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Panorama: "Report": Falscher Alarm um Anti-Babypille

Das ARD-Magazin "Report" (Mainz) hat Wirbel verursacht. Danach befürchten Mediziner negative Auswirkungen der Mikro-Anti-Babypille auf die Knochendichte junger Frauen.

Das ARD-Magazin "Report" (Mainz) hat Wirbel verursacht. Danach befürchten Mediziner negative Auswirkungen der Mikro-Anti-Babypille auf die Knochendichte junger Frauen. Das Magazin stützt sich dabei vor allem auf die Aussage des Münchner Sportmediziners Dr. Manfred Hartard. Dieser sagte, dass Mädchen, die in jungen Jahren die Pille nähmen, damit rechnen müssten, dass ihre Knochen beeinflusst werden. Dabei verweist der Mediziner auf Studien aus England, nach denen Frauen, die mit der niedrig dosierten Pille verhüteten, sich häufiger die Knochen brächen. Auch die Schering-AG habe sich bereits dieses Themas angenommen.

In "groß angelegten Studien", heißt es, arbeite man dort "mit Hochdruck an der Frage, ob es eine dramatische, bislang unbekannte Nebenwirkung der Pille gerade für die umworbenen jungen Mädchen gibt". Nach Ansicht von Professor Dieter Felsenberg werden hier Tatsachen verdreht. Der Berliner Osteoporose-Experte führt selbst für den Schering-Konzern eine entsprechende Studie durch, die aber geht ganz im Gegenteil davon aus, dass die Pille sich positiv auf den Knochenaufbau auswirkt, da sie den Östrogenstoffwechsel reguliert. Felsenberg sind bislang keine Studien bekannt, die von einem negativen Einfluss der Pille auf Knochen berichten. "Hier wurde ein völlig nebensächliches Thema aufgebauscht", sagt der Berliner Wissenschaftler. Die etwaigen Auswirkungen der Pille auf den Knochenbau seien in der Osteoporose-Forschung der letzte und kleinste Stein in einem großen Mosaik und hätten einen entsprechend geringen Stellenwert. Auch Felsenberg ist von "Report" befragt worden. Dabei habe er eine Hypothese in den Raum gestellt, die offenbar genutzt wurde, das angebliche Osteoporose-Risiko zu untermauern: "Während der Pubertät passen Jungen und Mädchen ihre Knochen der Muskelkraft an", so der Mediziner. Vermutlich als Vorbereitung auf die Schwangerschaft produzieren Mädchen in dieser Zeit aber mehr Knochenmasse als Jungen. Dieser Überschuss ist offenbar an die Bildung von Östrogen gekoppelt. Die Hypothese sei nun die, dass die Pille, wird sie zwischen 14 und 18 Jahren eingenommen, dem Körper signalisiere, die Pubertät sei abgeschlossen, die vermehrte Bildung von Knochenmasse könne aufhören. Daraus habe "Report" geschlossen, dass auch Felsenberg von einem erhöhten Osteoporose-Risiko ausgehe. Dies sei aber nicht der Fall, stellte der Wissenschaftler klar.

Julia Thurau

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