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Ran an die Rinde. An der frischen Luft dürfen Freiwillige im Nationalpark Eifel helfen.

© Oliver Berg/pa/dpa

Voluntourismus: Faire Ferien

In Urlaub fahren und Gutes tun, das kann man buchen. „Voluntourismus“ heißt der neue Trend.

Den Urlaub nicht nur am Strand verbringen, sondern gleichzeitig Gutes tun – geht das? Ja, das neue Stichwort dafür heißt „Voluntourismus“, ein Begriff entstanden aus dem englischen Wort Volunteering (Freiwilligenarbeit) und Tourismus, ein Verhalten, das sich auch in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreut. Viele Reiseveranstalter entsprechen diesem Wunsch und bieten eine Kombination aus Urlaub und Engagement an. „Das Bewusstsein dafür steigt“, sagt etwa Kuzey Esener vom Reiseveranstalter Tui.

Was ist möglich?

Ein Engagement während des Urlaubs ist beispielweise im sozialen Bereich oder im Umweltschutz möglich. „Das heißt konkret, seine freie Zeit beispielsweise in einem Kinderheim in Lateinamerika oder einem Wildlife-Projekt in Kanada zu verbringen“, sagt Birgit Dreyer, Reiseexpertin bei der Europäischen Reiseversicherung ERV. Die Teilnahmedauer reicht von mehreren Tagen bis zu sechs Monaten. Wichtig zu wissen: „Voluntourismus“ gibt es nicht umsonst. Im Gegensatz zur Mitarbeit in Hilfsorganisationen wie zum Beispiel Ärzte ohne Grenzen oder bei einem freiwilligen sozialen Jahr muss die Teilnahme bezahlt werden.

Wo kann man sich informieren?

Das Beratungsportal für Freiwilligendienste im Ausland, ausland.org, bietet Interessierten einen Überblick über Workcamps – etwa in Afrika oder Südamerika. Die Internetseite fairunter wegs.org informiert ebenfalls und gibt Tipps rund um das Thema Engagement im Urlaub.

Kann man „Voluntourismus“ wie eine normale Urlaubsreise buchen? Die Angebote variieren stark. Bei manchen Projekten müssen sich die Teilnehmer ihre Unterkunft und Verpflegung selbst organisieren. Andere Veranstalter bieten ein Rundum-sorglos-Paket an. „Es beinhaltet Unterkunft und Transport vor Ort, Teilnahme an dem Freiwilligenprojekt, Verpflegung sowie An- und Abreise“, sagt Dreyer. Von den großen Reiseveranstaltern hat STA Travel ein umfangreiches Angebot zur Freiwilligenarbeit im Ausland im Programm. Tui bietet über den britischen Veranstalter i-to-i Freiwilligenprojekte an.

Was ist zu beachten?

Der Informationsdienst Tourismus und Entwicklung TourismWatch des evangelischen Entwicklungsdienstes Brot für die Welt mahnt zur Sorgfalt bei der Auswahl des Anbieters. Die Entwicklung und der Vertrieb von „Voluntourismus“-Projekten seien mit besonderen Anforderungen und Verantwortungen verbunden. „Ein seriöser Anbieter muss sowohl über das touristische Handwerk als auch über einiges Know-how zur Zusammenarbeit mit Entwicklungs- und Umweltprojekten verfügen“, gibt der Informationsdienst auf seiner Homepage tourism-watch.de zu bedenken.

Was ist sonst noch wichtig zu wissen?

Da viele Hilfsprojekte auf anderen Kontinenten stattfinden, sollten sich Interessierte frühzeitig beim Auswärtigen Amt über Einreise- und Visabestimmungen informieren, betont Reiseexpertin Dreyer. Wichtig sei zudem, für einen ausreichenden Impfschutz zu sorgen. Informationen darüber haben Krankenkassen oder das Zentrum für Reisemedizin. Auch der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung ist ratsam.

Wo liegen die Vorteile des „Voluntourismus“?

Neben der Überzeugung, etwas Sinnvolles getan zu haben, erhalten Teilnehmer authentische Eindrücke vom Gastland. Sie leben nicht nur in der wohligen Hotelwelt, sondern kommen mit den Menschen an Ort und Stelle in Kontakt. „Oft halten im Gastland gewonnene Freundschaften noch Jahre darüber hinaus“, sagt Christoph Sonnenberg von ausland.org. Die überwiegende Mehrheit der Urlauber komme mit einem positiven Gefühl aus dem Ausland zurück, betont er.

Welchen Nutzen haben die Einheimischen?

Darüber gehen die Einschätzungen auseinander. Manche Kritiker bemängeln, dass die Arbeit der Freiwilligen auch von den Einheimischen selbst übernommen werden könnte. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist das Stichwort. Dies sei besser und nachhaltiger für die dortige Wirtschaft.

Susanne Richter gibt in einer Studie auf ausland.org die „fehlende Erfahrung und den Wissensstand der Freiwilligen“ zu bedenken. In manchen Fällen könne der Mangel an Qualifikation sogar Schaden anrichten, „wenn die Gemeinschaft für die Volunteers als Gäste aufkommen muss und kein spürbarer Beitrag zurückkommt“. Christoph Sonnenberg will diese Befürchtungen aber nicht gelten lassen. Er ist überzeugt: Wenn zum Beispiel Schulen in Entwicklungsländern Geld hätten, eigenes Personal einzustellen, würden sie es tun. (AFP)

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