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Ein Darsteller steht vor dem Pantheon in Rom.

© Reuters

Rom verlangt Eintrittsgeld: Kleinkrämer im Pantheon

Das Pantheon zählt zu den bedeutendsten Publikumsmagneten Roms. Bisher war der Eintritt frei, doch das soll sich ändern. Behörden und Intellektuelle kämpfen dagegen.

Von den zahlreichen wundervollen Monumenten der Ewigen Stadt ist das Pantheon auf dem früheren Campo Marzio in der Innenstadt sicher eines der wundervollsten – und mit Sicherheit das am besten erhaltene Bauwerk aus der Antike. Der von Kaiser Hadrian zwischen 114 und 124 n. Chr. gebaute Göttertempel beeindruckt noch heute mit seiner 43,3 Meter weiten Kuppel: Bis ins 19. Jahrhundert war sie die Kuppel mit dem größten Innendurchmesser der Welt – noch einen Meter größer als diejenige des 60 000 Gläubige fassenden Petersdoms.

Dass das Pantheon fast zwei Jahrtausende beinahe unversehrt überstanden hat, verdankt es dem Umstand, dass der heidnische Tempel bereits im 7. Jahrhundert von Papst Bonifatius IV. zur Kirche „Sancta Maria ad Martyres“ geweiht wurde. Damit wurde der antike Prachtbau vor dem Schicksal bewahrt, als Steinbruch für neue Kirchen missbraucht zu werden – wie es etwa dem Kolosseum widerfuhr, von dessen Marmor ein wesentlicher Teil im Petersdom verschwand.

Das Pantheon zählt zu den bedeutendsten Publikumsmagneten Roms – im vergangenen Jahr haben knapp acht Millionen Touristen den antiken Tempel besucht. Bisher war der Eintritt gratis – doch dies wird sich nun ändern. Ab Mai wird ein – eher symbolisches – Eintrittsgeld von zwei Euro erhoben. Jährliche Einnahmen von rund zehn Millionen Euro werden erwartet.

Ein Stadtrat will sich aus Protest am Eingang anketten

Dem Entscheid, im Pantheon ein Eintrittsgeld zu kassieren, sind in Rom leidenschaftliche Diskussionen vorausgegangen. Vor allem die Behörden der Standortgemeinde Rom und Intellektuelle haben das Ansinnen bis zuletzt bekämpft. Die Idee sei „die Frucht einer kleinkrämerischen Mentalität, welche die Kunstwerke in erster Linie als touristische Einkommensquelle statt Mittel zur Bildung und Erbauung der Menschen betrachtet“, findet Roms Stadtrat für Kulturelles, Luca Bergamo. Er droht, sich am Eingang des Tempels aus Protest anzuketten, wenn das Regime der Eintrittstickets im Mai eingeführt werde.

Der Kunstkritiker Tommaso Montanari bemühte in einem von der Zeitung „La Repubblica“ veröffentlichten Pamphlet den Philosophen Immanuel Kant, laut dem alles „einen Preis oder eine Würde“ habe – entweder oder. Er erinnerte daran, dass im Pantheon der Renaissance-Meister Raffael sowie zwei Könige und eine Königin der Savoyer begraben seien. Mit der Einführung des Eintrittsgeldes werde eine Brücke in die Antike und zur nationalen Kunst und Geschichte gekappt – und das wegen schnöder zehn Millionen Euro, während in Italien jedes Jahr 120 Milliarden Euro an Steuern hinterzogen würden.

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