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Russisches U-Boot: Luft reicht nur noch 24 Stunden

In einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit kämpft die russische Marine um die Rettung von sieben Seeleuten in einem gesunkenen Mini-U-Boot vor der Halbinsel Kamtschatka.

Moskau (05.08.2005, 17:36 Uhr)- Die Besatzung habe nur noch für einen Tag Sauerstoff, sagte der Sprecher der Marine, Igor Dygalo, am Freitagmittag in Moskau. Der Unfall fast genau fünf Jahre nach dem Tod von 118 Menschen auf dem Atom-U-Boot «Kursk» zeigte erneut, wie schlecht die russische Marine für Notfälle gerüstet ist.

Das Rettungs-U-Boot AS-28 hing seit Donnerstag in 190 Meter Tiefe an einem Netz oder anderen Gegenstand fest. Als Hoffnungsschimmer wollten die USA per Flugzeug ein Klein-U-Boot des Typs Scorpio zur Unglücksstelle in Marsch setzen. Dygalo kündigte eine Rettungsaktion aus eigenen russischen Kräften für Samstagmittag Ortszeit auf der Kamtschatka an (Nacht zum Samstag in Westeuropa).

Anders als beim «Kursk»-Unglück vom 12. August 2000 forderte Moskau diesmal rasch ausländische Hilfe an. Neben den USA sagte Japan Hilfe zu und ließ vier Kriegsschiffe Kurs auf die Kamtschatka nehmen, wo sie jedoch frühestens am Montag eintreffen konnten.

Den offiziellen Angaben nach war das 13,5 Meter lange Mini-U-Boot vom Typ Pris bei einer Übung in der Berjosowaja-Bucht etwa 70 Kilometer südlich der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski gesunken. Die Schraube habe sich in einem Schleppnetz verfangen, sagte der Kommandeur der russischen Pazifikflotte, Admiral Viktor Fjodorow, am Flottensitz in Wladiwostok. Das U-Boot sei reparaturbedürftig gewesen und das Militär habe dies auch gewusst, erklärte dagegen die Werft Krasnoje Sormowo in Nischni Nowgorod. Dort war die AS-28 im Jahr 1989 gebaut worden.

Wie bei der «Kursk» machte die Marine erneut widersprüchliche Angaben. Im Lauf des Freitags hieß es zunächst, es gebe genug Sauerstoff für vier Tage. Später wurde die Frist auf zwei, dann auf einen Tag verkürzt. Der Zustand der Matrosen sei «normal», hieß es. In dem U-Boot herrsche eine Temperatur von fünf Grad. «Die Besatzung trägt kältefeste Kleidung, Essen und Wasser reichen für fünf Tage», zitierte die Agentur RIA-Nowosti einen Offizier.

Zu den Rettungsversuchen von neun russischen Marineschiffen am Unglücksort gab es nur spärliche Angaben. Zwei Schiffe versuchten, mit Ankern oder Netzen das U-Boot loszureißen.

Die Mini-U-Boote der Typen Pris und Bester wurden zur Rettung von Seeleuten aus U-Booten gebaut. Beim Untergang der «Kursk», die durch die Explosion eines schadhaften Torpedos an Bord versenkt wurde, konnten sie indes nichts ausrichten.

Die russische Marine hatte im Jahr 2000 das Unglück zwei Tage verschwiegen und erst mit Verspätung ausländische Hilfe zugelassen. Auch der damals neue Präsident Wladimir Putin war wegen der Tragödie mit 118 Toten in die Kritik geraten. «Wenn es um die Rettung der Seeleute geht, müssen alle Mittel genutzt werden, einschließlich ausländischer Hilfe», sagte Marinesprecher Dygalo jetzt. (tso)

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