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Schönes Ambiente im Brandenburger Hotel „Zur Bleiche“. Immerhin drei Lilien wurden dem Haus aktuell verliehen.

© dpa

Wellness im Test: Nofretete hilft nicht

Österreich schlägt Deutschland. In einem aktuellen Wellness-Ranking erreichen nur fünf deutsche Betriebe die Spitzenbewertung.

Der schöne Schein der Werbebroschüren der deutschen Wellnesshotels hat einer objektiven Überprüfung neuerlich nicht Stand gehalten. Österreich, das ebenfalls unter die Lupe genommen wurde, schnitt deutlich besser ab. Beim aktuellen Ranking des unabhängigen Branchenführers Relax Guide (Ausgabe 2013) schafften es nur 224 (16,7 Prozent) der insgesamt 1341 getesteten deutschen Häuser, die Zwölf-Punkte-Hürde zu überspringen und mit zumindest einer der renommierten Lilien ausgezeichnet zu werden. Die Spitzenbewertung von vier Lilien erreichten überhaupt nur fünf Betriebe. Darunter das Georgshöhe Strandhotel auf Norderney, das Kranzbach bei Garmisch-Partenkirchen, Schloss Elmau und das Bareiss in Baiersbronn.

Das Team um Herausgeber Christian Werner testet das gesamte Jahr über anonym sämtliche Hotels, die unter dem Label „Wellness“ firmieren. Die Überprüfungen werden anhand eines standardisierten Verfahrens durchgeführt. Ab 13 Punkten wird dem Haus eine Lilie verliehen. Die Höchstnote von vier Lilien wird bei 19 und 20 Punkten vergeben.

Wellness zählt zu den teuersten Urlaubssparten überhaupt: Der Durchschnittspreis für eine Nacht pro Person in einem Doppelzimmer beträgt 82,86 Euro. „Dafür hat der Gast auch ein ausgezeichnetes Service in einem ansprechenden Ambiente verdient“, findet Werner. Doch die Realität sieht oft ganz anders aus. „Das unschöne Phänomen, dass der Gast abgezockt wird, beobachten wir leider auch in Deutschland“, kritisiert Werner. So werden etwa anstatt richtiger Massagen selbst in Spitzenhäusern völlig wirkungslose Fantasie-Treatments mit blumigen Namen wie „Nofretetes Traum“ oder „Afrikanische Isis-Massage mit Kaviar“ feilgeboten. Hinzu kommt, dass viele Häuser schon aufgrund ihrer Lage für einen Erholungsurlaub völlig ungeeignet sind. So liegt etwa jedes dritte Hotel in einem Ortszentrum, 15 Prozent sogar an einer Hauptstraße.

Eine in Deutschland besonders verbreitete Unsitte ist es nach Ansicht der Tester, den Spa-Bereich auch für Nicht-Hotel-Gäste zu öffnen. Bei 48 Prozent der getesteten Wellnesshotels mussten sich die gut zahlenden Urlauber mit fremden Spa-Besuchern um die Ruheliegen raufen. In Österreich versuchten nur 9,3 Prozent der Häuser auf diesem Weg, eine bessere Auslastung zu erlangen. kai

Relax Guide 2013 Deutschland, ISBN: 978-3-902115-44-7, mit eBook, 24,90 Euro

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