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Sachsen: Teilgeständnis nach Tod von Vierjährigem

Im Fall des mutmaßlich zu Tode misshandelten Mehmet aus Zwickau hat der Lebensgefährte der Mutter ein Teilgeständnis abgelegt. Angesichts der Häufung von Kindesmisshandlungen wird der Ruf nach Konsequenzen lauter.

Zwickau - Der 45-jährige Mann habe zugegeben, den Vierjährigen erheblich misshandelt zu haben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Zwickau. Mehmets 28-jährige Mutter gab zu, die Misshandlungen ihres Sohnes durch den Lebensgefährten mitbekommen zu haben. Sie sitzt wie der 45-Jährige wegen Totschlagsverdachts in Untersuchungshaft. Mehmet war am Freitag in einem Zwickauer Krankenhaus an starken Hirnblutungen gestorben. Der Tatverdächtige hatte zuvor selbst einen Notarzt angerufen und angegeben, Mehmet sei die Treppe heruntergefallen. Eine Obduktion ergab aber, dass der Junge am ganzen Körper blaue Flecken hatte, mangelhaft ernährt war und an starken Hirnblutungen starb. Zwei weitere Kinder im Alter von einem und sechs Jahren, die in der Familie lebten, wurden vorläufig in einem Kinderheim untergebracht.

Kevins Todesursache steht noch nicht fest

In Bremen versuchen Ermittler weiter, den Tod des zweijährigen Kevin aufzuklären. Die genau Todesursache stehe noch nicht fest, sagte ein Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft. Kevin stand seit dem Tod der Mutter 2005 unter Vormundschaft des Jugendamtes, lebte aber beim drogensüchtigen und vorbestraften Vater. Im Kühlschrank des Vaters wurde vergangene Woche die Leiche des Jungen gefunden.

Im Fall eines toten Babys in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt warten die Behörden unterdessen auf weitere rechtsmedizinische Erkenntnisse. Weder ein natürlicher Tod des Kindes noch ein Tötungsdelikt könnten derzeit ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle. Die Babyleiche war am Freitagmorgen in der Wohnung der alkoholkranken Mutter entdeckt worden. Gegen sie wird wegen des Anfangsverdachts des Totschlags und der unterlassenen Hilfeleistung ermittelt.

Ruf nach besserem Kinderschutz wird immer lauter

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familie, Kerstin Griese (SPD), betonte, das Recht der Kinder auf eine gewaltfreie Erziehung sei höher zu stellen als Elternrechte und Datenschutz. Gemäß dem Grundgesetz habe die staatliche Gemeinschaft über den Umgang von Eltern mit ihren Kindern zu wachen, sagte Griese dem Deutschlandradio Kultur. Daher seien höhere Verbindlichkeiten für Eltern beispielsweise bei verpflichtenden Vorsorgeuntersuchungen ebenso angebracht wie eine bessere Betreuung von Kindern aus schwierigen Verhältnissen. Diese Betreuung solle bereits im vierten Schwangerschaftsmonat beginnen, forderte Griese.

Der Kriminologe Christian Pfeiffer warnte, Kindstötungen seien kein Einzelfall. Fast immer treffe es Kinder aus Familien am "extremen sozialen Rand", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Bei einem leichten Rückgang der Fälle von Kindstötungen in den vergangenen 15 oder 20 Jahren gebe es gleichzeitig große regionale Unterschiede. "Im Osten ist die Not noch größer als im Westen. Im Osten gab es ein früher dreifaches, heute etwas mehr als doppeltes Risiko für kleine Kinder, Opfer von Kindstötungen zu werden." Pfeiffer plädierte für ein in den USA bewährtes Modell intensiver Betreuung von Problemfamilien schon während der Schwangerschaft. Kriminalität und Drogenkonsum in den Familien gingen dadurch zurück. (tso/AFP)

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