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Russland: Drei ermordete Journalisten in zwei Tagen

Innerhalb von zwei Tagen wurden in Russland drei Journalisten und die Ehefrau eines Journalisten ermordet aufgefunden. Während der mutmaßiche Mörder des kirgisischen Ehepaares bereits gefunden ist, tappt die Polizei in den beiden anderen Fällen noch im Dunkeln. Beide hatten regimekritisch berichtet.

Ein seit mehr als zwei Wochen als vermisst gemeldeter Journalist und seine Ehefrau sind in Kirgistan ermordet aufgefunden worden. Die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtet, dass die Leichen von Juri Alexandrow und seine Frau Angelina in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek gefunden wurden. Die Polizei nahm einen Mann fest, der von Alexandrow eine Wohnung gemietet hatte. Dieser habe gestanden, das Paar mit einem Knüppel ohnmächtig geschlagen und dann erdrosselt zu haben. Alexandrow arbeitete für die russischsprachige Zeitung "Wescherni Bischkek", die Morde stehen laut Polizei aber nicht mit seiner Tätigkeit als Journalist in Zusammenhang.

Zwei Kaukasus-Experten wurden innerhalb 24 Stunden ermordet

Am Freitag waren in Russland zudem binnen 24 Stunden zwei weitere Journalisten ermordet worden. Anders als im Fall Alexandrow gibt es hier aber bisher keine Verdächtigen. Hinweise auf einen Zusammenhang zwischem dem Mord an dem Fernsehreporter Ilias Schurpajew und dem Fernsehjournalisten Gadschi Abaschilow lagen nach Behördenangaben bislang nicht vor. Der Journalistenverband Russlands hat bereits die rasche Aufklärung der Verbrechen gefordert. Weitere Journalisten seien in Lebensgefahr, sollten die Behörden die Täter nicht finden, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Igor Jakowenko, dem Radiosender "Echo Moskwy" . Die beiden am Freitag getöteten Reporter standen laut Medienberichten auf einer Liste mit insgesamt neun unerwünschten Personen. Medien in der Hauptstadt Machatschkala hatten zuvor über Versuche des dagestanischen Präsidentenamtes und der Regierung berichtet, die "negative Berichterstattung" über die Unruheregion im Nordkaukasus zu verhindern.

In Dagestan, einer Nachbarrepublik zu Tschetschenien, mehren sich seit Monaten Berichte über Gewalt zwischen islamisch geprägten Rebellengruppen und russischen Truppen von Militär und Polizei. Immer wieder kommt es in der Region zu schweren Anschlägen auf staatliche Einrichtungen oder Polizeiposten.

"Ich bin der erste auf der Liste"

Der am Freitag in seiner Moskauer Wohnung niedergestochene und erdrosselte Iljas Schurpajew vom staatlichen Fernsehsender "Erster Kanal" hatte vor allem aus seiner Heimat Dagestan berichtet. In seinem Internet-Tagebuch wies er auf den wachsenden Druck von außen hin, ohne konkrete Anschuldigungen auszusprechen. "Ich bin der erste auf der Liste", hatte er mit Blick auf die neun Namen geschrieben. Auch der Chef der staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt, Gadschi Abaschilow, der am Freitagabend in seinem Auto vor einem Geschäft in Machatschkala erschossen wurde, stand auf der Liste.

In Russland kommen jedes Jahr Journalisten gewaltsam ums Leben - oft werden die Todesumstände nie vollständig aufgeklärt. Im November 2006 wurde die Kremlkritikerin Anna Politkowskaja auf dem Weg nach Hause erschossen. Sie hatte oft über Menschenrechtsverletzungen im Nordkaukasus berichtet. Die Täter sind bis heute nicht vor Gericht gestellt worden. (sba/AFP/dpa)

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