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Rettungskräfte und Polizisten helfen einem Verwundeten auf dem Gerichtsgebäude in Mailand.

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Update

Schießerei in Mailand: Angeklagter erschießt drei Menschen in Gerichtsgebäude

In einem Gerichtsgebäude in Italien hat ein Angeklagter drei Menschen erschossen. Der Täter musste sich wegen betrügerischen Bankrotts vor Gericht im Justizpalast in Mailand verantworten.

Ein bewaffneter Mann hat am Donnerstag im Mailänder Justizpalast das Feuer eröffnet, zwei Menschen erschossen und zwei weitere verletzt. Nach Angaben der Rettungskräfte wurde später in dem Gebäude die Leiche eines dritten Mannes gefunden, der offenbar einem Herzinfarkt erlag. Der Täter flüchtete laut Innenminister Angelino Alfano auf einem Motorroller, konnte von der Polizei aber rund 25 Kilometer außerhalb Mailands festgenommen werden.

Berichten der italienischen Medien zufolge musste sich der mutmaßliche Schütze in einem Bankrottverfahren vor Gericht verantworten. Er eröffnete demnach am Morgen plötzlich das Feuer im dritten Stockwerk des Justizpalasts und erschoss einen Insolvenzrichter sowie einen Anwalt. Ein drittes Opfer wurde schwer verletzt.

Die Polizei ging zunächst davon aus, dass sich der Schütze nach der Tat weiter im Gebäude verschanzt hielt. Die Zugänge wurden gesperrt und die Menschen in Sicherheit gebracht. Vor dem Gebäude warteten mehrere Krankenwagen. In Wirklichkeit war er jedoch mit seinem Motorroller geflüchtet. Wie Innenminister Alfano über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, wurde er schließlich in der Ortschaft Vimercate nordöstlich von Mailand geschnappt und in eine Kaserne der Polizei gebracht.

Wie kam der Mann mit der Waffe in das Gebäude?

Unklar war zunächst, wie der Mann mit seiner Waffe in das Gebäude gelangen konnte, da die Eingänge mit Metalldetektoren kontrolliert werden. Die Regionalbehörden forderten Innenminister Alfano auf, die Sicherheitsvorkehrungen in dem Gebäude zu prüfen. Der Justizpalast steht im historischen Zentrum von Mailand, nur wenige Straßen vom Dom und dem Geschäftsviertel entfernt.

"Plötzlich hörten wir mindestens drei bis vier Schüsse", berichtete der Anwalt Marcello Ilia über den Vorfall. "Wir fragten uns noch, was los ist, als eine große Zahl von Polizisten auftauchte. Sie forderten uns auf, den Raum nicht zu verlassen und schlossen uns ein." Nach wenigen Minuten seien sie wieder aus dem Raum gelassen und zum Ausgang gebracht worden. "Sie sagten uns, ein bewaffneter Mann im Anzug und mit Krawatte halte sich im Gericht auf." Sein Kollege Valerio Maraniello sagte, der mutmaßliche Schütze sei ihm bekannt. Vor zwei oder drei Jahren sei er in einer Immobilienaffäre Anwalt des Mannes gewesen. Er habe ihn als "aggressiv und ein wenig paranoid" erlebt: "Er war stets davon überzeugt, dass man ihn übers Ohr hauen will. Auf Ratschläge hörte er nie".

Ein Kollege des erschossenen Richters Fernando Ciampi äußerte sich "schockiert" über den Angriff. "Ich kannte Richter Ciampi persönlich", sagte Gherardo Colombo vor dem Gerichtsgebäude. "Es ist einfach absurd, dass jemand auf diese Weise stirbt, während er seine Arbeit macht", sagte er weiter und fügte hinzu, das derzeitige feindliche "Klima gegenüber der Justiz" könne für die tödlichen Schüsse mitverantwortlich sein. (AFP)

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