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Die schönsten (und teuersten) Hotels stehen hoch im Kurs. Immer mehr Luxusanlagen wie diese auf der Karibikinsel St. Lucia finden sich in Veranstalterkatalogen.

© laif

Reisebranche: Tickets zum Winter

Am liebsten Luxus: Was die Reiseveranstalter in der kommenden Saison verkaufen wollen.

Die gute Nachricht zuerst: Bei Veranstalterreisen bleiben die Preise auch im kommenden Winter weitgehend stabil. Einige Ziele werden günstiger, andere aufgrund eines erstarkten Dollars, eines schwächeren Euros etwas teurer. Als Trend zeichnet sich ab, dass insbesondere hochwertige Reisen stärker nachgefragt werden. Dementsprechend nehmen die Veranstalter immer mehr Hotels der gehobenen Preisklasse ins Sortiment.

Insgesamt sehen die deutschen Veranstalter ihre Branche im Aufschwung. Nicht zuletzt, weil die Pauschalreise wieder besser angesehen ist beim Kunden. Im Zeitalter der Billigflüge und vereinfachter Hotelbuchungen über das Internet galt es zeitweilig als uncool, wie ein „Neckermann“ zu reisen. Den Wert einer Veranstalterreise lernten viele Urlauber wieder zu schätzen, als sie im vergangenen Frühjahr wegen des isländischen Ascheregens an fernen Gestaden gestrandet waren und sich der jeweilige Veranstalter kümmerte. Dass auch dabei nicht alles glatt lief, änderte nichts an dem Bewusstsein, mit dem Sicherheitsnetz einer Pauschalreise besser unterwegs zu sein, als sich individuell Easyjet und Co auszuliefern.

TRENDS

Wenn schon Urlaub, dann aber richtig – das ist allem Anschein nach der Trend in Deutschland. Während sich mancher gar keinen „richtigen“ Urlaub mehr leisten kann, gibt es offenbar eine große Klientel, die nicht auf den Euro schauen muss. Zu erkennen ist das daran, dass aufgrund steigender Nachfrage zunehmend Hotels im Vier- und Fünf-Sterne-Segment von den Veranstaltern eingekauft werden. Beispielsweise konzentriert sich nun auch Jahn Reisen zur Wintersaison auf die obere Preisklasse „mit Hotels in besonderer Lage“. Darunter sind sieben „Leading Hotels of the World“ und sechs „Small Luxury Hotels“.

Größer wird die Auswahl bei den Vier- und Fünf-Sterne-Hotels auch beim viertgrößten Veranstalter Deutschlands, Alltours in Duisburg, der bisher für eher günstige Reisen stand: 438 sind in den Katalogen zu finden. Inzwischen stehen drei von vier Urlauberbetten des Veranstalters in Hotels dieser Kategorien.

Etwas gegen den Trend fährt der Veranstalter Thomas Cook Reisen: Er will künftig breitere Kundenschichten ansprechen. Bisher hatte sich die Marke der Thomas Cook AG auf das Premiumsegment konzentriert. Manche Angebote waren in der Vergangenheit dann doch wohl etwas hochgestochen ausgefallen, der „Angriff“ auf die Tui-Nobelmarke Airtours dürfte damit als gescheitert gelten.

Auf Exklusivität setzt der größte deutsche Veranstalter, Tui. Die Zahl der auf der Fernstrecke ausschließlich beim Reiseriesen buchbaren Hotels wurde um neun Häuser auf 43 ausgebaut. Dazu zählt auch die Tui-Marke Riu mit einem neuen Hotel auf Kuba. Auf der Mittelstrecke wird bereits rund 60 Prozent des Tui- Umsatzes durch exklusive Produkte erwirtschaftet.

Wellness- und Gesundheitsreisen sind so gefragt wie nie zuvor. Darum nimmt diese Art der Spezialreisen zu, immer häufiger auch durch einen Krankenkassenzuschuss gefördert. Tui kooperiert gar für „Schönheitsreisen“ mit einer entsprechenden Klinik.

NEUE ZIELE

Zu den Weltentdeckern zählt kein Veranstalter, weiße Flecken auf der touristischen Landkarte sind eben ausgesprochen rar geworden. Doch die verschiedenen Angebote werden schon mal durch Ziele ergänzt, die vorher nicht im jeweiligen Programm zu finden waren. So gehört Sri Lanka bei Alltours im Winter zu den „neuen Zielen“. Die Insel lässt sich dabei auch mit einem Aufenthalt auf den Malediven kombinieren. Neu in Ägypten ist das Ziel Marsa Alam südlich von Hurghada.

Mehr Wintersport in Nordamerika, mehr Asien und zusätzliche Ziele für Skifahrer in Europa: All das gehört zum neuen Winterprogramm des Reiseveranstalters FTI in München. Das Unternehmen bringt stattliche 17 Kataloge in die Reisebüros, drei mehr als im Vorjahr.

Zu den Katalogneuheiten bei den Rewe-Pauschalreisen (ITS, Jahn, Tjaereborg) zählt, dass Malta sowie die Stadt Holguin auf Kuba zum ersten Mal ins Winterprogramm kommen. Außerdem will ITS Rennrad- und Mountainbike-Fahrer mit einem großen Angebot ansprechen.

Zur „kontrollierten Offensive“ von Thomas Cook Reisen gehört die Aufnahme von elf neuen Zielgebieten. Dazu zählen Panama, Kolumbien und die thailändische Insel Koh Samet. Das Angebot in Sri Lanka wird nach dem Ende des Bürgerkriegs im vergangenen Jahr massiv ausgebaut. Insgesamt nimmt Thomas Cook Reisen 158 Vier- und Fünf-Sterne-Hotels und 14 Rundreisen neu in seine Kataloge auf. Indien wird gar ein eigenständiger Katalog gewidmet. Manche der angebotenen 25 Rundreisen führen auch in die angrenzenden Länder Nepal und Bhutan.

Wintersportlern bietet Neckermann (Thomas Cook AG) in diesem Jahr erstmals Reisen nach Slowenien und in die Slowakei an. Neu in den Spanien- und Portugal-Katalog wurden die Kapverdischen Inseln aufgenommen. Hier können Gäste ein All-Inclusive-Hotel und eine siebentägige Rundreise buchen. Städtereisende fliegen nun auch mit Neckermann nach Tel Aviv. Triathleten können erstmals in zehn Hotels und vier professionellen Trainingscamps auf Mallorca und den Kanaren an ihrer Ausdauer arbeiten.

Fernreiseziele gewinnen weiter hinzu. Deshalb hat Tui das Angebot auf der Fernstrecke um zehn Prozent ausgebaut. Das neue Ferienziel Panama wartet mit drei Rundreisen und acht Hotels auf, darunter das neue Vier-Sterne-Hotel Riu Panama Plaza. Weitere neue Ziele sind unter anderem Taiwan und die vietnamesische Region Ho Tram. Neu auf der Mittelstrecke ist das Ferienziel Jordanien, zwei exklusive Rundreisen und zwei Wanderreisen mit der Alpinschule Innsbruck.

PREISE

Große Preisausschläge nach oben oder unten müssen Urlauber im kommenden Winter nicht erwarten. Auf einen knappen Nenner gebracht: Preisstabilität im Euro- Bereich, Preisrückgang bei einigen Zielen, Steigerung auf machen Fernstrecken. Als Preisbrecher tut sich einmal mehr Alltours hervor. Um durchschnittlich viereinhalb Prozent sinken die Preise, vor allem für die Türkei und Ägypten.

Fernreisen verteuern sich bei fast allen Veranstaltern. Ausschlaggebend dafür sind vor allem Währungsschwankungen und höhere Flugpreise. Etwas aus der Reihe tanzen die Baustein-Veranstalter der Rewe-Gruppe (Dertour, Meier’s Weltreisen, ADAC Reisen) mit ihren individuell zu gestaltenden Reisen. Hier sinken die Preise für einige Fernziele, ein geschicktes Bunkern von billigen Dollars zahlt sich wohl aus. So werden Nordamerika-Urlaube im kommenden Winter um fünf Prozent günstiger. Reisen in die Vereinigten Arabischen Emirate sowie nach Vietnam werden um zehn Prozent billiger, nach Island um sieben Prozent. Für andere Reiseziele müssen Urlauber dagegen deutlich mehr ausgeben: In Sri Lanka und Thailand ziehen die Preise wegen der gestiegenen Nachfrage um zehn Prozent an. Ungünstigere Wechselkurse machen den Urlaub in der Schweiz um satte zehn, in Norwegen und Schweden um fünf bis sieben Prozent teurer.

RABATTE

Sparen tut jeder Urlauber gern. Und wie immer bieten alle Veranstalter eine Reihe von Möglichkeiten. Das beginnt oft bei der Anreise zum Flughafen und auf dem Heimweg. Was bei vielen Buchungen bereits lange üblich ist, praktiziert nun auch Alltours vom 1. November an: Das Zweite-Klasse-Ticket für den „Zug zum Flug“ ist dann im Preis enthalten. Nun mag man nicht glauben, dass die Kosten dafür nicht in die Kalkulation eingebaut worden sind, für den Kunden ist es jedoch ein Element, das zur übersichtlichen Budgetplanung beiträgt. Und darum geht es vielen Urlaubern. Nicht ohne Grund ist der Trend zum „Alles-inklusive-Urlaub“ ungebrochen.

Frühbucherrabatte sollen Kunden beizeiten ins Reisebüro locken, damit die Veranstalter ihre Kapazitäten besser berechnen und das Last-Minute-Geschäft möglichst klein halten können. Also wird mit „Sparzimmern“, XXL- oder XXS-Bonus, Turboabschlägen und weiteren Fantasiebezeichnungen geworben. Die Rabatte sind in der Regel nach Zeitpunkt der Buchung gestaffelt und können immerhin 30 und mehr Prozent betragen.

DAS BESONDERE

Um die Gunst der Reiselustigen zu gewinnen, wird in den Zentralen der Veranstalter stets intensiv über neuen Ideen gebrütet. So ist nach der „Schneegarantie“, die Tui seit einigen Jahren anbietet, nun die entsprechenden „Sommergarantie“ entstanden: Beträgt die durchschnittliche Tagestemperatur am gebuchten Urlaubsort auf der Fernstrecke sieben Tage vor Abreise nicht mindestens 20 Grad für die erste Urlaubswoche, können Gäste ohne Umbuchungsgebühr auf einen späteren Reisezeitraum und/oder ein anderes Ziel aus den Fernreisen-Katalogen umbuchen. Ausgenommen sind dabei die Ziele USA, Kanada, China und Japan.

Da Langzeiturlauber, also Kunden, die viele Wochen im sonnigen Süden überwintern, als „Bettenfüller“ heiß begehrt sind, hat sich Tuis Kreativabteilung auch hier etwas einfallen lassen: „Heimaturlaub“. Wer im kommenden Winter einen wenigstens 60 Tage währenden Urlaub an einem Ferienziel auf der Mittelstrecke bucht, bekommt einen Heimflug „geschenkt“. Das Hotel bleibt währenddessen gebucht, so dass die Winterflüchtlinge, die mal zu Hause nach dem Rechten sehen wollen, nach ihrer Rückkehr das Zimmer wieder beziehen können.

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