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Schiffskollision vor Sizilien: "Eine angekündigte Katastrophe"

Schweres Schiffsunglück in Süditalien: Beim Zusammenstoß einer italienischen Schnellfähre mit einem Frachtschiff vor der sizilianischen Küste sind vier Menschen ums Leben gekommen und fast 90 verletzt worden.

Rom - Hilflos, starr vor Angst sahen die Passagiere der "Segesta Jet" das riesige Frachtschiff auf sich zurasen. "Meine Güte, das Schiff war riesig, ich sah es aus dem Fenster direkt auf uns zukommen, und dann war da dieser Knall", erinnert sich Elisa, eine 17-jährige Studentin aus Sizilien. Dann wurde es dunkel, "schwarz wie Pech", beschrieb eine Zeitung die Szene. Minutenlang fiel das Licht auf der Schnellfähre aus. Viele riefen verzweifelt um Hilfe, andere liefen in Panik umher, Verletzte schrien vor Schmerzen. "Tragödie vor Messina", titelte die Zeitung "La Repubblica".

Vier Besatzungsmitglieder, darunter der Kapitän, kamen ums Leben. Aber die Kollision des Tragflügelbootes mit einem 130 Meter langen Frachtschiff in der Meerenge von Messina ging dennoch glimpflicher aus, als zunächst befürchtet: Alle rund 130 Passagiere überlebten.

"Ein Wunder, ein Wunder!"

"Ein Wunder, ein Wunder!", ruft Elisa. "Ich dachte, ich würde mit der Fähre untergehen und sterben." Sie hat bei der Kollision leichte Verletzungen erlitten, muss einige Tage im Krankenhaus bleiben. Auch knapp 90 ihrer Mitreisenden wurden bei dem gewaltigen Zusammenstoß am Montagabend verletzt, einige von ihnen schwer. "Ich bin drei Meter nach vorne geschleudert worden und es stank furchtbar nach Benzin", sagt die 20-jährige Chiara. Augenzeugenberichten zufolge brach an Bord auch ein Feuer aus.

Den herbeigeeilten Rettungskräften, die nach wenigen Minuten eintrafen, bot sich ein Bild des Grauens: Mehrere Passagiere waren aus Panik über Bord gesprungen und trieben hilflos in den Fluten, viele an Bord bluteten am Kopf, die Fenster warfen zersprungen, überall lagen Trümmer.

Ursache offenbar menschliches Versagen

Ermittler glauben, dass menschliches Versagen des Kapitäns für die Kollision verantwortlich war. "Aber durch ein Manöver in letzter Sekunde hat er wahrscheinlich viele Menschenleben gerettet", schrieb die Zeitung "Corriere della Sera". So stieß das Tragflügelboot nicht frontal mit dem Containerschiff "Susan Borchard" zusammen, sondern knallte seitlich gegen dessen Bug. Wie "ein Geschoss" sei die Fähre gegen die Spitze des unter der Flagge von Antigua und Barbuda fahrenden Frachtschiffes geknallt - und diese wurde so zu einer "gigantischen Klinge", die die Kommandobrücke fast zerschnitt, hieß es. Der Kapitän, sein Maschinist und zwei Mitglieder der Crew hatten keine Chance.

"Das war eine angekündigte Katastrophe", ärgert sich der Sekretär der sizilianischen Transportgewerkschaft Cisl, Enzo Testa. Schon seit Jahren beklagen Experten den immer weiter zunehmenden Schiffsverkehr, in der 32 Kilometer langen und teilweise nur drei Kilometer breiten Wasserstraße. Allein die Segesta Jet fuhr 33 Mal am Tag von Reggio Calabria auf dem Festland die knapp 30 Minuten lange Strecke nach Messina auf Sizilien. "Das ist heute der meistbefahrene Meeresabschnitt in ganz Italien", erklärt Testa. "Nach diesem schweren Unfall sollten wir uns jetzt ernsthaft mit dem Thema Sicherheit auseinander setzen." (Von Carola Frentzen, dpa)

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