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Schwarzwald: Die Genussroute

Fernblicke und kulinarische Höhepunkte: Der Westweg durch den Schwarzwald ist unter Wanderern Kult geworden.

Ein guter Popsong kann Kult werden, Autos sowieso. Hin und wieder gilt auch ein altes Buch als Kulttitel. Aber ein Weg, ein Pfad durch Wälder, über Wiesen und auf die Höhen? Der Westweg im Schwarzwald hat geschafft, was neben ihm nur wenigen Routen wie der Pilgerrennstrecke Jakobsweg und dem Rennsteig in Thüringen gelungen ist: Er wird gefeiert und respektiert, genossen und gefürchtet.

Etliche Wanderfreunde haben den Westweg in kürzeren Etappen erlebt, vergleichsweise wenige dürften sich die gesamte Länge von 285 Kilometern von Pforzheim bis zum Hauptbahnhof in Basel – oder von der Schweiz aus nach Norden – durchgeschwitzt haben. „Das mehrtägige Wandern wird immer populärer“, sagt der Waldweg-Experte des Schwarzwaldvereins, Hans-Georg Sievers. Das wachsende Interesse am Westweg liegt zum einen an der immer größer werdenden Vielfalt von Angeboten nicht nur zum Übernachten und für Leib und Magen. Mit neuen, gepäckfreien Etappen können auch Rucksackverweigerer den Weg genießen – ihre Taschen werden von Unterkunft zu Unterkunft gefahren.

Der Weg ist variantenreich. Es gibt weiche und schmale Pfade, viele Aussichtspunkte, dazu gute Wegweiser. Besondere Aufmerksamkeit erlangte die Route durch die Auszeichnung als „Qualitätswanderweg“. Für den Titel bewertet der Deutsche Wanderverband streng den Abwechslungsreichtum, die Beschilderung und die Ausstattung mit Ruhebänken. Sehr zur Freude der Schwarzwälder Gastronomie: Nach Schätzungen des Schwarzwaldvereins profitieren schon 70 bis 80 Prozent der Hotels und Pensionen, Hütten und Jugendherbergen vom „Westweg-Tourismus“. „Wandern ist ,in‘, und die Gäste orientieren sich vor allem an Tipps und Auszeichnungen“, weiß Conny Karcher von der Organisation Schwarzwald-Tourismus in Freiburg.

„Basel 279 Kilometer“, steht auf dem Schild am Kupferhammer in Pforzheim. Rote Rauten auf weißem Grund weisen den Weg in Richtung Süden. Hier am Nordrand des Schwarzwaldes hat der Wanderer noch die Qual der Wahl zwischen Ost-, Mittel- und Westweg. Auf dem Westweg gelangt der Wanderer nach den sanfteren Etappen des Nordens zu den Gipfeln und höchst gelegenen Seen des Schwarzwaldes. Er bekommt Fernblicke geboten, versprengt liegende Höfe, hellgrüne Wiesen und tiefe Täler.

Vor allem auf dem Nordabschnitt führt der Weg, der auf seiner ganzen Länge nur zwölf Ortschaften berührt, meist durch Wald. Oft wandert man aber auch über Höhen, auf denen der Orkan „Lothar“ Ende 1999 etliche Bäume entwurzelte und für freien Blick über die Täler sorgte. Ein Vorteil – und ein Nachteil: Denn vor allem im Sommer brennt die Sonne den Wanderern auf den Buckel.

Im mittleren Abschnitt und vor allem im Süden wird der Wanderer entschädigt für die ersten anstrengenden Etappen. Durch das Kinzigtal erreicht der Wanderer schließlich den größten Natursee des Schwarzwalds, den Titisee. Dort teilt sich der Weg: Auf der klassischen westlichen Route geht es zur waldfreien Kuppe des Feldbergs. Nach dem Gipfelkreuz des Belchen überquert der Weg dann auch den Blauen und geht am Kandertal entlang hinunter ins Wiesental bis nach Basel. Dort schließt auch die östliche Variante des Westweges ab. Sie führt vom Titisee aus über das Herzogenhorn und den Weißenbachsattel.

Für den Westweg empfehlen sich vor allem die Monate vom Frühjahr bis zum frühen Herbst. Im Hochsommer sollten Quartiere reserviert werden.

Auskunft: Schwarzwaldverein, Schlossbergring 15, 79098 Freiburg; Telefonnummer: 07 61 / 38 05 30, im Internet: www.westweg.de, www.schwarzwaldverein.de

Martin Oversohl

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