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Gemütlich abschwingen. Während für die WM-Teilnehmer am Steilhang jeder Bruchteil der Sekunde zählt, haben Freizeitsportler sogar Zeit für flache Verbindungsstücke.

© dpa-tmn

Ski-WM in Steiermark: Auf den Pisten der Weltmeister

Jetzt kommen die Champions nach Schladming. Skifahrer können zuschauen – und selbst abfahren.

Früher drehte sich in Schladming alles nur um Silber. Während der alpinen Ski-Weltmeisterschaft Anfang Februar geht es in der einstigen Minenstadt zwei Wochen jedoch vornehmlich um Gold. Michael Tritscher, Schladmings früherer Weltklasse-Skirennläufer, fiebert der zweiten Ski-WM im größten Wintersportzentrum der Steiermark nicht nur wegen der Rennentscheidungen in der Planai-Skiarena mitten im Ort entgegen. Wie viele Einheimische hofft der ehemalige Slalomstar auf einen Boom für das Lieblingsskigebiet der Wiener, das auch mehr deutsche Gäste haben möchte.

Rund 400 Millionen Euro wurden investiert, um das nur eine Stunde von Salzburg entfernt liegende Städtchen für Rennläufer und Urlauber herauszuputzen. Mit der Ski-WM vom 4. bis 17. Februar will sich die Region mit ihren schönen Waldabfahrten auf internationaler Bühne als topmodernes Skigebiet präsentieren. „Pisten wurden verbreitert, Lifte ausgebaut, die Beschneiungsanlagen komplettiert und der ganze Berg mit kostenlosem W-Lan-Internetzugang ausgestattet“, sagt der technische Leiter der Planai-Bergbahn, Karl Höflehner.

Rund 99 Prozent der 232 Pistenkilometer zwischen den schroffen Südwänden des Dachsteins und den eher sanften Schladminger Tauern sind künstlich beschneibar. „Normalerweise kann man bei uns bis in den April hinein sogar bis ins Tal abfahren“, sagt der Geschäftsführer des Tourismusverbands Schladming-Dachstein, Hermann Gruber. Ein spezielles Mikroklima beschere dem nur 745 Meter hoch gelegenen Schladming kalte und schneereiche Winter.

Für die Region sei die WM ein Glücksfall, meint Gruber. In der Nähe der neuen Planai-Talstation mit ihrer futuristischen Glasfassade entstanden neue Hotels. Ein Fünfsternehaus ist nicht dabei. Dafür ist Schladming zu bodenständig. Früher lebte die ganze Region vom Silber- und Kupferbergbau. Auch Gourmettempel gibt es nicht. Gut essen kann man dennoch. Wie beispielsweise direkt an der Piste bei Peter Pichler in der „Holzhackerstube“. Der hat sein Handwerk bei den Kochlegenden Paul Bocuse und Eckart Witzigmann gelernt. Statt Haute Cuisine kocht er nun aber lieber schlichte Gerichte mit regionalen Zutaten.

Der zum größten Skiverbund Österreichs, Ski Amadé, zählende Ort war immer schon ein Ziel für Familien und leidenschaftliche Skifahrer. Für sie ist die 18 Kilometer lange Edelgrieß-Geländeabfahrt vom ansonsten eher langweiligen Dachsteingletscher das Größte. Rennteams aus aller Welt trainieren regelmäßig auf der Reiteralm. Obwohl der westlichste der vier miteinander verbundenen Schladminger Skiberge nur 1860 Meter hoch ist, bietet er schon früh im Jahr optimale Trainingsbedingungen.

„Dort bei Flutlicht ins Ziel hineinzufahren, ist unvergesslich“

Bilder des "Terminators" im Schwarzenegger-Stübchen.
Bilder des "Terminators" im Schwarzenegger-Stübchen.

© picture alliance/dpa-tmn

Von der Reiteralm gelangen Skifahrer hinüber zum 1850 Meter hohen Hochwurzen und dann weiter über die 1906 Meter hohe Planai bis zum 2015 Meter hohen Hauser Kaibling. „Und dies auch während der WM“, betont Technik-Chef Höflehner. „Die Einschränkungen für Gäste während der Veranstaltung sind minimal, das Erlebnis aber ist einzigartig“, verspricht Ex-Rennläufer Tritscher. Urlauber können täglich die Rennläufer beim Training auf der Reiteralm und das aktuelle Rennen auf einer Videoleinwand mitten im Skigebiet sehen. Noch beeindruckender wirkt alles von den Rängen der WM-Arena aus.

Diese ist auch Schauplatz des jährlichen Nacht-Weltcupslaloms. „Dort bei Flutlicht ins Ziel hineinzufahren, ist unvergesslich“, meint Tritscher, der sein Heimrennen nie gewinnen konnte. „Einmal war ich hinter dem Deutschen Armin Bittner Zweiter“, erinnert er sich. Seit vielen Jahren betreibt er eine Skischule in Schladming. Ein Sieg beim WM-Slalom ist auch der Traum von Felix Neureuther. „Der Slalom in Schladming hat schon ein ganz besonderes Flair“, erzählt der deutsche Skistar.

Ein bisschen wie Neureuther kann sich in Schladming jeder fühlen. Der Zielhang ist jeden Abend bis 19 Uhr 30 beleuchtet. Von einer der vielen urigen Hütten, die ohne seelenlose Selbstbedienungsbereiche auskommen, können auch Touristen dort hinunterfahren.

Für die meisten Urlauber endet der Skitag aber ohnehin früher, um dann in eine ausgelassene Party überzugehen. In der Hauptsaison tanzt halb Wien in den Après-Ski-Schuppen von Schladming. Die sich über drei Etagen erstreckende „Hohenhaus Tenne“ gilt als größtes Abfeier-Lokal der Alpen. Sehr viel ruhiger geht’s gegenüber in der „Platzhirsch Alm“ mit ihrem Arnold-Schwarzenegger- Stübchen zu. Der frühere Besitzer Charly Kahr, der Ski-Legenden wie Franz Klammer trainierte, hat die Wände dort mit „Arnie“-Bildern gepflastert. Als Freund von Kahr war der „Terminator“ oft zum Skifahren in Schladming. Zur WM kommt der aus der Steiermark stammende Ex-Gouverneur von Kalifornien nach vielen Jahren wieder. Fragt sich, ob er das herausgeputzte Schladming wiedererkennt.

Bernd Krieger

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