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Nieznanski

© Stefan Jacobs

Wroclaw, km 2195: So gerade nicht!

Der 37-jährige Geograf Piotr Nieznanski vom WWF beobachtet und kontrolliert in Wroclaw die Warschauer Regierung, die mit einem gigantischen Projekt die noch weitgehend naturbelassene Oder begradigen will.

Fröhlich stürmt der Umweltschützer in sein helles Büro, von dem aus er auf einen alten, teilweise zugeschütteten Oderarm blickt. Piotr Nieznanski ist ein paar Minuten zu spät; er stand im Stau, weil statt früher 60.000 jetzt 300.000 Autos auf die Straßen von Breslau passen müssen. Als Projektleiter beim WWF, dem World Wide Fund For Nature, will der 37-jährige Geograf die Oder retten. Er beobachtet und kontrolliert die Warschauer Regierung, die mit ihrem gigantischen Projekt "Odra 2006" den noch weitgehend naturbelassenen Fluss begradigen, allzeit schiffbar machen und zwischen Deichen bändigen will.

"Erst war ich ein bekloppter Öko", sagt Nieznanski und startet seinen Laptop, um vorzuführen, warum sich das geändert hat: In einer Powerpoint-Präsentation zeigt er für jeden Flusskilometer, wie sich Hochwasservorsorge und Schiffsverkehr ökologisch meistern lassen. Auf seinem Computer ist gespeichert, was Polens Regierung nach Ansicht der Umweltfreunde vernachlässigt. Etwa die großen ufernahen Auewälder im Norden Schlesiens: Weil die Regierung sie in Brüssel nicht als schützenswert gemeldet hat, hat er das eben nachgeholt.

Immer wieder mahnt er in Warschau auch eine Analyse zur Wirtschaftlichkeit des Vorhabens an. Bisher zwar erfolglos. Aber die Verwaltung merkt, dass sie beobachtet wird - wie es in Demokratien üblich ist. Mit dem Umweltbewusstsein der polnischen Bürger sei es noch nicht weit her, sagt Nieznanski. Bis vor zwei Jahren erhielt der WWF null private Spenden. In drei Jahren sollen sie die wichtigste Geldquelle sein. Laut einer Umfrage kennen. Stefan Jacobs

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