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Leipzig

© dpa

Wohnungsunternehmen: Städteurlaub bei Genossen

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften vermieten möbliert – gern auch an Touristen.

Schnee soweit man blicken kann. Freunde der weißen Pracht zieht es derzeit verstärkt in die Hochlagen. Auch im Harz freuen sich die Pensionen und Hotels über den Ansturm der Gäste. „Das Interesse an unserer Harz-Ferienwohnung in Schierke ist nicht so berauschend. Im Januar stand sie zum größten Teil leer“, sagt dagegen Karin Steinwachs von der Braunschweiger Genossenschaft Bauen und Wohnen. Viele Wohnungsgenossenschaften und auch einige kommunale Wohnungsunternehmen vermieten komplett eingerichtete Wohnungen an Gäste. Allerdings hält sich die Werbung dafür in Grenzen. Dabei sind die Preise durchaus attraktiv.

So wird etwa die 43 Quadratmeter große Schierker Ferienwohnung mit Blick auf den Wurmberg bereits ab 25 Euro für zwei Personen pro Nacht vermietet – und zwar an jedermann. Ein Angebot, mit dem die Braunschweiger Genossenschaft noch einen Hintergedanken verfolgt, wie man auf ihrer Homepage erfährt: „Wenn Sie sich entscheiden, in Schierke eine Wohnung der Bauen und Wohnen eG anzumieten, erstatten wir Ihnen den Preis.“

Es sind vor allem Wohnungsunternehmen im Osten, Norden und Westen Deutschlands, die häufig mit Leerständen zu kämpfen haben und seit einigen Jahren einige ihrer Wohnungen für Gäste vorhalten. Besonders in Mecklenburg-Vorpommern setzt man darauf, die Einnahmen durch die Vermietung an Touristen etwas zu erhöhen. „Wir können die Problematik des Leerstandes so nicht beseitigen, aber durch solche Angebote bekommen wir ein besseres Image. Außerdem ist es gerade an der Ostsee nicht billig und unsere Ferienwohnungen sind speziell für Familien attraktiv“, sagt Liane Hercher, Referentin für Wohnungswirtschaft in der Geschäftsstelle Schwerin des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen. Auf der Internetseite www.urlaubswoh nen-in-mv.de bieten 16 VNW-Mitglieder Ferienwohnungen an – etwa in Bergen auf Rügen eine Dreizimmerwohnung für bis zu fünf Personen ab 37 Euro plus Endreinigungspauschale.

„Wir hatten im vergangenen Jahr eine sehr gute Auslastung, doch selbst für die Sommerferien hat man derzeit noch Chancen, etwas zu bekommen“, sagt Hercher. Schöne Gegend, günstige Preise – aber wer will seinen Urlaub möglicherweise in einer Plattenbausiedlung verbringen? „Solche Bedenken hören wir nur bei Anfragen aus dem Westen. Unsere Ferienwohnungen befinden sich häufig in Wohnsiedlungen, die sich aber nicht von denen in Westdeutschland unterscheiden. Außerdem sind alle Gebäude modernisiert und die Inneneinrichtung ist auf dem neuesten Stand“, entgegnet Hercher. Einige Vermieter zerstreuen die Vorbehalte, indem sie wie die Magdeburger Wohnungsbaugenossenschaft von 1893 ausschließlich sanierte Altbauwohnungen vermitteln.

Unterschiede gibt es auch bei den Preisen. So vermietet die Torgelower Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft ihre Ferienwohnung in Marlow im Küstenhinterland während der Woche für acht Euro pro Person und Nacht. In Berlin-Wilmersdorf zahlt ein Gast dagegen bei der Degewo für eine komplett eingerichtete 42 Quadratmeter große Wohnung 55 Euro, für vier Personen kostet es 70 Euro die Nacht. „Wir hatten früher auch Wohnungen in Pankow, die wir aufgegeben haben, weil Touristen zentrale Lagen bevorzugen. Unseren Mietern bieten wir spezielle Gästewohnungen an, in denen sie ihren Besuch günstig unterbringen können, in Wilmersdorf zum Beispiel eine Zweizimmerwohnung für vier Personen für 31 Euro die Nacht. Das ist ein besonderer Service für unsere Kunden, der zu unserem guten Ruf als Vermieter beiträgt“, sagt Degewo-Pressesprecher Michael Zarth.

Ein komplettes Verzeichnis der Ferien- und Gästewohnungen gibt es nicht, wohl aber verschiedene Listen mit ausgewählten Genossenschaften. Die WBG Bad Salzungen in Thüringen hat unter www.wbg-basa.de/service/gaeste1.htm rund ein Dutzend Genossenschaften aufgeführt, die günstige Ferienwohnungen vermieten. Weitere Angebote in 32 Städten finden sich auf der Seite der Braunschweiger Genossenschaft unter www.bauwo-bs.de/gaestewohnungen. Unter www.gaestewohnen.de präsentieren Genossenschaften aus 18 Städten von Flensburg bis Weimar ihre Angebote für Touristen. Wer sein Wunschziel hier nicht entdeckt, kann bei den örtlichen Wohnungsgesellschaften nachfragen, ob sie Ferienwohnungen vermieten. In jedem Fall muss bei der Kontaktaufnahme geklärt werden, ob das Angebot auch für Nicht-Mitglieder von Genossenschaften gilt.

Während etwa bei der Wohnungsbaugenossenschaft Zukunft in Erfurt, der Stiftung Meyersche Häuser in Leipzig, der Wohnungsgenossenschaft Witten- Mitte oder der Baugenossenschaft der Buchdrucker in Hamburg jeder Gast willkommen ist, überlassen die gws-Wohnen Dortmund-Süd oder die Neue Wohnen Wohnungsgenossenschaft in Strausberg ihre Gästewohnungen nur ihren eigenen Mitgliedern oder denen von einigen Partnergenossenschaften. „Wenn wir unsere Wohnung in Bad Saarow an jeden Interessenten vermieten würden, wäre sie immer belegt und unsere Mitglieder hätten häufig das Nachsehen“, begründet Daniela Seek vom Neue Wohnen-Vorstand diese Praxis. Genossenschaftswohnungen nur für Genossen – nach diesem Prinzip funktioniert auch das Angebot, das unter www.gaestewohnungstausch.de zu finden ist. Die 5000 Mitglieder der Berliner Wohnungsbaugenossenschaft DPF können bei 15 Partnergenossenschaften preisgünstigen Urlaub machen, zum Beispiel in Konstanz am Bodensee, Luzern, Hamburg oder an der holländischen Küste. Da mögen Nicht-Genossen neidisch werden.

Joachim Göres

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