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Für alle Sinne. Während in der Atta-Höhle in Nordrhein-Westfalen auch Käselaibe reifen, gibt es in der Iburger Tropfsteinhöhle nichts zu riechen, aber viel zu sehen: Fossile überall. Fotos: laif/Catrin Moritz, imago

© IMAGO

Reise: Stille Pracht der Zapfen

Unter der Erde warten spektakuläre Schätze. Wer sie entdecken will, ist hierzulande richtig. In Deutschland gibt es fünfzig Schauhöhlen. Diese sind die schönsten:.

Segeberger Kalkberghöhle

Bad Segeberg in Schleswig-Holstein ist vor allem wegen der Karl-May-Spiele bekannt. Eine weitere Attraktion ist Deutschlands nördlichste Schauhöhle. Außergewöhnlich ist die große Fledermauspopulation der Kalkberghöhle. Im Sommer hängen mehrere hundert Tiere in den Wänden ihres steinernen Wigwams, im Winter sind es tausende. Aufgrund dieses Phänomens findet die deutsche Hauptveranstaltung zur „Europäischen Fledermausnacht“ traditionell in Bad Segeberg statt. 2006 eröffnete nahe der Höhle Noctalis ein Fledermauserlebnis- und Informationszentrum. Die Höhle selbst hat noch einen speziellen Bewohner: den Segeberger Höhlenkäfer. Weltweit kommt er nur an diesem Ort vor.

Öffnungszeiten: 9-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, April bis September

Info: Touristinfo Bad Segeberg, Telefonnummer: 0 45 51 / 9 64 90,

www.badsegeberg.de

Iberger Tropfsteinhöhle

Die Höhle in Niedersachsen bietet nicht nur schöne Einblicke in die Unterwelt sondern auch faszinierende Erkenntnisse über die Geschichte der Kontinente: Der Berg, in dem sich die Höhle befindet, ist Teil eines Korallenriffs, das vor vielen Millionen Jahren entstanden ist und in etwa auf der Höhe Madagaskars lag. Durch Plattenbewegungen gelangte das Riff ins schöne Harz bei Bad Grund, südlich von Goslar. Zum „Höhlenerlebniszentrum“ gehört auch ein Museum, das die „älteste Familie der Welt“ zeigt. Menschenknochenfunde aus der Bronzezeit, die aus einer nahe gelegenen Höhle stammen, wurden gewissermaßen zu einer vorgeschichtlichen Familie zusammengepfriemelt.

geöffnet: täglich 10-17 Uhr (Juli und August), außerhalb der Hochsaison geänderte Öffnungszeiten

Info: Höhlenerlebniszentrum, Telefonnummer: 0 53 27 / 82 93 91, im Internet:

www.ibergertropfsteinhoehle.de

Atta-Höhle

Die Atta-Höhle in Attendorn (Nordrhein-Westfalen) gilt laut Höhlenverwaltung als Deutschlands größte und schönste Tropfsteinhöhle. Kein Wunder, dass sie auch die meistbesuchte ist. Rund 350 000 Gäste steigen jährlich in die unterirdische Wunderwelt im südlichen Sauerland hinab, rund 90 Kilometer östlich von Köln. Die Besucher erwartet, was eine stolze Tropfsteinhöhle erst zu einer solchen macht: prächtige Stalaktiten, Stalagmiten und Stalagnaten. In der Höhle lagern auch hunderte Käselaibe. Geruchsempfindliche Höhlenentdecker müssen aber keine Sorge haben, denn ein künstlicher Wasservorhang mildert den Duft des im kühl-feuchten Klima reifenden Käses.

Öffnungszeiten: 10-16.30 Uhr (letzter Einlass), außerhalb der Sommermonate andere Öffnungszeiten

Info: Attendorner Tropfsteinhöhle, Telefonnummer: 0 27 22 / 9 37 50, im Internet: www.atta-hoehle.de

Hermannshöhle

Beeindruckende Tropfsteine und Knochenfunde des Höhlenbären sind längst nicht alles, womit die Hermannshöhle in Rübeland bei Wernigerode ((Sachsen-Anhalt)punktet: In einem künstlich angelegten See, dem Olmensee, leben 13 Exemplare des seltenen Grottenolms. Nirgendwo sonst in Deutschland kann man sie sehen. Die rosa-weißen Lurche sind in den Karstgebieten von Istrien und der dalmatinischen Küste zu Hause. Die Harzer Olme wurden zunächst in den 1930er, später in den 1950er Jahren von Istrien nach Sachsen-Anhalt gebracht. Sie werden im Durchschnitt 70 Jahre alt, können bisweilen aber sogar 100 werden. Weil es sich in der Hermannshöhle ausschließlich um männliche Tiere handelt, läuft die Zeit unweigerlich ab, in der Grottenolme in Deutschland zu sehen sein werden. Die Hermannshöhle war übrigens die erste, die mit elektrischem Licht ausgestattet wurde: 1896.

Die nahe gelegene Baumannshöhle ist ebenfalls einen Abstecher wert. Bereits seit 1646 finden hier Führungen statt. Goethe soll dieses Naturbauwerk drei Mal beehrt haben, weshalb ein Abschnitt der Höhle, der Goethesaal, nach dem Dichter benannt wurde.

Öffnungszeiten: 9-17.30 Uhr (letzter Einlass), außerhalb der Sommermonate geänderte Öffnungszeiten

Info: Rübelander Tropfsteinhöhlen, Telefon: 03 94 54 / 4 91 32, im Internet unter: www.harzer-hoehlen.de

Syrauer Drachenhöhle

Die Drachenhöhle im sächsischen Vogtland nördlich von Plauen – einzige Schauhöhle Sachsens – besitzt mehrere Seen. Aufgrund des hohen Kalkgehalts schimmern sie zartgrün. Entdeckt wurde die Höhle im Frühjahr 1928 zufällig bei Bauarbeiten in einem Steinbruch. Obwohl dieser längst stillgelegt war, durfte ein einziger Arbeiter noch weiterwerkeln, damit dieser nicht arbeitslos wurde. Dieser stieß auf die Höhle. Schönstes Gebilde ist das sogenannte Elefantenohr, eine perfekt gewachsene Sinterfahne (mineralische Ablagerung).

Öffnungszeiten: täglich 9.30-17 Uhr, im Herbst/Winter verkürzte Öffnungszeiten

Information: Gemeinde Syrau, Telefonnummer: 03 74 31 / 37 35, www.syrau.de

Kubacher Kristallhöhle

Die Höhle in Kubach bei Weilburg in Hessen ist mit unzähligen Kristallen übersät. Schneeweiße Calzitkristalle und mineralische Ablagerungen zaubern ein faszinierendes Glitzern an die Wände. Es ist vermutlich die einzige derartige Kristallhöhle in Deutschland. Auf den ungewöhnlichen Hohlraum stießen Forscher 1974 bei der Suche nach einer Tropfsteinhöhle, die sich nach alten Plänen von Bergleuten ganz in der Nähe der Kristallhöhle befinden soll, aber bislang nicht wieder ausfindig gemacht werden konnte.Die Kristallhöhle wurde der Öffentlichkeit 1981 zugänglich gemacht. Rund 35 000 Besucher werden jährlich gezählt.

Öffnungszeiten: Ende März bis 30. Oktober, Mo bis Fr 14-16, Sa/So 10-17 Uhr (jeweils Einlassschluss)

Info: Höhlenverein Kubach e.V., Telefonnummer: 0 64 71 / 9 40 00, im Internet: www.kubacherkristallhoehle.de

Laichinger Tiefenhöhle

Der Name kommt nicht von ungefähr: 80 Meter geht es auf der Schwäbischen Alb, 25 Kilometer westlich von Ulm, in die Tiefe – Besucher können allerdings nur bis 55 Meter hinabsteigen. Die Laichinger Tiefenhöhle ist nicht nur die tiefste deutsche Schauhöhle, sie ist auch die einzige sogenannte Schachthöhle in Deutschland, die derzeit für Besichtigungen ausgebaut ist. Bei permanent acht Grad Celsius in der Höhle empfiehlt sich eine mollige Jacke. Entdeckt wurde die Höhle übrigens vor über hundert Jahren von einem Laichinger Sandgräber, dessen ausgebuddelter Sandhaufen über Nacht einfach im Erdboden versunken war. Der verzweifelte Mann suchte nach seinem Sand – einem damals auf der Schwäbischen Alb äußerst raren Baumaterial – und stieß dabei auf den überwachsenen Eingang der Höhle.

Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr, April bis Anfang November

Info: Rasthaus Tiefenhöhle, Telefonnummer: 0 73 33 / 55 86, www.tiefenhoehle.de

Erdmannshöhle

Der Sage nach sollen früher Zwerge (= Erdmännchen) in der Höhle gewohnt haben. Als sicher gilt, dass die Erdmannshöhle im Südschwarzwald mit einer Länge von 2000 Metern (rund 350 können besichtigt werden) eine der längsten Schauhöhlen Deutschlands ist. Der größte Tropfstein der Höhle ist weit über 100 000 Jahre alt und über vier Meter hoch, bei einer Dicke von zwei Metern – also alles andere als zwergenhaft.

Öffnungszeiten. täglich 10-17 Uhr, außerhalb der Sommermonate geänderte Öffnungszeiten

Info: Erdmannshöhle, Telefonnummer:

0 77 62 / 80 99 01, www.gemeinde-hasel.de

Wendelsteinhöhle

Die Lage der Wendelsteinhöhle ist einzigartig: Als höchstgelegene Schauhöhle Deutschlands (1711 Meter über dem Meeresspiegel) durchzieht sie das Gipfelmassiv des Wendelsteins im Mangfallgebirge. Zu erreichen ist sie bequem mit der Wendelsteinbahn. Weil in der Höhle selbst im Hochsommer Minustemperaturen herrschen können, sollten sich Besucher warm anziehen. Der Eintritt beträgt nur einen Euro, weshalb die Wendelsteinhöhle auch die Schauhöhle mit dem niedrigsten Eintrittspreis sein dürfte.

Öffnungszeiten: täglich 9 bis 16 Uhr, Ende Mai bis Anfang November

Info: Wendelsteinbahn, Telefonnummer:

0 80 34 / 30 80, im Internet:

www.wendelsteinbahn.de

Schellenberger Eishöhle

Die größte bekannte Eishöhle ist gleichzeitig auch die einzige als Schauhöhle erschlossene Eishöhle hierzulande. Zu erreichen ist sie entweder über einen dreistündigen Fußmarsch ab Marktschellenberg im Berchtesgadener Land oder mit der Untersbergseilbahn – aber auch dann sind noch 200 Höhenmeter bis zur Höhle zu bewältigen. Im Inneren des eisigen Hohlraums, der auf rund 1500 Metern über dem Meeresspiegel liegt, erwartet die Wanderer eine ordentliche Abkühlung: Die Temperaturen schwanken stets um den Gefrierpunkt herum. Elektrisches Licht gibt es hier nicht. Besucher leuchten sich den Weg selbst aus mit Karbidlampen, die am Eingang zur Verfügung gestellt werden. Zu sehen sind bizarre Eisgebilde, manche geschätzte 3000 Jahre alt und bis zu 30 Meter dick. Der jahreszeitlich bedingte Wechsel zwischen Auftauen und Gefrieren formt das Innere der Höhle immer wieder neu. Warme Kleidung und robustes Schuhwerk sind beim Besuch ein absolutes Muss.

Öffnungszeiten: täglich 10 bis 16 Uhr, von Pfingsten bis Ende Oktober

Info: Touristinfo Marktschellenberg, Telefon: 0 86 50 / 98 88 30, www.eishoehle.net

Allgemeines: Eine Übersicht über alle deutschen Schauhöhlen gibt es im Internet beim Verband der Deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V. auf der Homepage www.vdhk.de

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