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Polizisten stehen am Sonntag zwischen Motorrädern vor dem Restaurant Twin Peaks in Waco, Texas, USA. Bei einer Schießerei kamen neun Menschen ums Leben.

©  Waco Police Department/dpa

Update

Rockerkrieg in Waco, Texas: Neun Tote bei Schießerei zwischen Rockergruppen in den USA

In der Stadt Waco im US-Bundesstaat Texas haben sich seit Wochen schwelende Spannungen zwischen rivalisierenden Rockergruppen entladen. Bei einer Schießerei in einem Restaurant starben etliche Menschen, viele wurden verletzt. Die Polizei wusste von dem Treffen in der berüchtigten Bar.

Bei einer blutigen Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Rockergruppen sind im US-Bundesstaat Texas neun Bandenmitglieder getötet und 18 weitere verletzt worden. Die meisten Opfer hätten Schuss- und Stichwunden erlitten, teilte die Polizei mit. Mitglieder von fünf Motorradgangs waren demnach am Sonntagmittag (Ortszeit) in einem Grill-Restaurant eines Einkaufszentrums der Stadt Waco aufeinander losgegangen.

„Das ist der grausigste Tatort, den ich in 34 Dienstjahren erlebt habe. Überall ist Blut“, sagte Polizeisprecher W. Patrick Swanton. Es sei kaum zu glauben, dass weder unbeteiligte Zivilisten noch Beamte zu Schaden gekommen seien. „Viele unschuldige Menschen hätten verletzt werden können“, betonte er.

Nur wenige Meter vom Tatort entfernt hätten viele Familien in einem anderen Lokal zu Mittag gegessen. Zahlreiche Autoscheiben wiesen Einschusslöcher auf. Verängstigte Passanten hätten Schutz hinter geparkten Autos gesucht. In dem Grill-Restaurant selbst flüchteten sich Kunden und Angestellte in einen Kühlraum, wie der örtliche TV-Sender KWTX meldete.

Ein Polizist führt einen Rocker nach einer Schießerei in Waco, Texas, ab.
Ein Polizist führt einen Rocker nach einer Schießerei in Waco, Texas, ab.

© Reuters/Waco Police Department

An der Auseinandersetzung waren den Ermittlungen zufolge Mitglieder von bis zu fünf Motorrad-Gangs beteiligt. Der Streit begann in den Toilettenräumen der "Twin Peaks Sports Bar and Grill" zunächst als Prügelei und setzte sich in der Bar fort, bis die Rocker schließlich auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum mit Messern, Baseballschlägern, Ketten und schließlich Schusswaffen aufeinander losgingen.

Da die Polizei im Vorfeld von dem Rocker-Treffen wusste, trafen rasch Beamte am Tatort ein - zu diesem Zeitpunkt gab es jedoch schon neun Todesopfer und laut Medienberichten 18 Verletzte in den Reihen der Rocker. Polizeibeamte gaben Warnschüsse ab und nahmen zahlreiche Verdächtige fest. Laut Polizei wurden mehr als 100 Waffen am Tatort beschlagnahmt.

Polizei räumt das Gelände

Aus Sorge, Bandenmitglieder könnten ihre blutige Fehde fortsetzen wollen, ordneten die Behörden die Schließung des Einkaufszentrums und umliegender Gebäude an. Die Polizei forderte die Bewohner der Stadt via Facebook auf, das Einkaufszentrum und seine Umgebung zu meiden. "Wir riegeln den gesamten Central Texas Marketplace ab, wenn Sie dort sind, verlassen Sie ihn sofort", hieß es in dem Aufruf. "Aus Sicherheitsgründen wiederholen wir: Kommen Sie nicht in dieses Gebiet." Die Polizei nehme weiterhin Verdächtige fest, die bewaffnet dorthin kämen. "Dies ist nicht die Zeit für Besichtigungen, denn wir haben es mit sehr gefährlichen Individuen zu tun", warnte die Polizei.

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Laut Polizeisprecher Swanton hatte die Polizei der als Rockertreff berüchtigten "Twin Peaks Bar" im Vorfeld ihre Sorge angesichts des geplanten Bandentreffens mitgeteilt. Die Verantwortlichen der Bar hätten sich jedoch nicht kooperativ gezeigt.

Rund 100 Waffen seien sichergestellt worden. Nach der Schießerei seien etwa 100 Verdächtige zur Befragung festgenommen worden. Die Tagesschau berichtet von fast 200 festgenommenen Personen. Nach Medienangaben in den USA wurden 192 Menschen festgenommen. Der Vorwurf lautet Organisierte Kriminalität, teilte die Polizei in Waco (Texas) auf Facebook mit. Ihre Fälle würden nach und nach bearbeitet. Die Polizei befürchte nun Vergeltungsaktionen der beteiligten Rockergruppen. Im Mittelpunkt des Streits standen den Berichten zufolge die rivalisierenden Motorradgangs „Bandidos“ und „Cossacks“. Der Auslöser ist noch unklar. Möglicherweise hätten sich die Rocker in der Gegend Konkurrenz beim Anwerben neuer Mitglieder gemacht. In anderen Berichten hieß es, die Auseinandersetzung habe sich an einem Streit um Parkplätze entzündet.

Die Situation sei jedenfalls eskaliert: Angefangen habe es mit Faustkämpfen, dann seien Füße, Ketten, Knüppel, Messer und schließlich Schusswaffen eingesetzt worden. Auch auf die Polizisten sei geschossen worden, diese hätten das Feuer erwidert, sagte Swanton.

Nach Angaben der Zeitung „Waco Tribune“ begann der Konflikt in einem Toilettenraum des Restaurants und griff dann auf die Bar und den Parkplatz über. Den Berichten zufolge war die Polizei wegen der Spannungen seit Wochen alarmiert, besonders an Donnerstagabenden, an denen es in dem Restaurant „Biker Nights“ gibt. Etwa ein Dutzend Polizisten seien daher bereits vor dem Zwischenfall vor Ort gewesen. Kritik äußerten die Ermittler an den Betreibern des Restaurants.

Diese hätten trotz der Appelle der Polizei die Rocker-Treffen in dem Lokal weiter zugelassen. „Wir sind entsetzt“, teilte das Restaurant nach dem Blutbad über Facebook mit.

Die Stadt Waco war vor mehr als 20 Jahren international in die Schlagzeilen geraten: Im April 1993 ging dort das Anwesen der Davidianer-Sekte in Flammen auf, zahlreiche Menschen kamen ums Leben.Vermutlich legten Sekten-Mitglieder das Feuer selbst, als die Polizei das Gelände nach langer Belagerung stürmte. Der selbst ernannte Prophet David Koresh hatte seine „Ranch Apocalypse“ zu einer Festung mit unterirdischem Tunnelsystem ausbauen lassen. (dpa, AFP)

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