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© AFP

Royals: Der glückliche Prinz

Ein halbes Jahrhundert König im Wartestand - doch an seinem 60. Geburtstag kann Charles mit sich zufrieden sein.

Er ist seit 51 Jahren „Prince of Wales“ und offizieller Thronfolger, der „älteste Lehrling Großbritanniens“. Sollte er einmal den Thron besteigen, dürfte er älter sein als irgendeiner seiner Vorgänger. William IV. wurde mit 64 König. Doch die Queen ist mit 82 noch rüstig und ihre Mutter wurde 102. Im Buckingham Palast denkt man an ihr diamantenes Thronjubiläum 2012. So ist Prinz Charles von seiner Bestimmung noch weit entfernt, wenn er heute die 60 Geburtstagsgeschenke seiner Frau Camilla auspackt, eines für jedes Lebensjahr. Und doch ist er zufrieden wie nie. Wenn er den Tag mit einigen der über 40 000 gestrauchelten Jugendlichen feiert, denen der „Prince''s Trust“, seine wichtigste wohltätige Organisation, jährlich auf die Beine hilft, kann er auf ein geglücktes Lebenswerk blicken. „Zahllose Leben wurden verändert“, lobte die Königin, als sie die Stiftung des Prinzen diese Woche besuchte. Dann sprach sie Charles das größte Lob aus, das er je von seiner Mutter hörte: „Für mich kann es keine größere Genugtuung geben als das Wissen, dass die Prinzipien des Dienens und der Pflichterfüllung bei ihm bestens aufgehoben sind.“

Charles, sagte sie damit, hat das Zeug zum König. Für ihn war diese Woche wieder typisch. Kritisieren und kritisiert werden. In Indonesien wetterte er gegen den Mobilfunk-Mast, der ihm den Blick auf den Borobudur Tempel auf Java verdarb. Ein paar Tage später bei der Kranzniederlegung mit Präsident Sarkozy in Verdun war er dann selbst Zielscheibe: Veteranenverbände fanden, er hätte seinen Kranz auf den Schlachtfeldern der Sommes oder in Ypres niederlegen müs sen, wo britische und nicht deutsche und französische Soldaten fielen. Dann zog er sich den Zorn des Stardirigenten Ricardo Muti zu. Die Royals fanden das Programm, das dieser zum privaten Geburtstagskonzert gestern Abend im Buckingham Palast dirigieren wollte, als Auftakt für ein Festbankett zu lang und zu anspruchsvoll. Beleidigt zog Muti sich zurück. „Macht kein Aufhebens von dem Fest“, hatte Charles verlangt, aber nun wird doch prächtig gefeiert. Am Samstag zur Party im Schloss Highgrove macht Rod Stewart die Musik. Vermutlich singt er dann seinen Hit „You wear it well“, wo es heißt: „Die Jahre stehen ihm gut. Er ist ein bisschen altmodisch, aber das ist all right.“ Als Charles 1988 seinen Vierzigsten feierte, lastete die gescheiterte Ehe mit Diana wie ein Fluch auf ihm. Die Briten hatten Diana, die Prinzessin der Herzen, zur Gegenkönigin erkoren. Charles galt als egoistischer Miesepeter.

Am Fünfzigsten, ein Jahr nach Dianas Tod, wurde Camilla, seine wahre Liebe,von der Königin noch ignoriert. Charles wurde als ungeduldiger Nörgler porträtiert, der sich in Dinge mischt, von denen er nichts versteht: Gentechnologie, Regenwald, Sozialwohnungsbau, alternative Medizin.

Heute ist er 60, glücklich verheiratet und in seiner Rolle als Prince of Wales unbekümmerter und selbstbewusster denn je. „Besser, ich werde für das kritisiert, was ich mache, als für das, was ich nicht mache“, sagte er in einem am Mittwoch von der BBC ausgestrahlten Dokumentarfilm. Man machte sich immer noch über den Ökobauer in Seidenpantoffeln lustig. Die mit ihm gegen Gen-Tomaten kämpfen, wollen nicht verstehen, dass er die Jagd liebt. Aber als er die Welt jüngst in Tokio mahnte, sich weniger um sinkende Aktienpreise und mehr über steigende Umweltemissionen zu sorgen, klang er überhaupt nicht mehr exzentrisch. Charles ist auf der Höhe der Zeit. Manche stoßen sich an seinem verwöhnten Lebensstil und der Pedanterie, mit der er das Frühstücksei verschmäht, wenn es nicht exakt vier Minuten hat. Aber mit seiner jüngst veröffentlichten Jahresbilanz 2007/8 bringt er auch diese Kritiker zum Schweigen. 122 Million Pfund hat er für seine Wohlfahrtsaktivitäten zusammengebracht. Geld aus den Biowürsten der „Duchy Orginals“ fließt direkt in den „Prince''s Trust“, den er 1976 gründete, mit den 7600 Pfund seiner Ausmusterungsprämie von der Royal Navy. Ist er ein zimperlicher Ästhet oder ein einflussreicher Unternehmer, ein Nostalgiker, der für Strohdächer kämpft, oder ein Neuerer, der vorausschaut und Anstöße gibt? Charles sieht da keinen Widerspruch: „Man muss mit der Zeit gehen, ohne die Kontinuität zu verlieren“, sagt er – und verrät vielleicht das Berufsgeheimnis der Monarchen. Wird er den Thron je besteigen? 42 Prozent der Briten wollen das. Nur noch 35 Prozent wollen, dass er zugunsten von William verzichtet. 2005, als Charles Camilla heiratete, wollte die Mehrheit noch William. Charles will von solchen Spekulationen nichts wissen. „Es steht in Gottes Hand“, sagt er und freut sich, dass er als Prince of Wales Dinge tun kann, die ihm als Monarch verwehrt sein werden.

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