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Rosenmontag: Weißer Karneval

Es gilt die Devise, der Karneval kennt keine Krise. Der Rosenmontag hat in Deutschland Millionen Narren in die Kälte getrieben.

Köln/Rio - Es gilt die Devise, der Karneval kennt keine Krise. Der Rosenmontag hat in Deutschland Millionen Narren in die Kälte getrieben. „Man muss nur genug trinken“, johlten in Köln fünf bärtige Babys im Strampelanzug. Viele Kölner mieden die U-Bahn und kamen zu Fuß. Bewegung wärmt. Über eine Million Menschen säumten den Umzug. Auch in Düsseldorf, Mainz und vielen anderen Städten wurden jeweils mehrere hunderttausend Besucher gezählt.

Eine technische Innovation gab es beim Kamelle-Werfen. Zum ersten Mal fuhr in Köln der neue Prinzenwagen mit einem besonderen „Kamelle-System“ mit: Ein Laufband transportierte ständig neues Wurfmaterial nach oben. Der Prinz und sein Gefolge mussten nur noch zugreifen – Tütenaufreißen gehört der Vergangenheit an. Die Kölner Narren brachten auch diesmal wieder 300 Tonnen Süßigkeiten unter die Zuschauer.

Dagegen wurde infolge der Wirtschaftskrise beim diesjährigen Straßenkarneval in Hessen an Kamellen gespart. Die Suche nach Sponsoren sei schwieriger geworden, sagte der hessische Landesvorsitzende der Föderation Europäischer Narren (FEN), Hermann Herdel. Die Vereine hätten deshalb weniger Geld für Süßigkeiten ausgegeben. Dies führe dazu, dass den Zugzuschauern weniger Schokolade und Bonbons zugeworfen würden. Ohnehin seien die Narren bei den größeren Festumzügen, für die auch Musikgruppen für mehrere tausend Euro engagiert werden, auf Sponsoren angewiesen. In Zeiten der Krise gebe es weniger finanzielle Unterstützung.

Diesen Missstand können manche nur mit Alkohol ertränken. Ein Wattenscheider Karnevalsjecke hatte in der Nacht zum Montag die Skala auf dem elektronischen Alkoholtestgerät geknackt. Der 55-Jährige hatte mehr als fünf Promille Alkohol im Blut. Die Skala endet bei fünf.

Finanzkrise, Schweinegrippe, die schwarz-gelbe Regierung, Berlusconi, Mohammed-Karikaturen – es waren nicht immer die neuesten Themen, mit denen sich die Motivwagen beschäftigten. Und mit einer nackten Bundeskanzlerin in Düsseldorf waren es auch nicht immer die originellsten Einfälle. In diese Kategorie gehört auch das Motto des Düsseldorfer Umzugs: „Jeck – we can“. Traditionalisten fanden das sogar zu provokativ. Das ist Düsseldorf.

Ein kleines Drama gab es in Rio de Janeiro bei den traditionellen Samba-Umzügen. Die berühmt gewordene siebenjährige Julia Lira brach bei ihrem umstrittenen Auftritt unter Tränen zusammen. Der Medienansturm bei dem Karnevalsumzug habe das Mädchen total verschreckt, berichteten brasilianische Medien. Sie hatte in einem knappen glitzernden Oberteil und violettem kurzen Federrock die Gruppe der Sambaschule Viradouro angeführt, die von ihrem Vater geleitet wird. Die Entscheidung der Sambaschule Viradouro, ihren Umzug von einer Siebenjährigen anführen zu lassen, hatte im Vorfeld hitzige Debatten ausgelöst. Kinderschützer hatten wegen der erotischen Aufmachung von Sambatänzerinnen dagegen protestiert, die Justiz billigte aber den Auftritt des Mädchens. Da zahlreiche Fotografen und Kameraleute die Kleine umringten, brach sie in Tränen aus. Sie ließ sich in den Armen ihrer Mutter trösten. Anschließend tanzte Julia mit ihrem neunjährigen Tanzpartner Jorginho bis zum Ende des knapp anderthalbstündigen Umzuges weiter. „Es war hart“, sagte Julia nach dem Umzug. Tsp/ddp/dpa/AFP

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