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Panorama: Rock zur Taufe

Gianna Nannini wird mit 54 Mutter. Das Baby soll Penelope heißen – gleichzeitig erscheint die neue CD

Mitten im August war Gianna Nannini von Paparazzi ertappt worden. In einem Londoner Fachgeschäft suchte sie Umstandskleidung aus. Nannini selbst verweigerte jeden Kommentar, aber ihr Land diskutierte und ereiferte sich umso mehr: Ihrem Lebensmotto getreu hatte Italiens erfolgreichste Rock- und Popsängerin schon wieder „alle Verbote gebrochen“. Mit 54 Jahren wollte sie Mutter werden! Ohne Mann auch noch!

Ein Gewaltakt gegen die Natur, Egoismus, übersteigerter Selbstbestimmungswahn, das Gegenteil wahrer Mutterschaft, drang es aus den Kommentarspalten der konservativ-katholischen Zeitungen. Und als ruchbar wurde, dass Nanninis Baby und ihre neue CD fast zeitgleich das Licht der Welt erblicken sollten, schlossen die Beobachter: Es geht nur ums Geschäft.

Im achten Monat hat Gianni Nannini ihr Schweigen jetzt beendet. Seit diesem Mittwoch prangt sie mit dickem Bauch auf dem Titelblatt der „Vanity Fair“. Und um die Provokation noch zu steigern, trägt sie ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Gott ist eine Frau.“ Im Inneren des Magazins schreibt Nannini einen Liebesbrief. An ihre Tochter. „Penelope will ich dich nennen, weil du so lange auf mich gewartet hast.“ Penelope also, wie die Frau des Odysseus, die zehn Jahre ihrem herumirrenden Heldengatten entgegenharrte.

„Man zeigt schon das ganze Leben lang mit den Fingern auf mich“, schreibt Nannini, die früher gerne erzählte, wie sie „sieben oder acht Männer zur gleichen Zeit gehabt“ und sexuelle Erfahrungen auch mit Frauen gesammelt hatte. Vielleicht, sagt sie jetzt, „habe ich ja manchen Irrtum begangen. Aber wenn ich jetzt etwas weiß, dann das, dass du alles bist, Penelope, nur kein Irrtum“.

Auf die in Italien heiß diskutierte Frage, wie sie zum Kind gekommen ist, geht Nannini mit keinem Wort ein, auf einen möglichen Lebenspartner ebenso wenig. Den katholischen Kritikern wirft sie – die alte Rebellin gegen ihr eigenes Elternhaus – entgegen: „Familie ist zum Davonlaufen.“

Aber immerhin versucht sie eine Antwort darauf, warum sie erst jetzt „bereit“ ist: „Wer Kinder in die Welt setzen will, müsste eine Prüfung machen, die den Respekt vor dem Leben der anderen und vor ihrer Freiheit umfasst. Fürs Auto braucht man einen Führerschein, sogar fürs Moped. Und auf Kinder will man mit weniger Verantwortungsgefühl losgehen?“ Sie selbst habe jetzt diesen „Führerschein“: „Im Lauf der Jahre habe ich gelernt zu leben und zu lieben.“

Auffallend häufig kommt bei Nannini die Wendung „Io e Te“ vor, „Ich und du“. Für einen Liebesbrief nichts Ungewöhnliches, aber „Io e Te“ heißt auch die neue CD, die im Januar erscheinen soll. „Ciao, Schatz“, schließt Gianna ihren Brief: „Wir werden tolle Sachen erleben, ich und du. Gott ist eine Frau. Das wirst du bald kapieren. Und ihr alle, die ihr mir nahe oder fern steht: Ich liebe euch. Ich lade euch alle zu meiner Rock-Taufe ein.“

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