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Sabine Christiansen

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Sabine Christiansen: Abschied nach 10 Jahren

"Danke, dass Sie uns die Treue gehalten haben, und auf Wiedersehen" - knapp und auf den Punkt hat sich Sabine Christiansen am Sonntagabend vom deutschen Fernsehen verabschiedet.

"Danke, dass Sie uns die Treue gehalten haben, und auf Wiedersehen" - knapp und auf den Punkt hat sich Sabine Christiansen am Sonntagabend vom deutschen Fernsehen verabschiedet. Fast so verbindlich und beiläufig wie an fast jedem Sonntag der vergangenen zehn Jahre, in denen ihre Sendung mit durchschnittlich vier Millionen Zuschauern nach dem "Tatort" zum Anker im ARD-Abendprogramm wurde. So blieb es Bundespräsident Horst Köhler vorbehalten, als einziger Gast der 477. und letzten Ausgabe von "Sabine Christiansen", ein wenig feierlichen Glanz in die Talkrunde zu bringen. Er sprach von einer Sendung, die "Geschichte geschrieben" habe.

Doch weder Köhler noch Christiansen hatten das letzte Wort, sondern "Dittsche". Aus seiner Hamburger TV-Imbissstube erwies der Komiker Olli Dittrich in einem Einspieler Christiansen seine Reverenz und berichtete in seiner Paraderolle als Arbeitsloser, wie er mit seiner Nachbarin die Talksendung nachgespielt habe. "Frau Karger" sei Sabine Christiansen gewesen, Freund Giovanni Gregor Gysi, er selber habe den Part von Christiansen-Coiffeur Udo Walz übernommen.

Quote mit Prominenten

Diese Sicht auf das "wirklich wahre Leben", wie das "Dittsche"-Motto lautet, war der rote Faden, den die im weißen Hosenanzug gekleidete Christiansen in der einstündigen Abschiedsrunde mit Köhler suchte. Mit Prominenten wie Bill Clinton, George W. Bush oder Bill Gates hatte die Journalistin immer wieder gute Quoten gehabt und journalistische Erfolge gefeiert. Zum Abschied nahm sich Christiansen das Staatsoberhaupt vor. Köhler wusste die Gunst der Stunde zu nutzen und ging mit deutlichen Worten mit "der Politik" und den Managern ins Gericht.

Köhlers Worte saßen. Er sprach von Politikern, die zu wenig zuhören, vom schlechten Steuersystem in Deutschland, das nicht einmal er verstehe, vom mittlerweile "guten Nationalgefühl" der Deutschen, vom Vertrauensverlust in die Entscheidungen der Regierenden.

Köhler geißelt Manager

Den früheren RAF-Terroristen Christian Klar nannte Köhler einen "gnadenlosen Mörder", den er aber "immer noch als Menschen betrachte". Auch geißelte der Präsident Manager, die trotz miserabler Leistungen mit dem "goldenen Handschlag" verabschiedet werden, und fand sogar Franz Münteferings Wort über Investmentfonds als "Heuschrecken" eine gute, aus "dem Bauch heraus" gesprochene Beschreibung.

Auf Christiansen Frage, was er von einem möglichen EU-Beitritt der Türkei halte, antwortete Köhler: "Die Türkei ist ein anderer Kulturkreis, das ist erstmal ein Fakt." Ob er aber auch dafür sei, die Türkei in die EU aufzunehmen - diese Frage stellte Christiansen nicht.

Schuhsohle und Bierdeckel

Die Sendung war auch eine Rückschau auf zehn Jahre "Berliner Republik". In Zitat- und Filmschnipseln zogen sie wieder vorbei: Guido Westerwelle mit der "18-Prozent"-Schuhsohle und Friedrich Merz mit der "Bierdeckel-Steuererklärung", auch Oskar Lafontaine und Gerhard Schröder, Jürgen Trittin und Joschka Fischer, Gregor Gysi und Angela Merkel.

Den Blick in das wahre Leben der Hartz-IV-Empfänger gewährten etwa ein arbeitsloser Ingenieur aus Mecklenburg-Vorpommern und eine junge Frau mit "Migrationshintergrund", die sich wie Köhler über das Scheitern der Integration beklagte. Und als zuletzt "Dittsche" im Morgenmantel am Tresen stand und über Christiansens "schöne Beine" und Merkels "solide deutsche Damenbeine" sprach, grüßte Günther Jauch von draußen durch das Imbiss-Fenster. Nicht Anne Will, die am 16. September antritt, sondern der RTL-Mann war ursprünglich als Christiansen-Nachfolger im Gespräch, hatte der ARD aber einen Korb gegeben. "Der hat hier Hausverbot", sagte Imbiss-Wirt Ingo - und ließ Jauch vor der Tür stehen.

Esteban Engel[dpa]

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