist mir egal. Ich liebe, dass es so frisch und schnell ist. Ich spreche gerne mit den Hörern und ohne meine Musik könnte ich ohnehin nicht leben".

KCR spielt zu 70 Prozent einheimische Musik. Zum Teil wirklich von Bands aus der Nachbarschaft. The dogg, ist momentan der absolute Renner. Aber es geht nicht nur um Musik, KCR bietet eine Plattform für ein breites Themenspektrum, Homosexualität, Geldmanagement, Alkohol, Straßenkinder und natürlich auch Aids, erklärt Thelma: "Ich glaube momentan langweilt Aids die Leute, aber ganz wichtig momentan sind Themen wie Wasserversorgung und Vergewaltigungen. Darüber können wir hier im Radio sprechen".

Egal wen man in Katutura fragt, was sie denn hören, dann sagen sie "selbstverständlich KCR". Trotzdem wohl typisch für ein Bürgerradio: finanziell sieht es mau aus, immer wieder steht die Station vor dem Aus, trotz langjähriger Unterstützung der Böll Stiftung. Sandra Williams versucht dennoch optimistisch zu bleiben, sie hat Ziele und Visionen für KCR: "Wir machen irgendwie weiter, wir wollen unbedingt auch Lokalnachrichten machen und ein gutes Sportprogramm wollen wir auf die Beine stellen hier auf KCR".

Dagmar Wittek

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