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Saarland: Polizei sucht Mörder Jahrzehnte nach der Tat

Mit einem Massengentest soll nach einem, mittlerweile im Rentenalter befindlichen, Mörder im saarländischen Wieskirchen gesucht werden. Die Morde liegen bereits 40 Jahre zurück. Die Polizei versichert, dass niemand durch das Raster fallen soll.

Mehr als 40 Jahre nach dem Mord an einer 13- Jährigen sucht die Polizei im nördlichen Saarland den möglichen Täter mit einem Massengentest. Dem Mann wird auch die Ermordung einer Prostituierten vorgeworfen. Am Donnerstag starteten die Ermittler die aufwendige Aktion in dem saarländischen Kurort Weiskirchen und baten zunächst 24 Rentner, eine Speichelprobe und ihre Fingerabdrücke abzugeben. Bis zum Jahresende sollen nach und nach rund 5000 ältere Männer aus der Region an der Reihenuntersuchung teilnehmen. Das Ziel der Ermittler: Sie wollen einen Briefeschreiber finden, der seit 2005 in fünf Schreiben anonym Hinweise zu den Morden gegeben hat. Die Verbrechen waren 1962 nahe Bielefeld und 1970 in der Nähe von Ulm geschehen.

Polizei: Täter könnte jeden Tag gefasst werden

In einem sechsten Brief, der vor kurzem im saarländischen Landeskriminalamt einging, warnte der anonyme Autor die Beamten, dass sie an der falschen Stelle nach ihm suchten. Er wohne nicht in der Region. Die Beamten aber glauben ihm nicht: "Das ist ein untauglicher Versuch, von der Region abzulenken", sagte Knut Packmohr von der Polizei in Bielefeld. Die Polizisten der Ermittlungsgruppe "Brief" sind sich sicher, den mysteriösen Schreiber nun zu finden: Das Netz ziehe sich immer enger zu, der Mann müsse jeden Tag damit rechnen, "dass wir vor seiner Tür stehen".

Der Briefschreiber könnte nach Einschätzungen der Ermittler der gesuchte Mörder sein. An den Briefen seien Fingerabdrücke und Gen- Spuren gesichert worden und manche Details in den Schreiben könne nur der Täter wissen. Reste von DNA-Spuren, die nach Jahrzehnten an Beweisstücken der Morde gesichert werden konnten, würden zudem "nicht ausschließen", dass der Mann die beiden Frauen umgebracht hat.

Die Opfer waren ein 1962 getötetes 13-jähriges Mädchen aus Rheda- Wiedenbrück bei Gütersloh und die 1970 aus Nürnberg verschwundene, damals 29 Jahre alte Prostituierte Heiderose Berchner. Zudem habe es zwischen 1962 und 1969 im Raum Nürnberg vier weitere Morde an Prostituierten gegeben, für die möglicherweise derselbe Täter verantwortlich sei. Über den genauen Inhalt der Briefe hüllt sich die Polizei aus "ermittlungstaktischen Gründen" in Schweigen. Die Analyse habe aber ein recht konkretes Täterprofil ergeben.

Polizei: "Ein unauffälliger Rentner"

Die Polizei geht davon aus, dass der Gesuchte 65 Jahre oder älter ist, möglicherweise habe er als Fahrer bei einer Spedition gearbeitet. "Er wird ein ganz unauffälliger Rentner sein", sagte Packmohr. Mit großer Wahrscheinlichkeit wohne er in der Hochwald- Region. Vor allem seine Abneigung gegen Pop-Star DJ Ötzi bestärkte die Beamten in dieser Vermutung: In einem Brief vom Juni 2007 äußerte er sich abfällig über ein Konzert des Musikers in Weiskirchen und drohte, den Sänger "abzuknallen". Grundlage für den Brief war ein Artikel in einem Anzeigenblatt, das nur in der Region verteilt wird.

Die Teilnahme an dem Gen-Test ist freiwillig, doch wer der Vorladung nicht folge, werde "sicher genauer untersucht werden", sagte Packmohr. "Es wird niemand durchs Raster fallen."

Sebastian Raabe[dpa]

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