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Erzbischof Christodoulos

© dpa

Religion: Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche gestorben

Erzbischof Christodoulos ist tot und soll in Athen beerdigt werden. Streitigkeiten und Skandale waren während der Amtszeit des Oberhauptes der griechisch-orthodoxen Kirche keine Seltenheit.

Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Christodoulos, ist am Montagmorgen nach langem Krebsleiden im Alter von 69 Jahren in seinem Athener Amtssitz gestorben. Dies berichtete das staatliche griechische Fernsehen (NET). In Griechenland wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Fahnen auf öffentlichen Gebäuden wurden auf Halbmast gesetzt, die Glocken aller Kirchen läuteten als Zeichen der Trauer.

Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis bezeichnete den gestorbenen Erzbischof als eine "erleuchtete Persönlichkeit, die die Rolle der Orthodoxie weltweit stärkte".

Tag der Beerdigung steht noch nicht fest

Die Bischofssynode, das höchste Gremium der orthodoxen Kirche Griechenlands, wird am Montagnachmittag über den Tag der Trauerfeier und der Beerdigung entscheiden, berichtete das Fernsehen weiter. Christodoulos soll in Athen beerdigt werden. Gläubige können drei Tage lang in der Kathedrale von Athen dem Verstorbenen die letzte Ehre erweisen.

Der höchste Geistliche der griechischen Kirche litt an Leber- und Darmkrebs. Eine Lebertransplantation in den USA war vergangenes Jahr gescheitert.

Christodoulos wurde am 17. Januar 1939 in der nordgriechischen Kleinstadt Xanthi geboren. Sein weltlicher Name war Christos Papaskevaides. Am 29. April 1998 wurde er vom höchsten Gremium der griechisch orthodoxen Kirche, der Synode, zum Oberhaupt gewählt.

Amtszeit von Skandalen überschattet

Als Höhepunkt seiner Amtszeit gilt der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Mai 2001 in Athen. Es war der erste Besuch eines Papstes in Griechenland seit der Trennung (Schisma) der beiden Kirchen im Jahr 1054. Als erster griechischer Erzbischof besuchte Christodoulos im Dezember 2006 Rom.

Seine Amtszeit wurde jedoch von Streitigkeiten mit den griechischen Regierungen und einigen Skandalen überschattet. Christodoulos widersetzte sich der Trennung von Staat und Kirche in Griechenland. Im Jahre 2000 organisierte er Großdemonstrationen gegen die Abschaffung des Religionsvermerks aus griechischen Ausweisen. Die Kirche sammelte damals drei Millionen Protest-Unterschriften, zudem demonstrierten in Athen mehr als 300.000 Menschen. Der Vermerk wurde dennoch aus den griechischen Ausweisen abgeschafft.

Christodoulos brachte mit nationalistischen Äußerungen wiederholt die griechische Regierung in Verlegenheit. Im Jahre 2005 bezeichnete er die Türken als "Barbaren", die nichts in der EU zu suchen hätten. Das Athener Außenministerium sah sich zur offiziellen Erklärung gezwungen, Griechenland unterstütze die von der Türkei angestrebte EU-Mitgliedschaft.

Die Synode der griechischen Bischöfe wird innerhalb von 20 Tagen einen neuen Erzbischof wählen, berichtete das griechische Fernsehen weiter. Die griechische Verfassung erkennt den orthodoxen Glauben als "herrschende Religion" an. Fast 97 Prozent der Griechen bekennen sich zur griechisch-orthodoxen Kirche. (mbo/dpa)

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