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Saarland: Babys nach Geburt vertauscht

In einem Krankenhaus in Saarlouis sind bereits vor einem halben Jahr zwei neugeborene Säuglinge vertauscht worden. Entdeckt wurde der Vorfall erst, als einer der vermeintlicher Väter die Vaterschaft anzweifelte.

Die beiden Mädchen kamen vor rund sechs Monaten in der St. Elisabeth Klinik in Saarlouis zur Welt. Nun fand ein Elternpaar durch eine Blutuntersuchung heraus, dass sein Baby nicht sein leibliches Kind ist; das andere Elternpaar ist samt falscher Tochter noch nicht ermittelt. "Fakt ist: Wir haben ein Kind und ein Elternpaar, die nicht zusammengehören", sagt der Kaufmännische Direktor der Klinik, Franz-Josef Backes. "Das macht die Sache so dramatisch." In dem Krankenhaus herrscht Fassungs- und Ratlosigkeit. Wie es zu der tragischen Verwechslung kommen konnte, ist ungeklärt.

Zumindest ein Elternpaar hat mittlerweile Gewissheit, doch andere Familien müssen weiter bangen. Noch weiß die Klinik nicht, wo das zweite Kind ist. "Es sind 14 Kinder, die für den Zeitpunkt infrage kommen", sagt Backes. Die Suche sei nicht leicht. "Wir müssen jetzt detektivische Arbeit leisten." Die möglicherweise betroffenen Eltern seien informiert. Letzte Klarheit werden Gen-Tests bringen müssen. "Für die Familien eine furchtbare Belastung", sagt Backes. "Wir lassen allen jede erdenkliche Hilfe zu kommen", ergänzt die Landrätin des Kreises Saarlouis, Monika Bachmann.

Schock nach dem Vaterschaftstest

Ans Licht kam der schrecklich Irrtum erstmals im September. Weil den vermeintlichen Vater Zweifel plagten, machte er einen Vaterschaftstest. Das Ergebnis war eindeutig und schockierend: Das kleine Mädchen ist nicht seine Tochter. Schließlich machte auch die Frau einen Test und wieder war das Ergebnis eindeutig - auch die Mutter ist mit dem Baby nicht verwandt. Das Jugendamt, von Anfang an in den Fall eingebunden, und die Eltern machten weitere Tests. "Wir wollten auf jeden Fall einen Laborfehler ausschließen", sagt Bachmann. Doch auch die letzte Untersuchung brachte Anfang Dezember nur die bekannten Fakten zutage: Das Kind muss von anderen Eltern stammen. Dann wurde auch die Klinik informiert.

"Dem Mädchen geht es gut, der Mutter, lassen sie es mich so sagen, geht es den Umständen entsprechend gut", sagt Bachmann. Viel können die Beteiligten zur Klärung des Vorfalls noch nicht sagen. Wie die beiden Babys vertauscht werden konnten - keiner weiß es. "Wir sind völlig ratlos", sagt Backes. "Wir haben noch keine Antwort auf die Frage, wie so etwas möglich ist." Nach der Geburt bekämen die Babys Namensbändchen, die sie auch behalten. Zur Zeit könne er nichts ausschließen - von einem tragischen Versehen bis zu einer vorsätzlichen Tat. (küs/dpa)

Sebastian Raabe[dpa]

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