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© AFP

Royals: Tellerwäscher Ihrer Majestät

Der Buckingham-Palast zeigt Besuchern, wie Königin Elizabeth II. ein Staatsbankett vorbereiten lässt. Der Ablauf des Abendessens wird über ein Ampelsystem geregelt.

Das wichtigste Instrument bei einem königlichen Staatsbankett im Buckingham- Palast ist der Zollstock. Mit dem wird zentimetergenau abgemessen, wie groß der Abstand zwischen den einzelnen Gedecken ist, wie weit die Teller von der Tischkante entfernt stehen und ob alle Stoffservietten auch in einer Flucht liegen. Genau 45 Zentimeter nimmt jedes Gedeck in Anspruch. Dazu gehören schon allein sechs Gläser: ein Rot- und ein Weißweinglas, ein Wasserglas, ein Portweinglas und zwei Champagnergläser – eines für den Begrüßungstoast und eines für den Pudding am Schluss.

45 Zentimeter sind das genau abgesteckte Maß. Wer einen Blick über einen Flügel der U-förmig aufgebauten Tafel des Staatsbanketts im Ballsaal wirft, dem größten Raum des Palastes, kann sehen, dass hier alles akkurat in Reih und Glied liegt. Bis 29. September können sich Besucher für 15,50 Pfund Eintritt anschauen, wie es zugeht, wenn die Königin für Staatsgäste im Buckingham-Palast Hof hält. Queen Elizabeth II. hat in ihrer Amtszeit 97 Staatsbankette gegeben. Das letzte Mal war im März der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy mit seiner Frau Carla Bruni im Buckingham-Palast. Das letzte Bankett zu Ehren eines deutschen Staatsbesuchs wurde 1998 für Bundespräsident Roman Herzog abgehalten.

Die Vorbereitungen dafür beginnen rund sechs Monate davor. Geladen sind rund 170 Gäste. 1014 Gläser und über 2000 Besteckstücke müssen poliert, rund 170 Servietten gefaltet und 23 opulente Blumengestecke angefertigt werden. Die Königin wirft einen letzten Blick über den Tisch, bevor die Gäste kommen.

Das Essen wird auf königlichem Porzellan serviert, das Bestandteil des „Großen Service“ ist: einer Zusammenstellung von Porzellanstücken, die teilweise über 200 Jahre alt sind. Ursprünglich wurde das Große Service für George IV. angefertigt und im Lauf der Jahre stetig erweitert. Heute ist diese Porzellansammlung eine der wertvollsten der Welt mit ägyptischen, griechischen und römischen Verzierungen im Stil des 19. Jahrhunderts. So etwas kommt nicht in eine Spülmaschine. 15 Männer und Frauen spülen das gesamte Geschirr per Hand.

Los geht es für die Gäste im Musiksaal. Dort bekommen sie ein kleines Büchlein, in dem die Gästeliste, eine Menü- und Weinliste sowie eine Titelliste des Orchesters und die Tischordnung zu finden sind. Verziert wird das Büchlein mit einer Schleife in den Nationalfarben des Gastlandes. Wenn alle Gäste im Saal sind, beginnt die Militärkapelle auf dem Balkon die britische Hymne zu spielen, zu der die Königin und das eingeladene Staatsoberhaupt in den Saal einziehen. Die Queen, die als Einzige einen Stuhl mit Armlehnen hat, sitzt am Kopf der Tafel und bringt einen Toast auf die Gesundheit der Gäste aus. Dann wird ein viergängiges Menü serviert. Was es zu essen gibt, müssen die Gäste auf Französisch in ihrer Speisekarte nachlesen, das ist die klassische Gastronomiesprache. In der Regel handelt es sich um eine Vorspeise, einen Fleisch- und einen Fischgang sowie ein Dessert. 100 Bedienstete sind am Ablauf des Abends beteiligt. Pagen in schwarzen Fräcken bedienen die Gäste, Lakaien in roten Uniformen reichen das Essen an die Pagen.

Über ein Ampelsystem wird der Ablauf geregelt. Leuchtet in den Nebenräumen ein blaues Licht, müssen die Lakaien warten. Bei einem gelben Licht kann der nächste Gang gebracht werden. Zum Schluss ziehen zwölf Dudelsackspieler mit dem königlichen Dudelsackspieler, den es hauptberuflich seit Queen Victoria gibt, in den Saal und geben das Signal zum Bankett-Ende.

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