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Die Trauerfeier für die junge Studentin Tugce Albayrak fand in einer kleinen Moschee in dem hessischen Ort Wächtersbach statt. Weltweit nahmen Menschen Anteil und zündeten Kerzen an.

© dpa

Sana-Klinikum Offenbach: Rund 90 Klinikmitarbeiter lasen unerlaubt Tugces Krankenakte

Vor dreieinhalb Monaten wurde die Studentin Tugce ins Koma geprügelt, sie starb wenig später. Der Hauptverdächtige sitzt in Haft. Im Sana-Klinikum Offenbach, wo das Mädchen verstorben war, hat der Vorfall die Mitarbeiter emotional so sehr mitgerissen, dass sie die Privatsphäre mehrfach missachteten.

Während Prügelopfer Tugce in Offenbach um ihr Leben rang, haben rund 90 Krankenhaus-Mitarbeiter illegal ihre Akte gelesen. Das Sana-Klinikum Offenbach bestätigte am Freitag entsprechende Medienberichte. Eigentlich dürfen nur Ärzte und Pfleger Krankenakten einsehen, die mit dem Patienten direkt zu tun haben. Das Schicksal der Studentin habe alle Menschen, auch die Klinikmitarbeiter, „emotional sehr angegriffen“, sagte Geschäftsführer Sascha John. „Das war die Hauptmotivation.“ Menschlich sei das nachvollziehbar - zu entschuldigen sei es aber nicht. Derzeit werde mit allen Beschuldigten gesprochen. Ihnen drohen Ab- oder Ermahnungen, Kündigungen wurden bisher nicht ausgesprochen.

Man habe keine Hinweise darauf, dass jemand Unterlagen kopiert und weitergegeben habe, sagte John. Ans Licht gekommen war der Fall, weil das Datensystem der Klinik für November 2014 überdurchschnittlich viele Zugriffe auf Krankenakten auswies. Als die Klinikleitung nach dem Grund suchte, fiel die Häufung bei Tugce auf. Die Studentin war Mitte November vor einem Fast-Food-Lokal in Offenbach niedergeschlagen worden. Knapp zwei Wochen lang lag sie im Koma, bevor die lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet wurden. (dpa)

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