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Ozeaneum: Pinguine auf dem Dach

Das neue Ozeaneum des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund birgt für Besucher manche Überraschung.

Pottwal kämpft mit Riesenkalmar – dieses Duell werden die Besucher des neuen Ozeaneums in Stralsund vom 12. Juli an in Lebensgröße bestaunen können. Nur als Modell freilich, doch „bis in Detail exakt dargestellt“, versicherte Walforscher Harald Benke jetzt bei der Vorstellung des Projekts in Berlin. Benke führt seit September 1995 als Direktor das Deutsche Meeresmuseum in der Hansestadt und firmiert auch als Geschäftsführer der Ozeaneum Stralsund GmbH.

Als Hauptattraktion des futuristisch anmutenden Neubaus (Architekturbüro Behnisch & Partner, Stuttgart) direkt am Hafen muss jedoch das Schwarmfischbecken gelten, das 2,6 Millionen Liter Wasser fasst. Tausende Heringe und Makrelen werden an den Augen der Besucher vorbeiziehen, um sich blitzartig durch das typische Schwarmverhalten dem Zugriff der räuberischen Haie zu entziehen. Schon allein die 38 Zentimeter dicke und 22 Tonnen schwere Acrylscheibe des Beckens dürfte sehenswert sein. Geliefert wurde sie aus den USA, Scheiben dieser Größenordnung seien in Europa nicht lieferbar, sagte Benke. Per Schiff und Schwerlasttransporter gelangte die wertvolle Fracht schließlich nach Stralsund.

„Der Bau des Ozeaneums mit einer Investitionssumme von 60 Millionen Euro ist zwar von der öffentlichen Hand bezahlt, das Haus muss sich jedoch vom 1. Juli an komplett selbst finanzieren“, sagte Benke, auch das sei außergewöhnlich in der deutschen Museumslandschaft. Doch er ist sehr zuversichtlich, dass das zu stemmen ist. Wenn 550000 Besucher im Jahr kämen, wären die Kosten gedeckt, es bliebe sogar noch ein „kleiner Überschuss“. Allein das bisherige Meeresmuseum zähle 600000 Besucher, da sei ihm nicht bange, dass die neue Attraktion dahinter zurückfallen könne.

Sinn und Zweck des Ozeanums sei jedoch nicht nur, den Lebensraum Ost- und Nordsee lebendig darzustellen und in einer gesonderten Ausstellung die „Riesen des Meeres“ den Besuchern zu präsentieren. Natürlich gebe es auch einen wirtschaftlichen Hintergrund für eine derartige Investition. Als Quasiforschungseinrichtung werde das Meeresmuseum mit dem neuen Ozeaneum auch internationale Konferenzen ausrichten, als Plattform für Wissenschaftler dienen und so möglicherweise auch die Ansiedlung neuer Einrichtungen initiieren.

Den Tourismus an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns werde das Ozeaneum mit Sicherheit voranbringen, sagte Benke. Das Interesse von Reiseveranstaltern und Busunternehmen sei bereits enorm. Und wer ohnehin an der Küste Urlaub mache, werde sich das Museum wohl kaum entgehen lassen.

Nicht zuletzt legen Benke und seine Mitarbeiter Wert auf den pädagogischen Nutzen, den die Einrichtung für alle Altersgruppen, speziell jedoch für Kinder haben wird. „Schließlich haben wir auch einen Bildungsauftrag.“ Und um dem gerecht zu werden, arbeiten bereits seit langem Museumspädagogen an entsprechenden Konzepten. So gehört zum „Meer für Kinder“ ein moderner, laborartiger und mit Arbeitstischen ausgestatteter Kursraum, der 15 bis 20 Personen Platz bietet. Er wird demnächst vorrangig für betreute Veranstaltungen mit Schülern und Studenten genutzt.

Und nicht zuletzt wird das Dachgeschoss des Ozeaneums speziell für Kinder mit Aquarien und interaktiven Lernelementen ausgestattet, die spielerisch ausgewählte Erkenntnisse über das Meer und seine Lebenswelt vermitteln sollen. Als i-Tüpfelchen sozusagen wird die Ausstellung später durch eine Pinguinanlage auf der Dachterrasse ergänzt. „Sie wird interessante und spannende Beobachtungsmöglichkeiten der Tiere an Land und unter Wasser bieten“, versichert Benke. Die Pinguine können per Videoanlage bis in die Bruthöhlen begleitet werden, ohne dass beim Brüten gestört werden.

Mehr zum Thema im Internet: www.ozeaneum.de.

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