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"Bayerisch Reality": Die Ammergauer Alpen GmbH wirbt auf der ITB mit einem 3-D-Film.

© Simon Bauer, Ammergauer Alpen GmbH, Gemeinde Oberammergau.

Virtual Reality: Schauen Sie sich ruhig um

Urlaubskataloge sind passé, nun wirbt die Branche mit „virtueller Realität“. ITB-Besucher können direkt am Stand in die 360-Grad-Welten eintauchen.

Wer ein Urlaubsziel sucht, hat viele Möglichkeiten. Er kann Empfehlungen von Freunden und Bekannten einholen, im Internet recherchieren, Kataloge wälzen, sich im Reisebüro beraten lassen. Oder eine VR-Brille aufsetzen und sich schon mal am Strand, im Hotel oder auf dem Kreuzfahrtschiff umsehen, das er vielleicht buchen möchte.

Die Abkürzung „VR“ steht für „virtuelle Realität“. In diesem Jahr werden zahlreiche ITB-Aussteller damit für ihre Angebote werben, zum Beispiel Lufthansa, Tui oder die Urlaubsregion Südtirol. Messebesucher erhalten an den Ständen einen virtuellen Vorgeschmack auf etliche Reiseziele. Die dafür notwendigen, klobigen Geräte erinnern an Taucher- oder Skibrillen, sie heißen „Oculus Rift“, „Samsung Gear VR“ oder auch „Zeiss VR One“. Anstelle der Gläser hat eine VR-Brille einen Bildschirm und registriert die Kopfbewegungen ihres Trägers. Die Filme und Foto-Panoramen bieten einen 360-Grad-Rundumblick. „Man kann sich drehen, umschauen und dadurch viel stärker in den Raum eintauchen als bei einem Video“, sagt Michael Faber von der Beraterfirma Tourismuszukunft.

Die Reisebranche setzt einige Hoffnungen auf VR. Die Technologie soll den Kunden veranschaulichen, was sie am Urlaubsort erwartet – zum Beispiel, wie der Wellnessbereich eines Hotels oder der Ballsaal eines Kreuzfahrtschiffes aussieht. Katalogtexte und Internetbewertungen mögen zwar viele Zahlen und Fakten bieten. Doch lassen sich die Urlaubsziele mit den 360-Grad-Aufnahmen deutlich besser „emotionalisieren“, wie es im Branchenjargon heißt.

Marktstudien legen nahe, dass die Konsumenten gegenüber VR sehr aufgeschlossen sind. Schließlich kommt die Technologie auch verstärkt in anderen Bereichen zum Einsatz, etwa in Kinos oder bei Computerspielen.

Auch die Verbreitung der Brillen wächst kontinuierlich. Zwar erscheint die finale Fassung der „Oculus Rift“ erst im April, bis jetzt sind nur Vorabversionen in Umlauf. Doch mit Halterungen wie dem Google Cardboard lassen sich auch Smartphones zu VR-Brillen umfunktionieren. Samsung verkauft sein neues Modell S7 gleich im Paket mit der Brille Gear VR.

VR-Filme werden mit 3-D-Kameras gefilmt und besitzen eine starke Tiefenwirkung. Auch Rundumfotos offenbaren durch die Wahl des Blickwinkels viele Details. „Für unsere 360-Grad-Panoramen nutzen wir Spiegelreflexkameras“, erklärt Andreas Weigel von der Firma Diginetmedia. „Die Kamera wird um jeweils 60 Grad gedreht, anschließend fügen wir die Fotos am Computer zusammen.“ Diginetmedia erstellt virtuelle 360-Grad-Touren für Tourismusunternehmen wie Aida, Hapag-Lloyd oder die Kempinski-Hotels. Reisebüros wiederum können die VR-Datenbank abonnieren und ihren Kunden ausgewählte Reiseziele präsentieren. Manche Reisebüros verleihen auch Cardboard-Brillen, damit Kunden sich die Orte in aller Ruhe zu Hause anschauen können. Und bei der Rückgabe der Brillen vielleicht eine Reise buchen.

Virtuelle Touren sind aber nicht nur für VR-Brillen geeignet, sie kommen auch immer häufiger im Webbrowser zum Einsatz. Unternehmen wie Aida oder Aldiana bieten auf ihren Websites zahlreiche Rundgänge an. Für das luftige Panoramafoto eines Wüstenhotels in Abu Dhabi nutzte Diginetmedia eine Kameradrohne. Interaktiv werden die virtuellen Rundgänge durch sogenannte Hotspots: Das sind Kamerastandpunkte, die der Nutzer per Blick (VR-Brille) oder Mausklick (Browser) direkt anwählen kann. „Für die virtuelle Tour auf der ,Mein Schiff 4‘ haben wir rund 250 Einzelpanoramen miteinander verknüpft. Das Schiff ist dadurch komplett erkundbar", sagt Weigel.

Die Produktion von VR-Videos ist derzeit noch recht aufwendig und teuer. ITB-Besucher können sich einen 360-Grad-Film in der Bayern-Halle (6.2) anschauen, am Stand der Ammergauer Alpen GmbH. Die kleine Region im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hat zur Messe einen Werbefilm mit dem Titel „Bayerisch Reality“ produzieren lassen. Der viereinhalbminütige Streifen handelt von einer bayerischen Studentin, die zu einem Auslandssemester aufbricht. Damit sie kein Heimweh bekommt, produzieren ihre Eltern ein Erinnerungsvideo in 3-D. Es zeigt Facetten der Region: eine Fahrt mit der Sommerrodelbahn „Alpine Coaster“, das Konzert einer Blaskapelle und einen Ballonflug mit Bergpanorama.

„Bayerisch Reality“ setzt stark auf Interaktion: „Wir wollen die Nutzer dazu bringen, sich zu bewegen, sich umzudrehen“, sagt Christian Loth, Geschäftsführer der Ammergauer Alpen GmbH. Sehr gut funktioniert das etwa beim virtuellen Versteckspiel im Wald, bei dem auch die dreidimensionale Tonkulisse wichtig ist.

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