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Panorama: Royals für die Monarchie

Kurz vor ihrer Hochzeit verteidigt Kronprinzessin Victoria die schwedische Staatsform

Schloss Drottningholm gleicht dieser Tage einem surrenden Bienenstock. Es gibt viel zu tun. Ganz Schweden fiebert seit Wochen der ersten königlichen Traumhochzeit seit 1976 zu. Damals heiratete der blutjunge König Carl Gustaf seine Silvia. Am 19. Juni wird deren Tochter, Kronprinzessin Victoria, in der gleichen, eigens dafür renovierten Kirche Storkyrkan, ihren Daniel Westling heiraten. Westling stammt aus einfachen Verhältnissen vom Lande. Auf dem feinen Einladungspapier steht schlicht und protokolltreu „Herr Daniel Westling“.

Westling war Victorias Fitnesslehrer und half ihr bei ihren Essstörungen. Seltsamerweise liefert gerade die einfache Herkunft Westlings den Gegnern der Monarchie Munition. Mit der Einheirat eines „Dorf-Sportlers“, wie die Zeitung Aftonbladet schreibt, und unfeinen Skandalen, wie der Trennung der jüngeren Prinzessin Madeleine von ihrem Verlobten, wegen unangenehm detaillierten Seitensprungvorwürfen, werde die Königsfamilie immer gewöhnlicher. So gewöhnlich, dass niemand verstehe, warum sie einen außergewöhnlichen und für den Steuerzahler teuren Status haben soll.

In einem großen Interview im Radio Schweden verteidigt Kronprinzessin Victoria nun die Staatsform. „Die Monarchie halte ich nicht für undemokratisch. Unsere demokratische Ordnung hat ja unsere Staatsform, die A.d.R. repräsentative] Monarchie, gewählt. Auch Umfragen zeigen, dass die Mehrheit das stützt“, sagt sie und unterstreicht die bindende Kraft ihrer Königsfamilie: „Die Monarchie kann eine positive, zusammenhaltende Kraft in der Gesellschaft sein, helfen Gegensätze zu überwinden, Menschen und unterschiedliche Gruppen zusammenführen. Ich werde als zukünftige Königin alles dafür tun“, verspricht sie.

Tatsächlich ist in Umfragen stets eine große Mehrheit im Lande für die Beibehaltung der Monarchie. Selbst die mächtigen Sozialdemokraten die Schweden seit Kriegsende nahezu ununterbrochen und lange mit absoluter Mehrheit regiert haben, trauten sich nicht die Monarchie abzuschaffen, obwohl dies im Grundlagenpapier der Partei als Ziel verankert ist. Selbst eingefleischte Republikaner werden kompromisswilliger und forderten kürzlich, statt der Abschaffung, alle 15 Jahre ein neues Königspaar demokratisch zu wählen. Damit hat Victoria kein Problem. „Es ist wichtig, dass es die Diskussion gibt. Offene und kritische Debatten darüber sind grundlegend für unsere Demokratie“, sagt die zukünftige Regentin Schwedens milde.

Im Jahr 1905 wurde Schweden zur repräsentativen Monarchie. Dass sie als zukünftige Königin Schwedens keine eigene politische Meinung zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen äußern darf, betrachtet Kronprinzessin Victoria nicht als Nachteil. Im Gegenteil. „Ich sehe das nicht als Problem. Eher als Stärke um die schwedische Bevölkerung am besten zu repräsentieren, als eine Art neutraler Beobachter“, sagt sie. Doch als die Kronprinzessin vor Kurzem mit ihrem Verlobten schwedische Soldaten in Afghanistan besuchte, wurde dies als Mandatsüberschreitung kritisiert –weil das für und wider des Afghanistaneinsatzes in Schweden ein Politikum ist. Die Kronprinzessin verneint, dass dies eine politische Handlung war und weist darauf hin, dass solche Besuche auch in anderen europäischen Königsfamilien üblich sind.

Die enormen lebenslangen Kosten für die vielköpfige Königsfamilie und ihre Schlösser sind den Monarchiegegnern ein besonderer Dorn im Auge. Die größte Boulevardzeitung Schwedens warnt vor einer Kostenexplosion, wenn sich die königliche Familie nun durch Heirat und zahlreiche Kinder vermehrt. Die Kosten liegen tatsächlich weit über denen eines amtierenden deutschen Bundespräsidenten. Gleichzeitig beschert die Königsfamilie dem kleinen Land aber weltweite Aufmerksamkeit und ein Image, von dem schwedische Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren. „Ein oft recht grauer Bundespräsident hat nicht die gleiche emotionale Kraft“, sagt ein lange in Stockholm lebender deutscher Diplomat.

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