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Panorama: Rinderwahn auch ohne Tiermehl? Der erste Fall dieser Art in Deutschland

Berlin - Jetzt ist es passiert: Zum ersten Mal ist bei einer Kuh in Bayern, die nach dem Tiermehlverbot Ende 2000 geboren wurde, BSE nachgewiesen worden. Tiermehl gilt als Hauptinfektionsquelle für den Rinderwahn, die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE).

Berlin - Jetzt ist es passiert: Zum ersten Mal ist bei einer Kuh in Bayern, die nach dem Tiermehlverbot Ende 2000 geboren wurde, BSE nachgewiesen worden. Tiermehl gilt als Hauptinfektionsquelle für den Rinderwahn, die Bovine Spongiforme Enzephalopathie (BSE).

Das Tier aus dem bayerischen Schwaben ist am 28. Mai 2001 geboren worden und wurde getötet, weil es sich an einem Bein verletzt hatte. Die Krankheit war noch nicht ausgebrochen. Das Tier sollte auch nicht zu Wurst verarbeitet werden. Trotzdem ist der Fall beunruhigend. Alexander Müller, Staatssekretär im Verbraucherministerium in Berlin, sagt: „Damit ist eingetreten, was alle befürchtet haben, was aber zu erwarten war: Das Verfütterungsverbot ist zwar im Dezember 2000 in Kraft getreten, aber möglicherweise nicht überall vollständig umgesetzt worden.“ Das vermutet auch Roland Eichhorn, Sprecher des Verbraucherministeriums in Bayern. „Man muss wohl davon ausgehen, dass nicht das ganze Futter gleich nach dem Verbot sofort weggeworfen worden ist“, sagte er dem Tagesspiegel. Tatsächlich hatte die Verordnung über das Tiermehlverbot ein kleines Schlupfloch gelassen. Sollten die Bauern ihre Tiere nicht mehr ernähren können, durften sie beispielsweise Milchaustauscher, in die Fette aus der Tiermehlproduktion gemischt worden waren, noch für eine kurze Übergangszeit einsetzen.

Mitte kommender Woche soll eine zehnköpfige Expertenkommission, „die den Hof gerade völlig auf den Kopf stellt“, wie Eichhorn sagt, über ihre Ergebnisse berichten. Unwahrscheinlich ist die Vermutung nicht, dass auch nach dem Verbot noch tiermehlverseuchtes Futter verwendet worden sein könnte. Schließlich sind bis 2001 in Bayern noch in 70 Prozent aller Futtermittelproben für Wiederkäuer tierische Bestandteile gefunden worden, obwohl es in der gesamten Europäischen Union schon seit 1994 verboten war, Tiermehl an Wiederkäuer zu verfüttern. Nach Angaben Eichhorns wurden auch im Jahr 2001 noch immer in sieben Prozent aller Futtermittelproben tierische Bestandteile entdeckt.

Der neueste BSE-Fall ist der erste in Bayern in diesem Jahr. In ganz Deutschland wurden in diesem Jahr bisher 13 Fälle gezählt. Insgesamt waren es 370.

Auch in Großbritannien und in der Schweiz hat es neue BSE-Fälle nach dem umfassenden Tiermehlverbot gegeben. In Großbritannien waren es zwischen 1996 und 2003 rund 120 Fälle. Erst am 1. März ist eine weitere Kuh entdeckt worden, die am 13. Oktober 2001 geboren wurde. Die Ergebnisse einer Forschungsgruppe, die herausfinden soll, wie sich diese Tiere infiziert haben, liegt noch nicht vor. Untersucht werden genetische und Umwelteinflüsse. Ergebnisse werden frühestens Mitte des Jahres erwartet.

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