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© dpa

Russland: Matt für den "Schachbrett-Mörder"

Letzte Woche wurde Alexander Pitschuschkin schuldig gesprochen. Heute wurde nun in Moskau das Strafmaß für den 48-fachen Mörder verkündet.

Pitschuschkin muss für den Rest seines Lebens hinter Gitter: Ein Moskauer Gericht verurteilte den 33-Jährigen zu lebenslanger Haft. Bei der Urteilsverkündung senkte Pitschuschkin die Augen und schien in sich hinein zu lächeln. Anschließend fragte Richter Wladimir Ussow den Angeklagten, ob er alles verstanden habe. "Ich bin nicht taub", sagte dieser lediglich. Pitschuschkin war in der vergangenen Woche wegen 48-fachen Mordes schuldig gesprochen worden. Er hatte nach eigener Aussage 64 Menschen töten wollen, so viele wie ein Schachbrett Felder hat.

Pitschuschkin sei sich der "extremen Grausamkeit seiner Verbrechen" bewusst gewesen, begründete Ussow das Urteil. Er betonte, dass der Angeklagte im Gefängnis psychiatrisch behandelt werden müsse. Pitschuschkin saß während der Anhörung zurückgelehnt in einer mit schusssicherem Glas geschützten Zelle, die zahlreichen anwesenden Journalisten schien er nicht zu bemerken. Im Gerichtssaal waren auch Angehörige der Opfer des Serienmörders, sie folgten der Urteilsverkündung schweigend. Lebenslänglich ist die höchstmögliche Strafe in Russland, die Todesstrafe ist ausgesetzt.

"Ich war Gott"

Pitschuschkin machte als "Irrer von Bisewski" Schlagzeilen, weil er seine Opfer zumeist mit einem Hammer in dem gleichnamigen Moskauer Park tötete. In dem zehn Wochen dauernden Prozess wurden seine Mordtaten in teils erschütternden Zeugenaussagen aufgearbeitet. Der Angeklagte selbst zeigte nie Reue und äußerte im Gegenteil Stolz auf seine Taten. Nach dem Schuldspruch vergangene Woche hatte er sich in einer Erklärung über das Gericht lustig gemacht: "Seit 500 Tagen bin ich jetzt in Haft, und in dieser Zeit haben Sie alle über mein Schicksal entschieden. Doch es gab eine Zeit, da entschied ich über das Schicksal von 60 Menschen." Bei den Morden sei "er allein der Richter und Henker gewesen. Ich war Gott."

Pitschuschkin kannte zum Teil seine Opfer, zum Teil wählte er Unbekannte aus. Die meisten waren ältere alkoholkranke Männer, die er unter verschiedenen Vorwänden zum gemeinsamen Trinken einlud. Wenn sie betrunken waren, tötete er sie und warf die Leichen in eine Abflussrinne. Das erste Opfer war 1992 Pitschuschkins Klassenkamerad Michail Odiitschuk. Nachdem sie gemeinsam den Plan für die Schachbrett-Morde ausgeheckt hatten, wollte Pitschuschkin seinen Freund loswerden und tötete ihn. Der Serientäter war im Juni 2006 festgenommen worden.

Pitschuschkin gab auch in seinem umfassenden Geständnis im Oktober an, mehr Morde begangen zu haben als ihm nachgewiesen werden konnten. Laut Anklage wollte er den "Rekord" des 1992 zum Tode verurteilten und hingerichteten russischen Serienmörders Andrej Tschikatilo brechen, dem 53 Mode nachgewiesen wurden.

Angehörige der Opfer äußerten sich am Montag unzufrieden mit dem Urteil. Pitschuschkin werde nie verstehen, was er getan habe, sagte Tatjana Fomina, deren 2003 verschwundener Sohn vermutlich von dem Serienmörder getötet wurde. "Es wäre besser gewesen, eine Ausnahme zu machen und ihn hinzurichten." Die Verteidigung wollte nach eigenen Angaben noch entscheiden, ob sie in Berufung gehen will. (mit AFP/dpa)

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